"die anderen 50 % gebe ich dem Biologen / Genetiker"
Tss, da sind wir also schon wieder bei deinen 50%... Wow, du toppst tatsächlich noch die Soziobiologen, die gehen von 30-50% aus...
"Aber Psychologie beschäftigt sich doch auch mit den Genen"
Falsch! Reine Psychologie beschäftigt sich mit der Persönlichkeit den Menschen, bzw. deren Entwicklung und Ausgestaltung. Mit Genen hat das noch nichts zu tun, das ist vielmehr Sache der "Evolutionspsychologie" (auch Soziobiologie). Die ist das, was du hier vertrittst...
Fangen wir also an, deine "evolutionspsychologischen" Aufführungen wissenschaftlich zu durchleuchten!
"Genotrope Partnerwahl"
"Es gibt ein familiäres Unterbewusstsein: Die eigene krankhafte Anlage sorgt dafür, welche Partner man toll findet (Sexualpartner, längere Freundschaften). Da stimmt nicht "die Chemie", sondern die Gene. Rezessive Gene überspringen ja mal eine Generation. Daher hat Szondi auch nach Großeltern und Urgroßeltern gefragt."
"Die Gene beeinflussen unser psychisches Verhalten und Partnerschaften. Gene erkennen sich irgendwie"
Du meinst also, die Partnerwahl wird genetisch gesteuert, unterbewusst, so dass die Schwächen des einen Partners durch den anderen gedeckt werden und man zusammen ein Ganzes ergibt. So verliebt man sich also. Hierfür gibt es tatsächlich einige Beispiele im Tierreich, z.B. bei den polygamen Weibchen der Kohlmeisen. Auch bei anderen Tierarten, wo das Weibchen polygam ist (also mehrere Männchen hat) ist dies so. Vielleicht war dies auch mal bei uns Menschen so, zur Zeit der Urgesellschaft in etwa. Allerdings ist der Mensch ein "erziehbares Tier". Erziehung und Sozialisation prägen seine Empfindung für die Außenwelt, das heißt, wenn man einer Frau von klein auf (bewußt und unterbewußt) eintrichtert, sie soll einen starken und reichen Mann heiraten, der sie ernähren kann, dann wird sie auch mit hoher Wahrscheinlichkeit so einen Mann heiraten, egal, wie gut die Gene eines Anderen noch passen mögen und wie sehr es der Evolution evtl. schadet.
Es ist überigens nicht erwiesen, dass Schizophrenie wirklich vererbt ist. Derzeit hat man keine wirklich fundierte Erklärung für ihre Ursache und keiner will/KANN wirklich etwas darüber sagen - außer den Soziobiologen, die sich ihrer Sache immer sicher sind. So wird dann laut posaunt, wieder ein Gen für irgendeine psychische Krankheit gefunden zu haben, und wenn später nach genauerer Untersuchung herauskommt, dass das eine Fehlinterpretaion war, wirds nur klammheimlich zugegeben...
Zu den Krankheiten und der Berufswahl - deine Vergleiche hinken sehr. Sicher können Gene die Berufswahl beeinflussen, aber nicht so wie dus hier beschreibst. Beispielsweise gibt es ein Gen für Kurzsichtigkeit, welches gegenüber Weitsichtigkeit und Normalsichtigkeit dominant ist (so weit ich weiß). Der später Kurzsichtige wird also sicher kein Pilot werden können! Das heißt aber nicht, dass er zwangsläufig Augenarzt/chirurg werden muss.
"Was machen die Leute beruflich: In einer Familie gibt es Lieblingsberufe. Die Berufswahl wird durch die Gene bestimmt. Jemand hat den Magen zum Thema. Er kann nun einen Magendurchbruch kriegen oder Internist werden. Auf die ein oder andere Art beschäftigt er sich mit seinem Thema."
An diese Verbindung glaub ich beispielsweise nicht.
Es gibt nun viele Beispiele, in der sich Kinder oder Kindeskinder entscheiden, den Beruf eines ihrer Vorfahren auszuüben. Hierzu bedarf es aber keiner Gene, lediglich nimmt das Kind Einflüsse (vor allem im Alter von 2-4 Jahren) aus seinem Umfeld auf. Aufgrund gewisser Verhaltensweisen kann das Kind (unterbewust) seinen Blick auf eine gewisse Person fixieren (z.B. auf den Onkel / Nachbarn mit der liebevollen Stimme). Er wird so schnell zum Vorbild auserkoren, von dem man sich Sachen abguckt u.U. auch den Beruf ausüben möchte, den dieser Mensch ausübt...
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- Stottern
- Epilepsie
- Migräne
- Allergien (Gefäße)
- Kleptomanie (man greift plötzlich zu, die Finger verkrampfen sich)
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Ja, auch hierfür hat die Soziobiologie Erklärungen parat, nämlich wo sie glaubt, daß man noch keine 100%ige gefunden hat. Obwohl für viele dieser Erscheinungen schon psychologische Ursachen gefunden sind. Stottern beispielsweise kann ein Zeichen für unterbewußte psychologische Probleme sein. Migräne kann durch Streß und falsche Umgebung oder Umweltgifte entstehen. Allergien entstehen durch unsere zu sehr sterile Umwelt. Menschen, die auf dem Land leben werden weitaus weniger häufig von Allergien geplagt als Städter.
Wenn Depressionen genetisch bedingt sind, warum steigert sich denn ihre Häufigkeit besonders in den Industrieländern so stark? Wieso gilt sie als "Zivilisationskrankheit"? Fehlt den Menschen nicht vielmehr die Befriedigung eines ihrer größten Triebe, dem Drang nach Gemeinschaft?
Naja, soweit erstmal meine Antwort. Wenn ich etwas ausgelassen habe, was du gern beantwortet hättest, dann sags mir. Die Seite über Leopold Szondi werd ich mir bei Zeiten man zu gemüte führen. Zum Abschluss hab ich hier noch etwas für dich... Vielleicht interessierts dich ja, vielleicht bestärkt es deine Auffassungen, vielleicht erfüllt es dich auch mit Abscheu... Hier ein Link zum Werk zweier überzeugter Soziobiologen:
http://www.aec.at/festival2000/texte/randy_thornhill_d.htm
Bis bald
Mfg
Malpara