schautmal
hier schrieb am 21. Juli 2004 um 13:59 Uhr (751x gelesen):
Herkunft des HI-Virus
Das Auftreten von AIDS wurde 1981 zum ersten Mal beschrieben. Es stellt sich die Frage, ob es die Erreger vorher schon gegeben hat und wo sie eigentlich herkommen.
So manche Gerüchte kursierten, nach denen HIV vom KGB, vom CIA, von Ghadafi, der gentechnischen Industrie oder sonstigen Institutionen versehentlich oder gar mit Absicht geschaffen und in die Umwelt entlassen wurde. Diese Behauptungen sind samt und sonders wissenschaftlich unhaltbar.
Wo kommen die Viren aber nun wirklich her? Man kann diese Frage nicht mit letzter Sicherheit beantworten. Man weiß aber, dass es Verwandte der beiden menschlichen HI-Viren gibt, die AIDS-ähnliche Krankheiten bei Tieren auslösen, zum Beispiel bei Affen, Katzen, Rindern, Pferden, Ziegen und Schafen. Die menschlichen HI-Viren sind folglich Teil einer größeren Viren-Familie.
Für den nächsten Gedankenschritt muss man sich ein wenig in die Tiefen der modernen Genetik begeben. Die Erbinformation aller Lebewesen besteht aus langen fadenförmigen Molekülen. Diese setzen sich aus einzelnen Bausteinen – man kann sagen Buchstaben – zusammen, aus deren unterschiedlichen Kombinationen sich Wörter und Sätze für unsere Erbinformation ergeben. Die Anordnung dieser Buchstaben kann man heutzutage entschlüsseln. Und man weiß: Je größer die Verwandtschaft von zwei Organismen ist, desto ähnlicher ist die Anordnung ihrer Bausteine in der Erbinformation.
Vergleicht man nun die Erbinformation von zwei Organismen miteinander und zählt die Veränderungen, so erhält man deren Abstand in der Entwicklungsgeschichte: Je größer die Unterschiede, desto weniger eng ist die Verwandtschaft.
Auf diese Art kann man auch die Verwandtschaft der verschiedenen menschlichen und tierischen HI-Viren bestimmen. Es stellt sich heraus, dass der engste Verwandte des HIV-1 nicht etwa das HIV-2 ist, sondern ein Virus, das eine AIDS-Erkrankung bei Schimpansen auslöst. Umgekehrt sind die engsten Verwandten des HIV-2 jene Viren, die die beiden Affenarten Makaken und Mangaben befallen.
Ganz offensichtlich haben Affen-Viren und menschliche HI-Viren gemeinsame Vorläufer: In Zentralafrika entwickelte sich jene Virengruppe, mit der sich Schimpansen und Menschen infizieren können. In Westafrika entwickelte sich die andere Virengruppe, die man in infizierten Makaken, Mangaben und leider auch in Menschen findet.
Die Geschwindigkeit, mit der sich die Erbinformation der Viren verändert, ist bekannt. So konnte man zurückrechnen, wann diese Aufspaltung in zwei Virengruppen wohl erfolgt ist – nämlich vor etwa 200 Jahren. Damals hat sich ein gemeinsames Vorläufervirus in zwei ähnliche Linien aufgespaltet, aus denen die heutigen AIDS-Viren HIV-1 und HIV-2 hervorgegangen sind. Sicherlich waren die Viren ursprünglich auf kleine Gebiete beschränkt. Erst die Erschließung Afrikas, der Straßenbau und das Wachstum der großen Städte haben die afrikanische Bevölkerung so durchmischt, dass AIDS zu einer Massenkrankheit wurde. Wegen der schlechten medizinischen Versorgung in Afrika und der damit verbundenen niedrigen Lebenserwartung wurde die damals neue Krankheit aber zunächst nicht erkannt.
Mitte der 70er Jahre ging eine über tausendköpfige Gruppe von jungen gesunden Männern aus der Karibik nach Zaire in Afrika, um dort zu arbeiten. Selbstverständlich hatten sie dort auch sexuelle Kontakte und steckten sich – absolut ahnungslos – an. Scheinbar gesund kehrten sie nach geraumer Zeit zu ihren Frauen und Mädchen in die Karibik zurück und gaben – wiederum ahnungslos – das Virus weiter. Einige von ihnen arbeiteten auch als Stricher, so dass Homosexuelle aus New York und San Francisco, deren Hauptferienziel die karibische Inselwelt war, sich – auch wieder ahnungslos – ansteckten. 1981 starben in den USA die ersten jungen Männer an der neuen Krankheit AIDS, die, wie man allerdings erst 1983 herausfand, durch das HI-Virus ausgelöst wird. Richtig versteht man das erst, wenn man weiß, dass es nach einer erfolgten Infektion durchschnittlich zehn Jahre dauert, bis die Krankheit AIDS ausbricht.
Weniger bekannt ist, dass inzwischen in der Karibik Männer und Frauen gleich stark infiziert sind. Dies gilt auch für Südamerika, Afrika und Asien. Ebenso zeigt sich in der westlichen Welt immer deutlicher, dass sich das HI-Virus zunehmend auf heterosexuellem Weg in der Bevölkerung verbreitet. Die ursprünglichen Hauptbetroffenengruppen der Homosexuellen und Fixer nehmen prozentual bei weitem nicht mehr so stark zu wie die Gruppe der Frauen. Die HIV-Infektion ist damit ein Problem, das die gesamte Bevölkerung betrifft.
Die stetig ansteigenden Zahlen fordern jeden von uns auf, für seinen persönlichen Bereich alles zu tun, dass das Virus nicht weiter verbreitet wird. Ebenso wichtig ist es, dass die Betroffenen nicht allein gelassen werden.
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