... oder auch nicht.
myrrhe schrieb am 9. Februar 2005 um 8:17 Uhr (601x gelesen):
Lieber Narahari,
du hast recht, es gibt keine gewaltlose Ernährung. Es gibt überhaupt kein gewaltloses Leben, in gewisser Weise. Aber ich wollte einmal bewußt machen - und das ist voll gelungen, wie ich merke -, wie sehr mit zweierlei Maß gemessen wird.
Viele derer, die sich - mit Recht! - über das Leid von Tieren beklagen, werfen die Spinne in ihrem Haus ins WC und reißen das "Unkraut" aus ihrem Gartenbeet aus. Ohne nachzudenken. Sie tragen Schuhe aus Leder, Kleidung aus Seide, sie benutzen an Tieren getestete Kosmetika, und sie nehmen Medikamente, für die Tiere getötet werden.
Zweierlei Maß! Und das ist es nun einmal, da kommt niemand drüber hinweg. Alle Argumente dagegen gehen ins Leere. Wer wertet? der Mensch wertet. Um sich reinzuwaschen von möglichen Gewissensbissen, klassifiziert er in wertvoll, weniger wertvoll, kleine Seele, große Seele, Einzelseele, Gruppenseele, freiwillige Opfer etc. Obwohl außerhalb unserer Seinsebenen keine Klassifizierung besteht. Aber es ist praktisch und entbindet von Gedanken, die man sich machen müßte. Und ablenkenderweise kann man mit dem Finger auf andere zeigen, die sich anders verhalten.
Du denkst, das tue ich auch? wenn du das denkst, hast du mich nicht verstanden. Das zeigt ja auch deine Äußerung am Ende des postings, ich sollte aus meiner "Komfortzone" rauskommen. Nachdenken tue ich schon sehr lange über die ganze Thematik, sonst hätte ich das ja nicht geschrieben - und ins Schwarze getroffen damit. Ich habe eines gelernt:
Jedes Sektieren, jeder Fanatismus - nicht nur was dieses Thema betrifft, sondern allgemein - ist ein Schuß, der nach hinten losgeht. Denn es trennt, statt zu verbinden. Fanatiker jeder Couleur sind von ihrem Umfeld, vom Leben selbst eigentlich, getrennt, ohne es überhaupt selbst zu merken. Sie sind selbst-verliebt, fühlen sich selbst-erhöht. Und damit schaden sie sich selbst. (Ich meine jetzt nicht dich damit! sondern allgemein.)
Ich selbst lebe seit vielen Jahren nach biologischen Richtlinien, verwende Kosmetika ohne Tierversuche, nehme so wenig wie möglich Medikamente, kaufe meine Kleidung möglichst bewußt ein. Das alles aber ohne Sektiererei, aber dafür mit dem Bemühen, achtungsvoll mit dem umzugehen, was mich umgibt. Wobei ich mir durchaus bewußt bin, daß ich oft Fehler begehe und leider auch nicht immer achtsam genug bin.
"Achtsamkeit", das ist die Essenz: und zwar jedem Leben gegenüber.
einen lieben Gruß dir,
myrrhe
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