Re: Nachtrag
evelyne schrieb am 13. Januar 2004 um 13:42 Uhr (626x gelesen):
> In deinem anderen Posting hast du diesbezüglich schon einiges geklärt, freut mich!
Hi Positiv
Wenn ich mich in Deine Glaubenshaltung hineinversetze, welche sicherlich viele universale Wahrheiten vertritt, dann kann ich schon verstehen, dass Du uns Andersgläubigen missionieren willst, denkst Du doch, dass wir sonst allesamt verloren gehen. Es ist beneidenswert, wie sicher Du in allem bist, als fühltest Du Dich selbst als Prophet oder glaubtest dermassen an Deine Seher, dass alles andere Finsternis sein muss. Doch wie kann ich sicher sein, dass gerade Du die alleinige Wahrheit vertrittst? Jesus sagte: an ihrer Liebe werdet ihr sie erkennen. Ja, ich weiss, Du wirst gleich sagen, dass Liebe auch Zorn Gottes bedeuten kann. Gerade in Bezug auf den Missbrauch eines Kindes hast Du meiner Meinung nach nicht sehr liebevoll reagiert. Jesus hingegen sagte, wer einem Kind was antut, den wird Gott hart strafen. Jesus war sehr warmherzig und zeigte Verständnis für alle. Doch Du bist so abgehoben und Deine Antworten stereotyp, wie aus einem Verhaltensanweisungsbuch Deiner Glaubensgemeinschaft abgeschrieben. Ich will Dich damit nicht beleidigen. Ich kam schon mit vielerlei Glaubensrichtungen in Kontakt und diskutierte mit ihnen, mit Juden, Christen, Zeugen Jehovas, Freikirchlern verschiedenster Glaubensfaçon. Fast jeder beansprucht für sich die allein seligmachende Wahrheit. Und jeder hat ein scheinbar perfektes Glaubensgebäude hinter sich. Warum solltest also gerade Du Recht haben und nicht die anderen? Jesus hat immer wieder vor Irrlehrern gewarnt. Und Paulus meinte pragmatisch, man soll einfach das Gute übernehmen und das Schlechte verwerfen. So tat ich es bei den anderen und so werde ich es auch bei Dir machen. Du vertrittst viel Gutes, wirklich, das erkenne ich an, aber meine Intuition warnt mich auch vor diesem Schwarz-Weiss-Denken.
Es gibt zwar Spreu und Weizen, aber Du reisst auch Weizen aus, nicht nur Spreu. Ausserdem ist es nicht Deine Sache, den Spreu vom Weizen zu trennen, sondern Gott allein, der uns allen gehört, wird entscheiden, welcher Mensch gute Früchte brachte und welche faule Frucht weggeworfen werden muss. Gott offenbart sich nicht nur Dir und Deinen Sehern, sondern uns allen. Ich wiederhole es nochmals: Gott hat die Ewigkeit in unser ALLER Herz gelegt (Prediger 3,11). Gott ist niemandem von uns fern, sondern Gott lebt und webt und ist in uns ALLEN (Apostelgeschichte 17,27.28). Auf Deiner Site wird ja auch der göttliche Funke in uns allen erwähnt, theoretisch. Aber praktisch spüre ich nicht, dass Du einen göttlichen Funken bei mir und den anderen als gegeben annimmst. Denn wir sind ja Finsternis für Dich, nicht wahr?
Das alles erinnert mich mehr an die einfachen Strukturen von Fantasy-Literatur, wo die Guten und die Bösen klar aufgeteilt sind. Aber die Wirklichkeit ist viel komplexer und es braucht bessere Antworten als Deine, vor allem einfühlsamere. Ich will Dir diese zwar nicht absprechen, aber zum Tragen gekommen sind sie zumindest nicht genügend. Bei Jesus spürte man die warmherzige Liebe in jedem einzelnen Wort. Er holte die Menschen dort ab, wo sie waren. Doch bei Dir fühle ich mich mit stereotypen Sätzen, welche Du wohl x-mal verwendet hast, abgefertigt. Jesus hätte meine negativ besetzten Gefühle zum Wort "Vater" verstanden und nicht voreilig gesagt, ich liebte meinen Vater nicht. Denn vergeben habe ich meinem Vater schon längst. Doch danach hast Du nicht gefragt, sondern nur stereotyp den nächstbesten Satz aus dem Kontext der Bibel herausgerissen und mir besserwisserisch an den Kopf geworfen im Sinne von, das solltest du doch wohl wissen. Ist das Liebe?
Evelyne

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