re[4]: Trauerarbeit
Jasmine schrieb am 18. November 2005 um 19:48 Uhr (570x gelesen):
Hallo myrrhe
> hm, du hast eine Trennung durchgemacht? Ja, so etwas ist sehr sehr schmerzhaft ... du hast ja, wie ich aus deinen Worten herauslese, auch noch andere familiären Kummer erlebt, schwere Zeiten ... dann kumuliert das, du wirst wieder an das Schwere erinnert, es hüllt dich sozusagen ein ...
Ja, das stimmt, es kommt so vieles zusammen, wahrscheinlich würde es mir besser gehen, wenn einiges davon wegfallen würde.
> Was du - so empfinde ich es jetzt zumindest - durchlebst, ist aktive Trauerarbeit. Du hast etwas hinter dir gelassen, aber noch nicht wirklich ... ja, das kenne ich. Trennung ist wie Abschied durch Tod! und erfordert die gleichen Schritte.
Darüber hab ich auch gegooglet, die Psychologen sprechen von 4 Phasen der Trauer und 4 Phasen des Liebeskummers.
>und dennoch: da ist noch das Unterbewußtsein, das seinen eigenen "Arbeitsrhythmus" hat.
Ja, der Rythmus, ich soll einen guten regelmässigen ruhigen Rythmus haben, haben mir schon viele gesagt, musste früher bei Fahrradtouren immer vorfahren und derlei Sachen. Ein alter erfahrener Bergführer erklärte mir, damit könne ich stundenlang wandern, ohne müde zu werden. Auch in vielen meiner Träume lasse ich mich in diesen ruhigen steten Gehrythmus fallen und vertraue mich dem Weg an. Das versuche ich auch jetzt, bei der Arbeit und um mich aufrecht zu erhalten, auch wenn es mir schlecht geht. Es hat eine Geborgenheit, dieser ruhige Herzschlag. Und ich kann so vieles wahrnehmen.
>Auch wenn du vielleicht außen glaubst (oder dir wünschst), schon alles abgeschlossen zu haben, um endlich neu beginnen zu können, ist da noch der innere Ablösungsprozeß im Gange. Ich kann dir - wenn es so ist, wie ich vermute - nur raten: Gib dir Zeit!
Vielleicht ist gerade mein unbedinger Wille, es so schnell wie möglich zu bewältigen, der Störfaktor, dadurch komme ich aus dem Takt, stresse mich selbst.
>Trauere, wenn dir danach ist ... durchlebe auch ruhig noch einmal die schönen Zeiten und auch die allerletzte Zeit, die Trennung - und laß Wut und Kummer zu. Es ist eben so: eine gemeinsame Zeit benötigt auch ihre Zeit, um losgelassen zu werden: denn es war/ist ja Liebe dabei ...
Ja, es war Liebe dabei...ich bereue auch nichts, doch muss ich jetzt weitergehen können, weiter und meine Ziele verwirklichen...
> Es geht also bei Trauerarbeit nicht darum, diese Erinnerungen fallenzulassen, sondern sich mit der Situation als solcher auszusöhnen und die Erinnerungen wie kostbare Perlen in sich zu tragen, Perlen der Vergangenheit, deren Schönheit durchaus ins Jetzt-Leben ausstrahlen darf, ohne es aber noch irgendwie zu belasten.
Genau das will ich, ich will nicht, dass etwas Negatives zurückbleibt, nur das Schöne behalten und weitergehen und mich dem Weg anvertrauen...
> Gib dir Zeit ... und Geduld. Hinter dem sich auftürmendem Berg liegt eine wunderschöne Landschaft ... du siehst sie, wenn du den Berg erklommen hast. Jeden Tag ein Stückchen höher ... du wirst geschoben dabei, auch wenn du die Anschieber nicht wahrnimmst ... :-)
Doch, ich nehme Gottes Anschieben schon wahr, es ist nur nicht immer so leicht, sich zu lösen und weiterzugehen, aber ich muss.
Danke für Deine tröstlichen Worte, myrrhe, sie haben so etwas Linderndes.
Alles Liebe, Jasmine
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