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Tibet:
Tibetische Weisheit
Re: Unter dem Willen Gottes/der Göttin handeln?
Torweg schrieb am 22. Juli 2003 um 12:40 Uhr (609x gelesen):
Guten Tag, Lebensengel,
> ein schönes ideal, wobei aber klar ist,
> dass bis zum erreichen dieses hohen zieles,
> noch einer kleiner unruheherd in dir liegt -
> einerseits willst du alle lebewesen lieben können, andererseits wird dir das dann doch etwas viel (bei den menschen mit freien willen) und du ziehst dich wieder zurück in die klare, gottgesteuerte welt.
Für mich liegt die Schwierigkeit nicht darin, alle Lebewesen oder alles, was da ist, war oder sein wird zu lieben, sondern für mich liegt die Schwierigkeit darin, nicht für alle, die ich liebe immer dasein zu können. Manchmal bin ich auch müde, dann ist es schwierig für mich, mir die Ruhe zu gönnen, damit ich wieder zu Kräften komme, um anderen wieder voll und ganz helfen zu können. Ich bin dann leider nicht bei mir, sondern zu sehr bei den anderen und raffe es erst, wenn mein Körper mir ganz unmißverständliche Zeichen setzt. Aber dann ist es meistens schon zu spät und ich werde krank. Da habe ich wirklich ein Manquo, aber ich arbeite dran und versuche immer mehr das Wort "Nein" in meinen Sprachgebrauch aufzunehmen, auch wenn es einem Teil von mir noch so schwer fällt. Da muß der Kopf einfach dem Herzen mal einen Riegel vorschieben.
> es ist ja immer wieder schwierig,
> den freien willen des menschen zu lieben,
> obwohl mit ihm auch schlechtes getan werden kann.
> aber du hast ja schon schöne beispiele aufgezählt,
> wie es geht.
Es gibt nicht gut und schlecht in meinen Augen, ich bin viel zu klein, um das ermessen zu können, manchmal muß ein Baum sterben, damit der Wald überleben kann. Es ist wichtig, Angelegenheiten langfristig und weiträumig zu betrachten. Ich finde, daß das Wichtigste das Überleben der Gattung ist, auch wenn ein Individuum geopfert werden muß.
Klingt zwar hart, ist aber in meinen Augen der einzige Weg, um die Gattung auf dem Weg der Entwicklung zu behalten. Es sei denn sie fügt sich nicht in die Umwelt, dann wird sie so oder so untergehen (Mutations-Selektions-Prinzip).
> das sind nun also die regeln,
> mit deren einhaltung du der göttin/gott dienen willst.
> gilt das "alles" lieben für dich nur für lebewesen oder auch für taten?
> also liebst du auch "schlechte" taten?
> ich denke nicht, sonst würdest du ja auch lieben,
> wenn du diese regeln brichst *gg*
Ja, das sind die Regeln, meine Regeln jedenfalls mit denen ich meiner Herrin diene. Die Liebe oder besser auch die Achtung und das Verständnis, das ich lebe, gilt ohne Ausnahme für alles was ist und für alles, was getan worden ist. Das schließt alles mit ein, auch die Taten, die von Historikern als "schlechte Taten" beschrieben werden. Ich empfehle hier die Lektüre "Zeit der Schuldlosen" von Siegfried Lenz. Auf lange Sicht sind alle Taten Fakten, sie haben eine Ursache und sie haben eine Wirkung. Manches, was uns auf unser kurzlebiges Leben ausgerichtet als schlecht erscheint, mag für eine Seele langfristig, weil unsterblich, etwas Gutes sein. Wir können das nicht ermessen. Mir ist vor vielen Jahren etwas sehr, sehr Schlimmes geschehen worden. Ich habe Haß empfunden, aber der Haß hat meine Situation nicht verändert, dann habe ich mich verändert, ich habe gelernt mit den Fakten zu leben, weil ich überleben wollte und heute bin ich froh, daß ich mich dafür entschieden habe. Denn daß ich heute bin, wie ich bin, verdanke ich dem Menschen, der mich dazu gemacht hat. Das Schlechte kommt aus uns, es ist nicht in der Welt, es ist in unseren Gedanken und es erscheint uns so, weil es uns scheinbar nicht nützt.
Du kannst jetzt natürlich sagen, Tastatur ist geduldig, was ist, wenn deine Tochter eines Tages vergewaltigt wird? Ich weiß es nicht, vielleicht würde ich den Täter töten, vielleicht auch nicht, denn dadurch wird meiner Tochter nicht geholfen. Die Frage ist dann aber auch, wo hat die Gesellschaft versagt, daß so was passieren kann. Das wäre für mich ein Punkt um anzusetzen. Ich bin kein Passiver Mensch ich bin ein Tuer und ich würde dann viel tun. Ich versuche zu verändern, wenn ich ein Problem habe. Wir sind die Ursache dessen, was uns geschieht. Ich vertraue einfach darauf, daß alles, was ich als Schlecht betrachte, mich trotzdem erweitert und so ist es ja auch. Alles kann noch so schlecht sein, wenn ich es überlebe, dann kann ich daraus lernen und in diesem Leben leben, wenn nicht, lebe ich das Gelernte eben im nächsten Leben. Ich habe gelernt, daß wenn ich mein Leben langfristig betrachte, ich damit besser fahre, weil ich mir dann sehr wohl überlege, ob mich etwas wirklich tangiert oder nicht, ob es wichtig ist oder dringlich. Meistens gelingt es mir, mich nicht aufzuregen, aber auch nicht immer. Es gibt da einen schweren Fall, aber auch da lerne ich täglich und bald wird auch das ausgestanden sein. Das weiß ich.
> das ist wohl der schwierige umgang mit dem freien willen anderer, der einem oft nicht so zusagt, wie die klare tierwelt.
Ja, oft will ich Menschen vor sogenannten Schicksalsschlägen bewahren und früher habe ich das auch getan, aber die Schwierigkeiten werden einen immer finden, wenn man sie haben soll und sie dann abzuwenden ist Freiheitsberaubung und Erfahrungsdiebstahl. Mittlerweile laße ich dem Schicksal seinen Lauf, begleite aber die Menschen in ihrer Not und helfe, wo ich kann. Oft genug hatten meine Worte auch den Kassandra-Effekt, ich warnte und warnte und warnte und dann sind sie doch in die eigenen Messer gelaufen. Aber da sollte ich wohl lernen, daß ich nicht Gott bin, sondern nur ein armer kleiner Mensch wie die anderen auch und das ich nichts tun kann, wenn es nicht auch der Wille meiner Göttin ist. Für mich heißt hier Wille der Göttin: Jede Seele sich so entwickeln zu lassen, wie sie es will und braucht und nicht so wie ich denke, daß es am besten ist. Mittlerweile versuche ich auch Menschen nicht mehr das Beste zu wünschen, sondern das, was nötig ist.
> ich hoffe, ich hab dich halbwegs verstanden und ich bedanke mich für deine ausführung des gegensatzes deiner zwei welten, sowie für deine gesendete freude, die gut angekommen ist!
Danke, auch dir, für die Geduld und daß du mir die Möglichkeit gegeben hast mich weiter zu hinterfragen und zu sehen ob ICH noch MICH ist.
> übrigens ist mir aufgefallen, dass die bergpredigt von jesus (und nicht das, was die kirchen daraus machen) mit deinem glauben garnicht so unterschiedlich ist. er lehrt ja, dass man auch seine feinde lieben soll und wenn du sagt, du willst alle lieben, dann ist ja das bei dir auch so!
Ja, Jesus war ein mächtiger Prophet und viele seiner Worte waren weise Worte, wobei ich auch höchsten Respekt vor seiner Mutter habe. Auch zwischen Buddha und Jesus gibt es viele Ähnlichkeiten und ihren Gedankenwegen, es gibt dazu auch viele wundervolle Bücher des Dalai Lama. Wir finden die Liebe zum Leben und zum Sein in allen Weltreligionen.
Die Bergpredigt ist sehr schön, ich mag allerdings das hohe Lied lieber, die Psalmen Salomons, auch die Geschichte der Rachel und Hiobs. Es sind wundervolle Geschichten, die sich sehr intensiv mit Mensch sein befassen. Über die Merowinger gibt es auch bei den Kelten und Templern eine hohe Achtung vor Jesus. Es gibt ja viele Legenden, daß er in Gallien gewesen sein soll. Das kann natürlich jeder sehen wie er will. Im Endeffekt ist das ja auch nicht wichtig, sondern das, was seine Worte mit den Menschen machen. Auch im Koran stehen sehr wundervolle Worte. Mein Traum ist es, ihn einmal in meinem Leben auf Arabisch zu lesen. Das wird aber noch etwas dauern, ich habe erst 1999 angefangen Arabisch zu lernen. Aber ich liebe diese Sprache sehr, sie berührt die Seele eines Menschen, finde ich jedenfalls. In meinen Augen sind alle Religionen eine Religion alle Götter ein Gott, sie unterscheiden sich einzig in den Gesichtern, die ihnen die Menschen geben. Aber auch das mag jeder sehen wie er will.
ich danke dir sehr für deine Worte und sende dir Geduld beim Lesen und Gedanken, die uns beide erweitern, Torweg,
möge Frieden in deiner Seele sein und Lachen auf deinen Lippen

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