sehr interessant sehe ich genau so, eigentlich! danke!
:) schrieb am 30. Oktober 2003 um 13:36 Uhr (559x gelesen):
> Johann Wolfgang von Goethe 
>  
> Vanitas! Vanitatum Vanitas 
>  
> Ich hab mein Sach auf Nichts gestellt. 
> Juchhe! 
> Drum ist's so wohl mir in der Welt. 
> Juchhe! 
> Und wer will mein Kamerade sein, 
> Der stoße mit an, der stimme mit ein 
> Bei dieser Neige Wein. 
>  
> Ich stellt mein Sach auf Geld und Gut. 
> Juchhe! 
> Darüber verlor ich Freud und Mut. 
> O weh! 
> Die Münze rollte hier und dort, 
> Und hascht ich sie an einem Ort, 
> Am andern war sie fort. 
>  
> Auf Weiber stellt ich nun mein Sach. 
> Juchhe! 
> Daher mir kam viel Ungemach. 
> O weh! 
> Die Falsche sucht' sich ein ander Teil, 
> Die Treue macht' mir Langeweil: 
> Die Beste war nicht feil. 
>  
> Ich stellt mein Sach auf Reis' und Fahrt. 
> Juchhe! 
> Und ließ meine Vaterlandesart. 
> O weh! 
> Und mir behagt' es nirgends recht, 
> Die Kost war fremd, das Bett war schlecht, 
> Niemand verstand mich recht. 
>  
> Ich stellt mein Sach auf Ruhm und Ehr. 
> Juchhe! 
> Und sieh! gleich hatt ein andrer mehr. 
> O weh! 
> Wie ich mich hatt hervorgetan, 
> Da sahen die Leute scheel mich an, 
> Hatte keinem recht getan. 
>  
> Ich setzt mein Sach auf Kampf und Krieg. 
> Juchhe! 
> Und uns gelang so mancher Sieg. 
> Juchhe! 
> Wir zogen in Feindes Land hinein, 
> Dem Freunde sollt's nicht viel besser sein, 
> Und ich verlor ein Bein. 
>  
> Nun hab ich mein Sach auf Nichts gestellt. 
> Juchhe! 
> Und mein gehört die ganze Welt. 
> Juchhe! 
> Zu Ende geht nun Sang und Schmaus. 
> Nur trinkt mir alle Neigen aus; 
> Die letzte muß heraus!
 

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