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Re: Ist Magie das werk des teufels?

Jassu schrieb am 4. März 2003 um 9:26 Uhr (537x gelesen):

Eigentlich wurden alle wirklich wichtigen Aspekte hier schon angesprochen, allerdings könnte man über dieses Thema tatsächlich ganze Bücher verfassen... also gebe ich auch noch ein wenig meinen Senf dazu.

Das (unerkannte) Problem vieler streng bibelgläubiger Christen ist, dass sie sich der Entstehungsgeschichte ihrer eigenen Religion (und damit auch des Buches der Bücher) nicht wirklich bewußt sind und sich an Postulate klammern, die schlichtweg aus jedwedem Kontext genommen sind.

Nehmen wir nur einmal das berüchtigte "Die Hexen sollst Du nicht leben lassen" aus dem Alten Testament: Der hebräische Stammesgott JHVH (oder besser: die Priester, die in seinem Namen agierten) duldeten keine andere Religion/Kultur neben der ihren. Während die meisten anderen Kulte jener Zeit kein Problem damit hatten, fremde Formen der Gottesverehrung in ihr eigenes Pantheon aufzunehmen (man denke nur an die griechische Götterwelt), war JHVH so etwas wie ein rachsüchtiger Wüstendämon, der sich ausschließlich mit dem Volksstamm befaßte, den er sich auserkoren hatte. Dementsprechend ist das erste der 10 Gebote auch nicht etwa "Du sollst nicht morden" (töten ist eine Fehlübersetzung) oder gar "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" (das kommt gar nicht drin vor - nur zur Erinnerung), sondern "ICH BIN DER HERR DEIN GOTT; DU SOLLST KEINE ANDEREN GÖTTER HABEN NEBEN MIR!". Und als sei das noch nicht genug, wird dies auch gleich noch durch das zweite Gebot abgesichert.
Jeder, der das AT mit kritischem Blick liest, wird schnell feststellen, dass man hier keinesfalls auf einen barmherzigen Vater trifft, der beschirmend über der ganzen SChöpfung steht. Vielmehr werden die Israeliten angehalten, sich keinesfalls mit den Kanaanitern im Frieden zu vereinen oder gar einzuheiraten - all dies würde zu einer Vermischung der Kulturen führen, und genau das soll es ja nicht geben. Vielmehr werden die einheimischen Stämme systematisch ausgerottet - "Gott" läßt sogar die Sonne einen Tag lang nicht untergehen, damit es seinem auserwählten Volk auch tatsächlich gegeben ist, auch noch die letzten Frauen und Kinder des "Heidenvolkes" auszulöschen. Nicht wirklich schön, oder?

Was nun die Figur des Teufels angeht: Ursprünglich hatte die Figur "Satan" eher die Rolle eines "Qualitätsprüfers", der im Auftrag Gottes die Schöpfung in Frage stellte. (Und mit der Schlange im Paradies hat er NICHTS zu tun.)
Über Lehneinflüsse aus dem persischen Glauben kam dann die Idee eines Widersachers ins Spiel, ebenso wie die Vorstellung einer Hölle, in deren Flammen die Sünder gereinigt werden. Das ist alles ein großer Kulturmischmasch, allen Bemühungen zur Reinhaltung des JHVH-Glaubens zum Trotz.

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