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re[3]: Fremde Anschauungen und Sekten
myrrhe * schrieb am
5. Juli 2006 um 11:56 Uhr (687x gelesen):
Hi Gitta,
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> > Ist das eine, die du mit "Meister"schaft in Verbindung bringen würdest? oder ist es nicht vielmehr eine, die das Ego (der "Meister") streichelt?
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> Ich denke, dass man das in jedem einzelnen Falle diejenigen fragen sollte, die davon betroffen sind.
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warum muß ich das tun? warum darf ich etwas, was mir auffällt, nicht jemandem anderen sagen?
> Insofern sagt für mich Deine Reaktion eigentlich mehr über Dich aus denn über den jeweiligen "Meister". Du stellst eine rhetorische Frage, was eigentlich mehr "Stimmung machen" ist, denn der Versuch, sich inhaltlich mit dem Thema zu befassen. Es ist gewöhnlich nicht meine Art, persönlicher zu werden, weil das rasch dazu führen kann, dass eine Diskussion in eher unangenehm riechende Ecken gelangt, aber ich kenne Dich von früheren Diskussionen her aus aufgeschlossen, weshalb mich Deine Postings zu diesem Thema ziemlich überraschen. Vielleicht interpretiere ich sie aber auch nicht in Deinem Sinne? Hilf mir mal!
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was du in mir siehst, das hat mit Sicherheit mehr mit dir selbst zu tun als mit mir ... Und "Stimmung machen" tue ich nicht - ich kann lesen, ich kann auf mich wirken lassen, und ich kann dieses mein Ergebnis jemand anderem mitteilen. Wenn du es so empfindest, gehört es zu dir - ich kann mich darin nicht wiederfinden.
> >
> > Genau dort kannst du erkennen, wie weit die Protagonisten ihrer Lehre wirklich sind, wo sie wirklich stehen. Und du siehst: es ist tatsächlich so - spirituelle Arbeit ist von der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit nicht zu trennen. Und nichts tut das besser kund als die Sprache selbst.
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> Soziologisch betrachtet tut die Sprache nichts kund, sondern Kommunikation ist die dreifache Selektion aus Meinen/Mitteilen und Verstehen. Ego versteht. Ego entscheidet über das Zustandekommen der Kommunikation. Alter teilt mit, doch was Alter meint, kann Ego nie wissen. Ego kann nur interpretieren. Wie Ego eine Sprache versteht, sagt also nichts über Alter aus, sondern immer nur über Ego.
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Sprache, die Art, sie einzusetzen, tut sehr wohl etwas kund, das über die bloße Interpretation des Rezipierenden, seine eigenen Erfahrungsfelder, hinausgeht ...
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> > Erleuchtung - das ist etwas ganz ganz anderes ....
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> Richtig, sie kann nicht in Sprache gefunden werden, nur im Verstehen. In Indien spielt es keine Rolle, ob ein Guru ein Scharlatan ist oder nicht, es spielt nur eine Rolle, ob die Menschen mit dem glücklich sein können, was sie tun und ich bin der festen Überzeugung, dass ich das nicht für einen anderen Menschen entscheiden kann, weshalb ich niemals jemandem "Vorsicht ist geboten" sage, nur weil mir ein Ansatz krude vorkommt. Ich arbeite seit vielen Jahren mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen, und eines ist mir dabei vor allem klar geworden: Ich muss lernen, unterschiedliche Sprachen zu sprechen, denn Menschen sprechen auf unterschiedliche Sprachen an und verstehen dort, wo sie sind und nicht dort, wo ich sie haben möchte. Deshalb habe ich viele unterschiedliche Projekte ins Leben gerufen, jedes mit einer anderen Sprache, damit möglichst viele Menschen etwas für sich selbst finden können und miteinander ins Gespräch geraten.
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Doch, ich sage - aus vielerlei Erfahrungen heraus - sehr wohl: "Vorsicht". Das meint vor allem erst einmal Wachsamkeit - nicht unbedingt Ablehnung. Und wie du sicher selbst gut weißt, gibt es Menschen, die blind etwas vertrauen und dann hereinfallen - wären sie vorher wachsamer gewesen, hätten sie mehr auf ihre eigene Intuition gehört, wären sie vielleicht nicht hereingefallen.
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> Da Menschen individuell sind, sind nach meinem Dafürhalten tausend unterschiedliche Systeme und Modelle noch immer nicht genug. Je mehr "Sekten", desto besser. Das ist meine Vorstellung von "Aufklärung", und es ist eine hinduistische Vorstellung.
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Das ist nicht meine Vorstellung - und wir leben hier nicht in Indien, wir haben ganz andere Wurzeln und Zugänge zur religio. Dort mag es im Glauben der Menschen verankert sein, ohne Sektenzugehörigkeit und Guru nicht auszukommen
Meine Auffassung und meine Erfahrung ist die: Um spirituell zu arbeiten, brauchen wir weder Sekten, noch Symbole, noch Rituale. Wir brauchen nur eines: den festen inneren Wunsch nach spiritueller Ent-wicklung, eine lichtvolle Ausrichtung, ein Vertrauen in die innere Führung (wie immer wir sie jetzt bezeichnen wollen: Gott, Engel, geistige Helfer) und den Mut, geduldig zu sein und die spirituelle Arbeit Hand in Hand gehen zu lassen mit der Entwicklung und Reifung des eigenen Charakters.
Das Problem der meisten spirituell Arbeitenden aber ist: sie wollen zu schnell zu viel erreichen, aber ihr Charakter wächst nicht bzw. zu langsam mit. Und so ist das Abdriften eine Folge davon.
Der Grat ist schmal - sehr sehr schmal.
Lieben Gruß,
myrrhe
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