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re: Liebe
Morin schrieb am 30. Dezember 2005 um 16:17 Uhr (955x gelesen):
Hi !
Also wenn ich mir so alle Repliken anschaue, hab ich schon den Eindruck, dass einige sich etwas schwertun auch den HeilerIN als Mensch - mit seinen Licht, doch fraglos auch Schattenseiten - zu sehen.
Wir ALLE gehen im Grunde ähnliche Wege, haben zumindest mit ähnlichen Problemen im Leben zu kämpfen und die Aussage "nobody is perfekt" steht dem HeilerIN ebenso zu, wie jedem anderen Menschen auch.
Natürlich ist der Idealfall der Heiler - gleich welcher Couleur -, der alle Zeit in der LIEBE lebt und handelt, doch gibt es nunmal Phasen und Lebensabschnitte für uns alle, wo wir um diese Liebe wahrlich ringen müssen.
DEN perfekten HeilerIN gibt es als Idealbild, doch im realen Leben ist er mir zumindest noch nie begegnet.
Konkret zur Liebe.
Ich seh es auch so, dass die LIEBE selbst - als die höchst mögliche schwingende Energie - die Essenz und das Wichtigste beim Heilen ist, ja nicht nur dort, sondern auch in der Erziehung unserer Kinder und im Leben selbst mit seinen vielfältigen Ausdrucksformen.
Ich würde jedoch nicht so weit gehen und diese LIEBE immer nur als weich und zart, eben Yin-orientiert einzustufen ( obgleich die meisten Assoziationen in diese Richtung der mütterlichen Liebe hinweisen).
Tatsächlich kann sie auch viel härter sein als man zunächst meinen würde.
Kein Gedicht drückt das was LIEBE ist, wie ich finde, stimmiger und poetischer aus, als das von Khalil Gibran, sodass ich es gerne ans Ende jener Zeilen setzen würde.
Viele Grüsse
Morin
© Der Prophet - Khalil Gibran
"Da sagte Almitra: Sprich uns von der Liebe.
Und er hob den Kopf und sah auf die Menschen, und es kam eine Stille über sie.
Und mit lauter Stimme sagte er:
Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann wie der Nordwind den Garten verwüstet.
Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen
und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu deinen Wurzeln und erschüttert sie in ihrer Erdgebundenheit.
Wie Korngarben sammelt sie dich um sich.
Sie drischt dich, um dich nackt zu machen.
Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien.
Sie mahlt dich, bis du weiß bist.
Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist;
und dann weiht sich dich ihrem heiligen Feuer,
damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.
All dies wird die Liebe mit dir machen,
damit du die Geheimnisse deines Herzen kennen lernst
und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.
Aber wenn du in deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst,
Dann ist es besser für dich, deine Nacktheit zu bedecken und vom Dreschboden der Liebe zu gehen.
In die Welt ohne Jahreszeiten, wo du lachen wirst,
aber nicht dein ganzes Lachen, und weinen, aber nicht all deine Tränen.
Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst.
Liebe besitzt nicht, noch lässt sie sich besitzen;
Denn die Liebe genügt der Liebe.
Wenn du liebst, solltest du nicht sagen:
Gott ist in meinem Herzen, sondern: Ich bin in Gottes Herzen.
Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken,
denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf.
Liebe hat keinen anderen Wunsch, als sich zu erfüllen.
Aber wenn du liebst und Wünsche haben musst, sollst du dir dies wünschen:
Zu schmelzen und wie ein plätschernder Bach zu sein, der seine Melodie der Nacht singt.
Den Schmerz allzu vieler Zärtlichkeit zu kennen.
Vom eigenen Verstehen der Liebe verwundet zu sein; Und willig und freudig zu bluten.
Bei der Morgenröte mit beflügeltem Herzen zu erwachen
und für einen weiteren Tag des Liebens dankzusagen;
Zur Mitternachtszeit zu ruhen und über die Verzückung der Liebe nachzusinnen;
Am Abend mit Dankbarkeit heimzukehren;
Und dann einzuschlafen mit einem Gebet für den Geliebten im Herzen
und einem Lobgesang auf den Lippen."
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