Gedanken über das Leiden
Eventuelle schrieb am 3. Mai 2005 um 9:17 Uhr (681x gelesen):
Das Leid hat die gleiche Daseinsberechtigung wie die Freude. Es kommt schon vor, dass jemand Freude am Leid hat. Das anderer und eigenes. Genauso wie Leid in der Freude sein kann.
Beides jedenfalls, Freude und Leid, sind zwei Pole auf der Gefühlsskala, auf der alle Schattierungen dazwischen möglich sind. Wohin jemand neigt, hängt nicht von den Umständen ab, sondern von dem Fluss seiner Energien, bzw. von dem Grundmuster, das sein Leben bestimmt. Dieses Grundmuster bringt jeder bei seiner Geburt mit. Nennen wir es Charakter oder Typ. Man erkennt es, wenn man beobachtet, WIE jemand reagiert.
Schon innerhalb einer Familie mit Vater, Mutter, mehreren Kindern erlebt sich jeder anders. Jedes der Geschwister reagiert auf die gleiche Situation in einer Weise, die seinem Grundmuster entspricht.
Jemand, der zum Leid neigt, zu Angst oder Abwehr, sieht auch in der Umgebung eher diese Eigenschaften und lässt diese eher zu als Freude, Offenheit, Gelassenheit oder Heiterkeit. Weil dies seinem Grundmuster entspricht. In dem Fall hat myrrhe Recht.
Familien geben GsD Gelegenheit, hautnah und von Geburt an, andere Grundmuster zu erleben. Niemand ist sich so nah wie Geschwister (im positiven wie im negativen Sinn). Und da wir uns alle gegenseitig beeinflussen (jeder, der was anderes behauptet, hat Unrecht), ist dies ein wunderbarer Mechanismus, Grundmuster zu verändern.
Aber da man es nicht mit Gedanken oder dem Willen beeinflussen kann, sondern nur im „geschehen lassen“, ist das Annehmen von Leid , auch wenn es vorübergehend einschränkt, ein wichtiger Entwicklungsmotor.
Unangenehm wird es erst dann, wenn sich jemand Angst, Aggression, Frust zum Lebensstil erkoren hat und seine Freude aus der Erniedrigung anderer zieht. Dies muss er aber tun, wenn er Freude und Heiterkeit als Leben förderndes Element nicht aus eigener Kreativität schöpfen kann. Er braucht die Kreativität anderer, um seine Lebensenergien aufzubauen. Dieser Mensch leidet permanent und weiß nicht, dass das Glück, was er beim Niedermachen anderer empfindet, nicht das Glück ist, was aus Heiterkeit und Kreativität geboren ist. Ein Merkmal dieses Glücks ist Freiheit, während das andere immer an etwas gebunden ist.
Leid ist also nicht schlimm, wenn man es zulässt und nicht institutionalisiert, genauso wie die Freude. Wenn das Gefühl fließen kann, wird die ganze Skala belebt und –
das ist das Leben - eben.
Grüße
Eventuelle
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