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Re: Nächstenliebe

myrrhe schrieb am 28. Dezember 2003 um 21:11 Uhr (560x gelesen):

Hallo Anna,
zunächst mal: wir sind Menschen und können das, was
Nächstenliebe wirklich will, nur anstreben. Jeder auf seine Weise,
jeder nach seiner Entwicklung.
Nächstenliebe bedeutet für mich, seinen Nächsten - und das
betrifft alle Menschen - so zu achten und zu respektieren, wie er
ist. Ihn zu lieben als Teil des Ganzen, dem auch ich angehöre:
also "liebe deinen Nächsten wie dich selbst".
Seinen Mitmenschen so zu lieben, wie er ist, bedeutet auch, ihn
loszulassen: das Schwerste wohl überhaupt, wenn es um
denjenigen geht, der einem am nächsten ist. Loslassen: ihn
seinen Weg gehen lassen, ungeachtet dessen, was sich für ihn
daraus entwickelt. Selbst wenn wir wissen - Dein Beispiel -, daß er
einen Fehler begeht, müssen wir ihn, wenn er nicht auf
Ratschläge hören will, den Fehler begehen und daraus lernen
lassen. Auch wenn es uns weh tut, auch wenn das Abschied
bedeutet.
Nur möchte ich wiederholen: wir sind Menschen. Schmerz und
Zorn dürfen, ja, müssen wir für uns zulassen, wenn wir von einem
anderen verletzt werden. Wir müssen uns nicht ausnutzen lassen
für einen anderen. Denn die Selbst-Liebe gehört auch zur
Nächstenliebe, ist ihre Basis. Wir müssen uns selbst auch so
leben, so wie wir den anderen leben lassen müssen.
Zur Nächstenliebe gehört aber auch Verzeihen. Nach dem
Verarbeiten von Schmerz und Zorn sollte das Verzeihen kommen.
Nicht durch Haß Türen zuschlagen. Der andere, der einen Fehler
begangen hat, mag ihn erkennen und zurückkehren - und dann
stünde er vor verschlossener Tür. Denn alle Fehler, wir begehen
sie ja selbst, lassen sich erkennen und wiedergutmachen.
Meine Gedanken hierzu...
Lieben Gruß,
myrrhe

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