re[2]: Die Erdbeere auch...
erwinio schrieb am 21. Januar 2006 um 11:35 Uhr (606x gelesen):
Hallo Asherah
> *grins* und *kopfschüttel* Immer diese Vorurteile gegen die Neurobiologen.
Dass Du von einem Hirngespinst gesprochen haben sollst, habe ich nirgends geschrieben. Das scheint nun tatsächlich ein Hirngespinst von Dir zu sein....;-) Vielleicht aufgrund der Vermutung, ich greife Deinen Berufsstand an? Du hast mich aber wahrscheinlich falsch verstanden - oder ich habe mich unklar ausgedrückt. Lassen wir das also.
Im Gegenteil: Ich finde die Forschungsergebnisse der Neuro- und Hirnforschung extrem spannend und beschäftige mich immer wieder mit ihren Erkenntnissen - wenn auch als Laie auf diesem Gebiet. Du stimmst mir aber zu, dass ein Neurobiologe in der Lage ist, die Hirnregion zu benennen, die auf Reize reagiert, die unsere Sinne durch die Wahrnehmung der Erdbeere übermitteln?
Wenn nun jemand behauptet, Gotteserkenntnis entstehe bloss im Hirn, wir können die Region lokalisieren, wo sie ausgelöst wird; kann man mit gutem Grund nun auch sagen: Bei der Erbeerenerkenntnis ist es dasselbe. Wir können die Reaktion im Hirn feststellen; folglich exisitert sie nur im Kopf.
Da der gesunde Menschenverstand uns jetzt aber sagt: "Nein, die Erdbeere ist tatsächlich da, es gibt da ausserhalb von uns tatsächlich ein Objekt Erdbeere, das so und so beschaffen ist...". Wenn wir nun die Erdbeere messen können, die tatsächlich exisitert; kann man auch sagen, da wir Gott ebenfalls messen können, muss auch etwas "Göttliches" existieren. Dass das Hirn für Gotteserfahrung eingerichtet ist, könnte man dementsprechend als Beweis für eine Existenz von etwas "Göttlichem" zu formulieren versuchen. Die Erdbeere zu erkennen hat unser Hirn ja auch nicht ohne Grund sich angeeignet. Persönlich halte ich beides für möglich.
Du findest aber sowohl bei Philosophen wie auch Biologen Anhänger eines mehr oder weniger radikalen Konstruktivismus. Fast alle können sich wohl damit einverstanden erklären, dass unsere Erkenntnis der Welt nicht die Welt selbst, sondern nur ein Bild von ihr ist, das wir uns konstruieren, um uns in ihr zurecht zu finden. Die Unterscheidung ist dann der Grad der Radikalität: Existiert überhaupt eine Welt?
Viele Fragen sind deshalb nicht nur Fragen für Neurobiologen; sondern ebenso für die Philosophen. Der freie Wille und Erkenntnistheorien seien nur zwei Beispiele, wo sich diese beiden Disziplinen berühren - und auch befruchten können.
Beste Grüsse und viel Erfolg mit Deinen Studium!
Erwinio
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