Re: zu deinem Erlebnis
Elisabeth schrieb am 13. Juli 2004 um 11:24 Uhr (601x gelesen):
Hallo Cosmo,
als Kind hab ich mich immer furchtbar vor laut bellenden Hunden erschreckt, was dann auch dazu geführt hat, dass ich um Hunde, egal welcher Größe, immer einen Riesenbogen gemacht hab. (Und so Reste davon hab ich heute noch.) Was die Erwachsenen da versucht haben, mir zu erklären "Der macht dir ja nichts", "der ist nicht böse, der Hund", "Hunde, die bellen, beißen nicht" usw. hat da bei mir auch nur sehr wenig bis gar keine beruhigende Wirkung gehabt. Aber so irgendwann, aufgrund dessen, was ich gelernt hab und vor allem auch selbst erfahren, war es dann auch mir klar, dass es zwar vielleicht einige Hunde gibt, die aggressiv sind und beißen, aber dass die allermeisten Hunde eben nicht so sind und dass "Bellen" nicht eine Ankündigung dafür ist, dass er jetzt gleich über mich herfallen wird.
Wenn ein 7-jähriges Kind es mit einem "ausgewachsenen" Erwachsenen zu tun kommt, der noch dazu so völlig fremd und anders aussieht für es als die Menschen, die er sonst kennt, und sich (aus der Perspektive des Kindes) "bedrohlich" verhält, und das 7-jährige Kind einfach überfordert ist von der Situation, etwas als "aggressiven Angriff" interpretiert, was mit ziemlicher Sicherheit keiner war, dann ist die Schlussfolgerung, die es daraus gezogen hat, zunächst mal durchaus verständlich. Es ist aber irrational und entbehrt jeder Logik, dass es das dann z.B. auch auf Rollstuhlfahrer ausdehnt, die es ja nun wirklich schwerlich irgendwie aggressiv angreifen oder festhalten können.
Und ich finde es halt schade, dass du nach all den Jahren jetzt immer noch so in dieser kindlichen Angsthaltung verharrst, denn wenn du dich näher mit diesen Menschen befassen würdest (dazu musst du noch nicht mal mit ihnen selbst in Kontakt treten, einfach mal bereit sein, dich ein bisschen zu informieren über die Behinderungen, von denen du ein so einseitiges und abschreckendes Bild im Kopf hast, allgemein und auch auf Webseiten von Betroffenen und deren Eltern z.B.), würdest du ziemlich sicher zu einer ganz anderen Haltung in dieser Frage kommen als zu deiner derzeitigen und vor allem auch erkennen, dass diese Menschen trotz ihrer "gemeinsamen" Behinderung nicht einfach über einen Kamm geschoren werden können, und dass jede und jeder von ihnen eine eigene Persönlichkeit ist.
Liebe Grüße,
Elisabeth
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