re: Spirituelle Erkenntnisse vermitteln?
felina * schrieb am
24. Februar 2008 um 11:45 Uhr (973x gelesen):
So langsam fange ich an zu glauben, dass verbale (= rational gesteuerte) Kommunikation sowieso nur anwendbar ist, um sich über praktische Dinge zu verständigen oder Gehirnsport zu betreiben, wie wir das hier oft in unseren Diskussionen tun bzw. wie es die Wissenschaft vermittelt. Damit will ich nicht sagen, dass die so vermittelten Dinge nicht wahr sind, im Gegenteil. Vielleicht ist es überhaupt die größte Leistung der Wissenschaft, eine Sprache und eine Denkweise gefunden zu haben, die das Unaussprechliche kommunizierbar machen.
Wirkliche Erkenntnis, die über das rationale Verstehen hinaus persönliche Erfahrung und deren psychologische Verarbeitung voraussetzt, ist dagegen verbal eigentlich überhaupt nicht zu fassen und deshalb auch auf diese Art nur schwer vermittelbar. Dazu ein Beispiel: wie wahrscheinlich die meisten hier schon wissen, schreibe ich beruflich. Dies hat als Basis meistens die Tatsache, dass man eigentlich sein ganzes Leben lang schreibt und vieles, zeitweise das Meiste, sozusagen schreibender Weise verarbeitet. So fallen mir manchmal Blättchen in die Hände, auf denen ich vor Jahren plötzliche Erkenntnisse, Erfahrungen usw. in Worte gefasst habe, von denen ich heute überhaupt nichts mehr weiß. Wenn ich das heute lese, denke ich manchmal: „Hey, das ist ja richtig gut!“ In jenem Moment konnte ich etwas beschreiben, was heute für mich Teil meines Lebens ist, was ich aber nie wieder richtig in Worte fassen könnte. Bei anderen Sachen muss ich nachdenken, und denke dann: „Häh, was is’n das, was wollte ich denn DAMIT ausdrücken?“ Und dann verstehe ich es eigentlich nur, wenn ich mir die Situation ins Gedächtnis rufe, aus der heraus damals eine Erkenntnis entstand und aufgeschrieben wurde. Das heißt nicht, dass die Erkenntnis von damals nun nicht mehr passt, obwohl sie manchmal, je nach Gemütszustand, relativiert werden muss. Es heißt aber, dass ich mich selber nicht verstehen würde, wenn ich nicht wüsste, welches Gefühl, welche psychologischen Voraussetzungen jenen Gedanken zugrunde liegen.
Und dann haben wir ja noch dieses Phänomen: man kauft sich ein Buch, weil es einem grundsätzlich interessant scheint, und legt es in die Ecke, weil man damit irgendwie nicht klar kommt. Lange später findet man es plötzlich wieder und es fällt genau in das Thema, das einen im Moment interessiert. Anders gesagt: nur, wenn die eigene Erfahrung und Wahrnehmung in einem bestimmten Moment zu einer bestimmten Information passen, können wir sie auch wirklich aufnehmen. Solange man in einer Erfahrung mit sich selbst beschäftigt ist und sozusagen noch die absolute Erkenntnis sucht, ist man für fremde Wege nicht offen. Ich denke, als Prinzip passt das zu einem von Paul Davies beschriebenen Prinzip der Quantentheorie. Danach muss man sich den Weg eines Teilchens vereinfacht so vorstellen: es tritt durch Tor A in einen Garten ein und muss durch Tor B wieder raus. Das sind die einzigen Bedingungen. Wie lange es dazu braucht und welchen Weg es geht, ist nach seiner Erklärung dabei zufällig (wobei die meisten Teilchen aufgrund ihrer Trägheit einen relativ geraden Weg gehen, eine Tatsache, die dazu führt, dass die Welt nicht im Chaos versinkt). Von meinem Gefühl her ist dieses Prinzip auf alles anwendbar, das einen Prozess darstellt, sei es Erkenntnis, praktische Lernvorgänge oder das biologische Leben selbst.
Was ich allerdings glaube – und je mehr ich in schamanische und magische Realitäten vordringe, desto überzeugter bin ich davon – ist, dass diese Problematik von der Symbolsprache zumindest teilweise überwunden wird. Nur haben wir bzw. die meisten von uns verlernt, so zu denken, und es ist den Menschen dieser Gesellschaft ja auch regelrecht abgewöhnt worden. Fast fühlt sich das für mich an, als sei die Trennung der Menschen, die durch die Schwierigkeit des Gemeinsam-Fühlens verstärkt wird, so gewollt worden, um uns in unserer Gesamtheit leichter manipulierbar zu machen. Nur mal so ein Gedanke.
LG Felina
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Beitrag zuletzt bearbeitet: felina am 24.2.2008 12:48
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