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Bewusstsein:
Geheimnis des Bewußtseins
Bewusstsein:
Bewusstsein&Materie (wiki)
Bewusstsein
Nachdenkling schrieb am 25. Juni 2004 um 17:18 Uhr (590x gelesen):
Hallo Pitti,
das Bewusstsein ist ein wirklich interessantes Thema,
und ich finde es gut, dass du einmal einen provokativen
Beitrag geleistet hast.
Dass ich die Angelegenheit anders sehe, wirst du
bald bemerken. Ich habe Verschiedenes darüber gelesen,
sehe aber keine Veranlassung, etwas zu zitieren oder
etwas als Wissen auszugeben, von dem ich selbst nichts
verstehe.
Dennoch habe ich ein paar Überlegungen angestellt,
die ich als ausgedehnte Kommentare oder Erwiderungen
den Zeilen deines Beitrag hintanfüge:
> Wenn man sich den Schlaf anschaut, sollte einem klar werden, dass das Bewusstsein ein Produkt des Gehirns ist.
Was bedeutet "sich den Schlaf anschauen"?
a) Den Körper des Schlafenden untersuchen,
der wie in tiefer Entspannung ruht?
Das ist trügerisch, denn z.B. verstehen
manche Yogis, das EEG bzw. den deutenden
Mediziner quasi zu narren. Und was weiß
man dann vom inneren Zustand des Schlafen-
den? Einfach wäre es, das Fehlen eines
inneren (Bewusstseins-)Zustands anzunehmen.
Doch wäre das berechtigt?
b) Auf die Selbsterfahrung im Schlaf zu-
rückgreifen? Aber über welche Erfahrung
aus dem "traumlosen" Schlaf kannst du
zurückgreifen? Auf fehlende Erinnerung
höchstens und auf den evtl. ausgeruhten
Zustand danach.
Darüber hinaus: Sich nicht zu erinnern heißt
nicht, unbewusst gewesen zu sein. Stelle dir
vor, du hättest aufgrund eines Unfalls eine
Amnesie und könntest dich an ein paar Stunden
deines Lebens nicht erinnern. Würdest du ohne
weiteres annehmen, bewusstlos gewesen zu sein?
Und wenn Leute, die dich gesehen haben, das
Gegenteil behaupten?
Zugegeben, Amnesie ist etwas anderes als Schlaf.
Aber was ist der Unterschied?
***
Stell dir Folgendes einmal vor, auch wenn es
absurd klingt: Du leidest unter unerklärlichen,
periodisch wiederkehrenden Amnesien, und zwar
genau einmal wöchentlich am Samstag abend zur
besten Fernsehzeit.
Im ersten Monat waren da noch einige Leute
um dich herum, und die bestätigten, dass
du hellwach warst. Nach dem ersten Monat sitzt
du am Samstag abend allein vor dem Fernseher
und erleidest weiterhin jeden Samstag deine
Amnesie.
Niemand ist da, der bestätigen könnte, ob du
bewusst warst, und du hast überhaupt keine
Erinnerung an die zwei Stunden. Wärst du dir
sicher, bewusstlos gewesen zu sein?
***
Ein Hauptproblem mit der "Bewusstlosigkeit" ist
zudem, dass sie sich nicht von einem Totalverlust
der Erinnerung unterscheiden lässt.
Überhaupt ist die Beurteilung, wo Bewusstsein
vorliegt und wo nicht, keine einfache Sache.
Es gibt Koma-Patienten, die keineswegs wie ange-
nommen bewusstlos waren.
Das einzige Bewusstsein, dessen ich gewiss bin,
ich mein eigenes. Ob irgendein anderes Mensch
Bewusstsein hat, weiß ich nicht, kann es nur
indirekt erschließen aufgrund seiner Handlungen
und meines Eindrucks von ihm. Bewusstsein ist
eben keine naturwissenschaftliche Größe, nichts
messbares, nicht einmal ein Phänomen.
Da wir aufgrund unseres Eindrucks auf Bewusstsein
schließen, haben wir keine wirkliche Sicherheit
in unserem Urteil, was bewusst sein könnte. Wir
urteilen nach unserer Lebenserfahrung und können
in Regionen, in die diese nicht hineinreicht, mit
unserem Urteil weit daneben liegen, insb. wenn
Erinnerungsmangel oder das Fehlen von Erinnerung
dazukommt.
> Nach dem Tode wird es so sein wie im Schlaf, man bekommt absolut nichts mehr mit und wacht auch leider nicht mehr auf.
Das ist reine Spekulation und auch nicht besser
begründet als andere Vorstellungen, die das
Gegenteil annehmen, jedenfalls von meinem Standpunkt
aus.
Grüße vom Nachdenkling
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