(BETA) Links zu Beiträgen, Artikeln, Ressorts und Webseiten, die zu diesem Beitrag passen könnten (Alle bisher vermerkten Stichwörter und URLs):
Yoga:
Spirituelles Yoga-Ressort
Yoga:
Der Guru
Yoga:
Die 8 Stufen des RAJA - YOGA
Gefahren des spirituellen Weges
Peter Marzipan schrieb am 17. Mai 2005 um 22:27 Uhr (622x gelesen):
Vor 3 Jahren machte ich erste Erfahrungen mit esoterischer Literatur. Die Kernessenz davon war: lieben, nett sein, selbstlos handeln, höher schwingen, loslassen, einverstanden sein etc.
Dies zog sich durch die diversen Gebiete, die man gemeinhin unter die Rubrik Esoterik zusammenfasst: Urchristentum, Jan van Helsing, hermetische Philosophie, Yoga, Kabbala, Psychphysik ( Lehre vom Unterbewusstsein und Realitätsgestaltung), Okkultistisches, Mystik, verschiedene Weltrelegionen, östliche Philosophien...
Es gibt da insgesamt unzählige Sachen, wo dieser Appell zum lieben immer wieder hervor kommt, ich erspar mir hier eine genaue Aufgliederung.
Gut, dann versuchte ich fortan, alles zu lieben. Da drunter verstand ich, alles zu lieben, was mir begegnete und das war natürlich in erster Linie alles was außen ist, eben jeden Menschen versuchen zu lieben, jede Situation anzunehmen.
Auch die Menschen und Situationen und Dinge wo es sehr schwer ist sie zu lieben. Ich begann also zu allen pissfreundlich zu sein. Ich traff mich mit Verwandten, obwohl mich diese nicht weiter interessierten, um eben ein guter Bruder, Onkel, Neffe oder sonst was zu sein. Ich versuchte jeden alles Recht zu machen und wenn ich dann mal wirklich berechtigterweise sauer war, verkniff ich mir jede Kritik an den anderen. Ich zeigte da nicht, sondern versuchte die Situation mit möglichst neutralen Worten – am ehesten in Briefform – zu klären. Ich war der Auffassung eben alles und jeden lieben zu müssen und für alles Verständnis zu haben und alles so hinzunehmen wie es ist: Egal, ob man betrogen wird, zu Unrecht verlassen wird, ausgenutzt oder bestohlen wird, grundlos beleidigt wird, andere sich von einem aushalten lassen, Freundschaft zu Menschen schließt, mit denen man gar nichts wirklich zu tun haben will, nur weil die es wollen etc. Dies alles habe ich hingenommen.
Manches davon habe ich tatsächlich aus reinen Herzen getan und hatte Freude daran. Doch vielmehr beruhigte es mein Gewissen meinen spirituellen Idealen gerecht zu werden. Ich erhoffte mir davon auch durch diesen Altruismus für mich günstige Lebensumstände von der geistigen Welt heranzuziehen. Es geschah also oftmals auch mit dem Hintergedanken eine Belohung zu erlangen.
Probleme die ich früher durch Kritik an anderen oder Wut versucht habe zu lösen oder eben durch einen Schlussstrich aus der Welt schaffen wollte, habe ich versucht durch das Antrainieren von Einverstanden sein, Frequenzerhöhung (>Liebe!), zu lösen.
Doch in Wirklichkeit war ich ja nicht wirklich einverstanden mit den Dingen. In Wirklichkeit war ich ja nicht Liebe, sonst hätte ich ja nicht versuchen brauchen, einverstanden zu werden.
Ich lass also besonders in schwierigen Lebenslagen verstärkt in meiner Eso-Literatur, um irgendwie dieses Einverstanden-Sein, diese Zufriedenheit zu erreichen. Ich dachte, wenn ich dann wirklich einverstanden bin oder zumindest so tue, dann werden die anderen Menschen das merken. Sie werden dann anhand meines äußeren Verhaltens keinen Grund haben, sich weiter entgegengesetzt zu mir zu verhalten und wenn ich innerlich Liebe werde, dann werden sie genauso harmonisch zu mir sein, wie ich das sonst, durch Kritik/Wut oder Kontaktabbrüche nie erreichen könnte.
Was ich dabei jedoch nicht bemerkte, dass ich eine Sache überhaupt nicht annehmen konnte, dass ich mit etwas absolut nicht einverstanden war: mein eigenes nicht-einverstanden-sein...
Ich tat alles um immer zu allen ja und amen sagen zu können und habe dadurch zu meiner Unzufriedenheit und damit zu mir selbst ständig nein gesagt.
Oft stand ich dadurch im Widerspruch: soll ich mich für mich entscheiden und dann etwas egoistisch sein?! Denn sich für sich zu entscheiden war nach meinen spirituellen Auffassungen egoistisch. Oder soll ich mich für die Belangen anderer entscheiden, selbst wenn es Sachen sind unter denen ich leide? Dies wäre uneigennützig und eine Haltung der selbstlosen Nächstenliebe und war in meinen Augen zu bevorzugen.
Um herauszufinden, welche Entscheidungen in welcher Situation „gut“ und „Richtig“ wären, wo der Egoismus aufhört und die Liebe anfängt, grübelte ich in meiner Literatur, doch ich fand nur sehr allgemeine Sätze, die ich so deutete, dass ich doch noch nicht liebevoll genug wäre, wenn ich da und da noch Probleme mit hätte.
Diese Frage nach dem richtigen Handeln mündete natürlich in einer steten Selbstkritik. Es bezog sich nicht mehr nur darauf, wie verhalte ich mich gegenüber anderen, sondern auf mein gesamtes Tun, also auch auf die Dinge, die ich beruflich oder als Hobby machte.
Nachher geriet es immer mehr in das, was man als Kopfdenken bezeichnet. Ich beobachtete mich und kritisierte falsches (urteilendes) Verhalten sofort und versuchte das zu ändern. Ich entwickelte einen starken Dran, ein starkes „Müssen“ dahingehend, meinen persönlichen spirituellen Idealen gerecht zu werden.
Dies steigerte sich anfänglich sogar in eine permanenten Weltverbesserungstick, der aber natürlich als friedlicher Kampf geführt wurde. Aber es war dennoch ein Kampf und wohl der Beweis meiner immer größer werdenden Unzufriedenheit, denn je mehr ich tat, um es anderen und allen Recht zu machen, um dieser Welt zu helfen, desto weniger Früchte trugen meine Bemühungen, ja führten am Ende sogar ins genaue Gegenteil. Enttäuscht, verlassen, bestohlen, ausgenutzt, von anderen kritisiert, vergessen etc. wurde ich und damit wuchs der Groll.
Wie sollte man so zur Liebe werden?!
Dies alles brachte mir auch gesundheitliche Probleme ein: Karies und ein Loch im Zahn obwohl ich da sonst nie mit Probleme hatte und einen schönen roten schuppigen Hautausschlag im Gesicht.
Wer zu diesen Erkrankungen und deren psychischen Hintergründen was zu erzählen weiß, möge das bitte posten.
Irgendwann bin ich dann aufgewacht, als die Lebensumstände immer unerträglicher wurden und ich nicht mehr darum herumkam, meine Unzufriedenheit Ausdruck zu geben.
Ich bin nun heute auf dem Weg, wieder ja zu mir zu sagen, auch wenn ich dafür zu anderen mal „nein!“ sagen muss und versuche nicht mehr diese Unzufriedenheit und negative Gefühle/Gedanken an sich zu bekämpfen oder mir auszureden.
Da ich mich lange und immer noch mit allen möglichen Spirituellem beschäftige, ist es natürlich schwer, diese Themen von der „wahren“ Seite zu sehen, da es einfach unglaublich viel Müll dazu auf dem Büchermarkt gibt und unzählige falsche Gurus und Spinner.
Erst diese totale vorangegangene Selbstverleugnung führt mich nun aber zum Aufwachen und zum anderen Pol, der Selbstbejahung, - der vor meinem Studium der Esoterik aber im Prinzip auch schon da war, jedenfalls mehr als während meiner Lieb-sein-wollen-Phase.
Ich schreibe diese Leidensgeschichte hier im Prinzip nur für mich auf, zur Bewusstwerdung und um anderen die Gefahren deutlich zu machen die falsch verstandene Spiritualität in sich birgt.
Ich weise darauf hin, ich werde keinen Feldzug dagegen starten, - für wen auch?!
Ich glaube aber nun besser zu wissen, was die Liebe, von der in esoterischen Schulen soviel gesprochen wird, wirklich ist.
Etwas lieben heißt nicht, etwas lieb haben „wollen“, etwas besonders gut finden oder begehren – das sind alles nur Formen von Wollen, also von Besitzdenken und etwas erzielen wollen und von einseitiger Beurteilung.
Etwas lieben heißt einfach die Andersartigkeit zu akzeptieren, an sich und an anderen, ohne zu versuchen da etwas an sich oder andere zu bekämpfen, und diese Akzeptanz ist allumfassend: d.H. sogar das eigene Hassen, die eigene Unzufriedenheit, die eigene Vorurteiligkeit, dumme Macken etc.
Liebe fängt also immer bei und für sich selbst an, Akzeptanz für sich selbst.
Wie ein Tag auch aus zwei Häften besteht: Tag und Nacht, bestehe ich auch aus zwei Hälften: gut und böse. Beide Hälften bilden zusammen das Heilige, die Akzeptanz dieser beiden Hälften, vereint sie zu einem ganzen, das ist das, was wirkliche Liebe ausmacht.
In der normalen Vorstellung von Liebe hingegen, versuchen die Leute immer nur das Gute an sich zu akzeptieren und alles andere bekämpfen sie. Dieses Verhalten bringen sie dann auch anderen Menschen entgegen: das was sie in anderen als gut ansehen, haben sie gern oder akzeptieren es, das, was sie in anderen als schlecht ansehen, kritisieren sie, bekämpfen sie.
Wie oben so unten, wie innen, so außen, sagt man so schön.
Daher ist wirkliche Liebe quasi Alles zu sein.
Das Gute und das Böse was man nun durch wirkliche Liebe akzeptieren kann, ist aber auch keine feste Polarität: z.B. Regenwetter.. das kann gut sein oder schlecht sein. Will ich mich sonnen, ist es schlecht, als Bauer würde ich das aber gut finden, wegen den Pflanzen.
Oder eine verunstaltete Haarfrisur: Das ist gut, wenn ich Punk bin oder dadurch dazu genötigt bin, mir alle Haare abzuschneiden und feststellen muss, dass mir das viel besser steht. Ist aber schlecht, wenn ich am nächsten Tag ein Vorstellungsgespräch bei der Bank habe.
Geh ich mit meiner Freundin gemeinsam in den Swinger-Club und schläft sie dort mit einem anderen ist das gut. Macht sie es heimlich irgendwo anders ist das dann schlecht.
Eine Frau die darauf steht geschlagen zu werden und auf harte Typen, wird einen Süßholzraspler als schlecht empfinden, eine Zartbesaitete hingegen, die was Romantisches will, wird ihn als einfühlsamen Gentleman sehen.
Also liegt an der persönlichen Sichtweise und der Absicht, was gut und was schlecht, was richtig und verkehrt ist.
Da es dazu so viele Sichtweisen gibt, ist es oft gar nicht möglich, dass alle miteinander in Resonanz kommen. Und im Sinne der Selbstliebe, die nicht durch die Nächstenliebe aufgehoben werden sollte, ist das auch zwangsläufig so der Fall.
Auch altruistische Handlungen haben nicht unbedingt mit wirklicher Liebe zu tun. Den meisten geht es nur darum, vor sich und anderen gut darzustehen oder sie helfen aus einem schlechten Gewissen. Sowas kommt nicht von Herzen, auch wenn es nach außen hin so aussieht.
Daher sind gerade diese esoterischen hilfsbereiten Müslifresser voller Ego „Ich bin ja so gut, bin ja so weit! Und die anderen sind ja alle so unbwußt“.
Dabei ist man sich als Esoteriker in den seltensten Fällen selbst bewusst, welche Arroganz man an den Tag legt, wenn man glaubt besser zu sein als andere.
Ich war jedenfalls in meiner Hardcore-Eso-Phase der Auffassung alle anderen machen was falsch und ich gehöre zu den wenigen Auserwählten, dadurch hatte ich natürlich einen gewissen Drang andere zu kritisieren, sei es auch nur für deren Kritik.
Als guter Mensch, für den ich mich hielt, war ich rückblickend betrachtet eigentlich innerlich gesehen ein sehr böser Mensch. Vielleicht gerade weil ich alles sein wollte, nur nicht in irgendeiner Form negativ oder böse.
Teilweise versuchte ich sogar bewusst böse zu sein, um dadurch wieder zur anderen Polarität, zum guten zu kommen. Es sah also so aus, als hätte ich die Negativ-Seite angenommen, ja, aber nur, um zur guten Seite der Macht zu gelangen, insofern war auch dies keine wirkliche Annahme.
Das Gebot richte nicht, damit du nicht gerichtet wirst, ist ebenso falsch ausgelegt. Es gibt da keinen Strafer im außen, der einen Hinkelsteine gegen den Kopf wirft, wenn man jemanden verurteilt/richtet.
Was passiert wenn ich mich richte, ich fühl mich schlecht... Wenn ich mich durch solche Selbstverurteilung also schlecht fühle, dann habe ich mich selbst dadurch gerichtet...
Was passiert, wenn ich andere verurteile „Diese blöden...!!!“ Genau, ich fühle mich scheiße...
Habe mich dann also wieder damit nur selbst gerichtet.
Insofern ist dies mehr als ein Lebensgesetz, im Sinne von „Wie funktioniert das Leben“ als Erklärung zu betrachten, anstatt als ein Gebot, für dessen Nicht-Einhaltung man von einem außen stehenden Gott bestraft wird. Man selbst ist ja Ankläger und Bestrafter in einer Person.
Ich bin bei meinen „Leidensweg“ noch nicht so ins Detail gegangen, daher mal kurz ne Liste: drei schmerzlich verlaufende/endende, kurze! Beziehungen, zwei verlorene Freundschaften, zwei ziemlich auseinandergelebte Freundschaften, unzählige Begegnungen mit unpassende Mitmenschen, die man erst mal wieder los werden musste, abgebrochener Job, Sach- und Geldverluste in der Höhe mehrerer hundert Euros, gesundheitl. Probleme, Abbruch zur Verwandtschaft, ins Leere laufende Bemühungen, überhöhte Telefonrechnungen, Schulden, Verlust/Vergessen von eigenen Zielen, Depressivität, Selbstmordgedanken, sozialer Abstieg, lähmende Unspontanietät etc.
Und ich sag mal, hätte ich nicht versucht immer es allen Recht machen zu wollen und immer zufriedne sein zu „wollen“, dann wäre mir vieles davon wohl erspart geblieben bzw. wäre weniger drastisch ausgefallen.
Das Kernproblem dieser Selbst-Verneinung ist aber tatsächlich Egoismus. In eminen Kopf lief folgende Faustregel ab:
Lieb und nett= Himmelreich, Nirwana, Erleuchtung=sorgenloses Dasein
Böse und egoistisch, unzufrieden=ewiger normaler Alltag, ohne „Wunder“, Sorgen, Probelme etc.
Liebe Grüße und möge jeder spirituell interessierte den richtigen Weg für sich finden.
Beitrag ist archiviert
Diskussionsverlauf:
- Gefahren des spirituellen Weges ~ Peter Marzipan - 17.05.2005 22:27 (25)