@Yvette
Sebastian schrieb am 24. März 2005 um 15:01 Uhr (857x gelesen):
> Ich schreibe das, was ich in meiner Hellsicht sehe. Allerdings fällt es mir schwer, auszuwählen, es gibt ja so viele Menschenschicksale und Wahrnehmungen!
Das stell ich mir schwer vor. Ich meine auch in Hinsicht darauf was allgemein ist und was nur in der eigenen persönlichen Welt relevant ist zu unterscheiden.
> Und dann immer wieder die Erkenntnis, dass die meisten Leser doch eigentlich nur plumpe Unterhaltung wollen.
Das stimmt wohl. Aber vielleicht gelingt es dir eher zwischen den Zeilen zu schreiben? Das ist glaube ich auch eine Kunst. Die normalen Leute würden etwas triviales lesen aber der Rest liest etwas anderes. :-) Und selbst für die normalen Leute wären die Geschichten irgendwann wertvoll. Es ist wie mit einem Schutzengel(wenn es das gibt) dem man damit Wörter geben kann. Wie wenn er dadurch Ausdrucksmöglichkeiten erlangt. Durch Erinnerungen. Situationen entstehen im Leben und man kann sich erinnern. In dem Buch war es ähnlich und was folgte darauf usw usf. Wie wenn man ihm Worte gegeben hat. Es hätte jeder etwas davon.
> Wenn ich z.B. an Kafka denke. Als ich in einem Forum einmal Andeutungen machte, dass Kafka seine Krankheit voraussah, wurde denen gleich superunheimlich. Überhaupt: Schon Kafka wird absolut nicht verstanden und von der breiten Leserschaft nicht besonders gemocht, zu depressiv das Urteil.
Kafka kenn ich nicht so gut. Mir kommt nur irgendein Krabbeltier in den Sinn. :-) Aber das es Leuten unheimlich wird ist verständlich. Wenn die feste Welt eigentlich nur wie ein festes in einem See erscheint und das feste nicht mehr so fest ist kann man schon Angst bekommen. Besonders wenn die eigene Welt noch so groß ist daß man sie kaum ausfüllt oder kennt. Das Gefühl wird ähnlich dem sein, wenn man in einem tiefen See schwimmt und in die Tiefe hinunterfühlt. Man schwebt quasi viele meter über dem Boden usw. Man versucht sich halt immer irgendwo festzuhalten. Bis man mutig ist.
Andererseits kommt das "unterbewußt wissen" glaub ich langsam in die Normalität. Damit kommt eigentlich fast jeder klar. Gibt zwar immer noch eine Angstgrenze aber es wird normaler denke ich.
> Mein Stil geht zwar mehr in Richtung Thomas Mann, womit ich seine sensitiv-empfindenden Personen- und Szenenbeschreibungen meine, also weniger depressiv. Trotzdem: Auch Thomas Mann wird beim Gros der Leserschaft gern mal ausgeklammert, ist einfach alles zu hochliterarisch, zu komplex.
Thomas Mann, kommt mir nur der Name bekannt vor. Ich weiß aber nichts über ihn.
> Doch ich kann einfach nicht diese oberflächliche Literatur schreiben, ist schwierig, sich in dieser Situation zurechtzufinden, wenn man vor hat, vom Schreiben zu leben ;-)
Kann ich mir vorstellen.
> Dazu kommt, dass ich einige Buchprojekte aufgeben musste, weil sie sich erfüllten. Na, das ist eine andere Geschichte.
:-) Schreibst du Romane? Vielleicht kannst du vergangene Dinge beschreiben. Oder vielleicht schwenkst du um in andere Bereiche. ZB fantastischer oder so. Gibt ja auch genug Fans dafür. Weiß ich aber nicht.
> Bye, Yve
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