Re: selbst den ersten Schritt tun!
myrrhe schrieb am 8. August 2003 um 22:08 Uhr (408x gelesen):
Liebe Claire,
auch wenn Du jetzt vielleicht falsch über mich denkst, oder wenn
andere mir jetzt Rigorosität vorwerfen: ich muß Dir das jetzt sagen
– und ich weiß, da ich Dich aus den Postings ein ganz klein wenig
kenne, daß Du das auch, wenigstens im "Hinterstübchen"
verstehen wirst.
Was ich sagen will, ist dieses:
Wenn Du Dich selbst nicht magst und annehmen kannst, dann
liegt es an Dir, das zu ändern. Du hast dazu zwei Möglichkeiten:
entweder selbst oder über eine Therapie. Denn weder Dein
Partner noch irgendwer anders kann Dich bzw. Deine Einstellung
ändern, das kannst Du nur selbst. Ich würde Dir also empfehlen,
Dich nicht zurückzulehnen und das nächste Auf bzw. Ab
abzuwarten, sondern zu handeln.
Was kannst Du selbst tun? nun, etwa in Form einer Liste (Positiva-
Negativa) einmal alles aufzählen und festhalten, was Du an Dir
magst bzw. nicht magst. Fange dabei vor einem großen Spiegel
an, betrachte Dich genau. Gehe dann Deine Eigenschaften durch,
überlege, was andere über Dich sagen (Eltern, Partner) – und
immer beide Seiten betrachten! Laß Dir ruhig viel Zeit dazu. Dann
gehe noch her und überlege, was Du an anderen Menschen und
an Dingen magst/nicht magst.
Wenn Du diese Liste fertig hast, nimm Dir täglich einen Posten vor
und analysiere: warum mag ich das nicht? was hat dazu geführt?
hat vielleicht meine Mutter immer gesagt, das ist schlecht? und ich
habe das angenommen, um Ruhe zu haben? (nur so als Beispiel)
Auch hier gilt: lasse Dir viel Zeit, gönne Dir Ruhe. Tu das für Dich,
ohne Beisein von anderen. Im Laufe der Zeit lernst Du Dich selbst
besser kennen, und Du wirst Dich, ganz automatisch, allmählich
akzeptieren: so wie Du bist, mit allen Stärken und Schwächen, die
jeder Mensch hat.
Ein wichtiger Posten ist auch die Beobachtung anderer Menschen,
was Du an ihnen magst / nicht magst. Denn sie liefern
Rückschlüsse auf Dich selbst. Warum hast Du Dir diese oder jene
Partner ausgesucht, warum konnte es nicht funktionieren? Warum
hast Du Deinen jetzigen Freund, was verbindet euch, wo bist du
mit ihm uneins, wo trefft ihr einander? Analysiere genau, schreibe
Deine Gedanken und Gefühle dazu auf. Es wird das Verständnis
dafür wachsen, was Du bist, was er ist und was ihr gemeinsam
seid.
Das Selbst-Tun ist der erste Schritt aus der Isolation in die
Selbstverantwortung. Die Selbsterkenntnis ist der nächste Schritt,
und die Selbstakzeptanz ist der dritte Schritt und die Basis dafür,
auf andere zugehen zu können. Es ist kein leichter Weg, aber ein
lohnender. Wie gesagt: wenn Du ihn nicht selbst gehen kannst,
dann tu es mit Hilfe einer Therapie. Mein Favorit ist ja die
Körpertherapie, aber ich möchte Dich nicht langweilen …
Nun mach Dich auf! Ich weiß, daß Du das schaffen kannst. Du
wirst sehen: schon das Selbst-Handeln ist so ermutigend!
Ich wünsche Dir Licht und Kraft dazu,
myrrhe
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