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re[5]: Fremde Anschauungen und Sekten
myrrhe * schrieb am 5. Juli 2006 um 12:46 Uhr (700x gelesen):

Hallo Gitta,

>
> Ich habe nicht gesagt, dass Du das tun musst sondern, dass ich denke, dass man in jedem einzelnen Falle nachfragen sollte und zwar persönlich. Wenn mir etwas "auffällt" und ich das dann so formuliere, als sei das eine Tatsache... Was ist, wenn ich mich irre? In dem Falle habe ich über jemand anderen etwas Übles gesagt oder angedeutet. Darum gehts mir.
---
ich denke, das muß schon deshalb nicht sein, als ich die Person, an die ich mein Posting gerichtet hatte, so einschätze, daß sie selbst urteilen kann. Wie andere Poster auch.


> > Sprache, die Art, sie einzusetzen, tut sehr wohl etwas kund, das über die bloße Interpretation des Rezipierenden, seine eigenen Erfahrungsfelder, hinausgeht ...
>
> Jetzt wirds schwierig. Wie wollen wir das machen? "Ja!", "Nein!", "Ja!", "Nein!"
> Lösen wir es auf:
> Ja, Sprache hat Mittel, die über reine Sachinformation hinausgehen, wie z.B. die Rhetorik. Man kann Rhetorik positiv oder negativ (eristisch) nutzen, allerdings entscheidet am Ende doch immer der Zuhörer, was er wie interpretiert und wie er - oder sie - darauf zu reagieren gedenkt. Wenn ich z.B. "Dianetik" lese, dann gibt es Vieles daran, das mich persönlich irritiert und wo ich mich frage, ob es nicht ein wenig zuviel Rhetorik enthält. Auf der anderen Seite aber gibt es Menschen, die fühlen sich dadurch angezogen. Wenn ich jetzt hingehe und sage: "Vorsicht, Rhetorik, Sekte", weil ich die Sprache so interpretiert habe, nehme ich mir das Recht heraus, die WIRKUNG der Rhetorik auch für andere zu definieren.
---
Es gibt allerdings darüber hinaus auch soziologische Felder, gewachsene Strukturen der Gesellschaft. Und die fließen natürlich nicht nur in die Interpretation von Sprache ein, sondern auch in den, der sie anwendet.
Wenn also jemand z. B. beteuert, wie großartig und weit er doch ist, und alle lieben ihn - so wird das wohl in jedem Menschen, der zu der Gesellschaft gehört, einen Klick im Hirn geben. Erst dann beginnt die Interpretation: der eine wird vielleicht neidisch sein, der andere rät zu Vorsicht, der dritte wendet sich gleich ab ... usw. Der Klick aber ist das Entscheidende, das, was ich meine.


> >
> > Doch, ich sage - aus vielerlei Erfahrungen heraus - sehr wohl: "Vorsicht". Das meint vor allem erst einmal Wachsamkeit - nicht unbedingt Ablehnung. Und wie du sicher selbst gut weißt, gibt es Menschen, die blind etwas vertrauen und dann hereinfallen - wären sie vorher wachsamer gewesen, hätten sie mehr auf ihre eigene Intuition gehört, wären sie vielleicht nicht hereingefallen.
>
> Was, wenn es ihr Wille ist, "hereinzufallen"? Und was wäre, wenn ein einziges "Vorsicht, Sekte" bereits dazu führt, dass eine ganze Gemeinschaft, die eigentlich wohlwollend ist, sozial ins Abseits gerät und als "schlimme Sekte" kommuniziert wird? Ich denke immer noch, dass gerade bei diesem Thema Vorsicht geboten ist, aber auf andere Art als Du es vorschlägst. Gottseidank haben wir beide ein Recht darauf, unsere Meinung zu äußern, und ich bin davon überzeugt, dass meine einen wichtigen Gegenpol bildet, wenn es um das Thema Sektenverfolgung geht.
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Man muß unterscheiden: irdische und spirituelle Denkweise. Spirituell kann man natürlich formulieren: "er hat es sich so ausgesucht, hereinzufallen". Irdisch aber leben wir noch hier auf der Erde (sagte ich nicht oben was von Abdriften?) - und daher gilt hier AUCH die irdische Sichtweise. Von dieser muß ich zunächst einmal ausgehen. Ich kann hier auch nicht einfach sagen: "der Mord war karmisch", auch wenn das tatsächlich so gewesen ist - zuallererst haben wir zu sagen: der Mord ist zu verurteilen, der Täter zu bestrafen, das Opfer und seine Angehörigen haben mein tiefes Mitgefühl.
>
> > Das ist nicht meine Vorstellung - und wir leben hier nicht in Indien, wir haben ganz andere Wurzeln und Zugänge zur religio. Dort mag es im Glauben der Menschen verankert sein, ohne Sektenzugehörigkeit und Guru nicht auszukommen
>

> *lacht* Ich denke, im Zuge einer intellektuellen und religiösen Globalisierung kann es nicht schaden, von anderen Kulturen etwas zu lernen.
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Es geht nicht um Lernen - es geht um Wurzeln! und diese sind viel tiefer, da geht es um familiäre langdauernde eingewachsene Strukturen.

>
> > Meine Auffassung und meine Erfahrung ist die: Um spirituell zu arbeiten, brauchen wir weder Sekten, noch Symbole, noch Rituale.
>
> Wer ist "wir"? Entscheidest Du das für alle anderen Menschen? Wenn Du das kannst, ist das für mich okay. Ich kann es nicht. Ich meine das nicht rhetorisch! Ich kenne Dich nur einfach nicht.
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Ich entscheide das genauso wenig wie du, wenn du schreibst: "Jeder Paramensch braucht zunächst einen Heiler, der ihm dabei hilft, all die Traumata zu verarbeiten, die ihm in der Welt der Normalen zugefügt wurden".


> Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich keine Symbole oder Rituale brauche, dass ich aber gern mit anderen Menschen auf vielen verschiedenen Ebenen und in vielen verschiedenen Bereichen zusammenarbeite. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass so mancher, dem ich früher in jugendlicher Hybris erzählen wollte, er bräuchte keine Symbole und Rituale, dann zu irgendeiner Gemeinschaft ging (nenn es von mir aus "Sekte") und dort sein Glcük und seine persönliche Erleuchtung fand.
---
ich hätte auch "man" schreiben können; mir ging es einfach darum, zu betonen, daß weder Guru-Heiler noch Sekten oder andere religio-Gruppen, weder Symbole noch besondere Rituale notwendig sind, um spirituell zu arbeiten. Daß es Menschen gibt, die eine Führung glauben zu benötigen, oder die mit Symbolen oder Ritualen arbeiten, ist mir klar - aber das stand hier nicht zur Debatte.
>
> >Wir brauchen nur eines: den festen inneren Wunsch nach spiritueller Ent-wicklung, eine lichtvolle Ausrichtung, ein Vertrauen in die innere Führung (wie immer wir sie jetzt bezeichnen wollen: Gott, Engel, geistige Helfer) und den Mut, geduldig zu sein und die spirituelle Arbeit Hand in Hand gehen zu lassen mit der Entwicklung und Reifung des eigenen Charakters.
>
> Ich wiederhole meine Frage: "Wer ist Wir"?
> Was ist mit jenen, die der Überzeugung ist, dass sie das nicht brauchen. Sind die unerleuchtet? Wissen sie einfach nicht genug darüber, was sie "eigentlich" brauchen?
---
s.o.

>
> So, wie Du es sagst, würde man das auf eine Homepage packen, es klänge nach einem Guru, der eine Sekte gründen will.
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ich glaub, das ist wieder deine Sichtweise ... auch s.o. ...


> Versteh mich recht: ich verstehe Dich so nicht.
> Ich möchte einfach nur betonen, dass das, was wir für richtig halten, immer individuell ist und dass unsere eigenen Gültigkeiten für niemand anderen gelten denn für uns selbst. Es mag jetzt einen Zustand der Erleuchtung geben, in welchem jemand weiß, was für alle gut ist - bislang höre ich da aber immer, dass der Wege viele sind und Platz ist für alle.
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Ja, natürlich ist es individuell - aber genauso trifft dann der Hinweis nicht, daß jeder spirituell Arbeitende einen Guru braucht ... oder nicht? ;-)

>
> > Das Problem der meisten spirituell Arbeitenden aber ist: sie wollen zu schnell zu viel erreichen, aber ihr Charakter wächst nicht bzw. zu langsam mit. Und so ist das Abdriften eine Folge davon.
> > Der Grat ist schmal - sehr sehr schmal.
>
> Klingt, als wäre das gefährlich *ggg*
> Was, wenn das Abdriften zum Spiel der Inkarnation gehört?
> Ich kann und will das einfach nicht beurteilen.
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Solange keine anderen Menschen beteiligt sind, wäre das auch in Ordnung: jeder hat seinen Weg. Aber sowie es darum geht, daß spirituelle Überflieger andere Menschen sozusagen "anwerben" wollen, rate ich zur Vorsicht.
So wie ich das auch z. B. bei der Vielzahl der Channeling- und Weissagungs-Angeboten tue.

lieben Gruß,
myrrhe

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