re: Urvertrauen und Kinder
eventuelle * schrieb am
29. März 2008 um 16:50 Uhr (959x gelesen):
> Für Menschen wie Du oder ich beginnt die wahre Trennung erst durch das Kinder kriegen. Zuvor fühlen wir uns - dank Gaben, Talente, Erinnerungen - sicher mit dem großem Einem Verbunden. Nicht unbedingt sicher im Leben, oder sozialem. Aber man hat ein sehr "gottgebenes" Urvertrauen in das Universum, wenn auch nicht in andere Menschen.
Die Einheit präsentierte sich mir etwas anders, liebe Ash, weil ich so früh schon das Getrenntsein schmerzhaft verinnerlicht habe. Ich lernte wegen der Abspaltung meiner Gefühle, meinen Intellekt überdimensional zu beanspruchen und wuchs hauptsächlich über ihn in die Reife. Emotional nicht gefestigt, konnte ich jeden an die Wand argumentieren und eroberte mir so eine bewunderte Stellung, in der ich selbst verloren war, ohne menschlichen Halt. Wie man sich denken kann, musste ich mich vor mir selbst ja genau um diesen fehlenden emotionalen Unterbau herum immer wieder selbst definieren, und zwar exakt in einer Negativposition. Ich wusste um die Einheit, WEIL sie mir fehlte!
> Ganz vage komme ich zu einem der Gedanken, die eher versöhnlich dem Hadern entgegen wirken. Aber es ist vage:
>
> Vielleicht muss man sich als - z.B. als Eltern - aufspalten um für das Kind beide Pole zu bieten?
Ja, ich glaube schon. Jedenfalls hätte ich es mir von meinen Eltern gewünscht. Die „richtige“ Position dazwischen habe ich bei meinen Kindern aber auch nicht erwischt. Dazu kam in meinem Fall noch, dass alle drei so unterschiedliche Anlagen haben, dass es mir unmöglich erschien, jedem gerecht zu werden. Erst jetzt, wo sie erwachsen sind, wird mir (auch in Gesprächen mit ihnen) klar: Egal wie sich Eltern verhalten, der Kernpunkt ist, dass sie sich selbst treu sind, selbst auf die Gefahr starker Auseinandersetzungen hin. Das ist sozusagen der Bezugspunkt, auf den sich Kinder ausrichten, weil es ihnen ermöglicht, ihren eigenen Kern zu finden. Alles andere ist m.A.n. sekundär, Wie schwierig das ist, brauche ich Dir nicht zu sagen. Du weißt es.
> Beispielweise ist das Kind das Kind seiner Eltern. Den profanen Zusammenhang erwähne ich nicht grundlos: Ich möchte darauf hinaus, dass sie so wie Mutter und Vater natürlich auch die entsprechenden "Talente" besitzt. Um so intensiver war die geistige Nabelschnurr. Die Empathie war mehr als irgendwie nur gut wäre. Zu viel. So mußten Vater und Mutter "ausgeschaltet" werden. Meine Fähigkeiten blockiert werden. Denn das Kind hätte niemals die Chance gehabt ein eigenes ICH zu entwickeln, wenn es immer in diesem "EIN- heitsbrei" der EIN-heit gewesen wäre.
>
> Normale Mütter verzichten auf Schlaf, auf Freiheiten, auf Geld für ihre Kinder. "Unsereiner" muss das eigene Selbst ausschalten. Ich durfte noch nicht mal denken oder fühlen wie ich! Natürlich "kränkt" mich das. Tat dies unglaublich weh. Auch wenn ich soweit wenigstens einen Sinn darin sehe.
> Aber zu oft kam es einem wie eine Strafe vor.
Ja, auch das kenne ich. Bei mir waren es meine Talente, die ich ausgeschaltet habe. Gerade bei meiner Tochter, die ebenfalls künstlerisch und praktisch begabt ist, durfte ich nicht Erfolgsfelder „besetzen“, die ihr sonst den Weg in die Handlung verwehrt hätten. Ich habe es auch mit Verzichtsschmerzen getan und mit der Einsicht, dass sie so ihre Position in der Kette der Generationen erobern konnte. Auch heute noch spüre ich hin und wieder von ihrer Seite leichte Eifersucht, aber wir können inzwischen beide ganz gut und auch herzlich damit umgehen.
Liebe Grüße
eventuelle
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