Erschreckend viel Unsinn in dem Posting
Chord * schrieb am
14. Februar 2006 um 15:54 Uhr (649x gelesen):
> Hi,
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> Noch schnell zu sensus, in Bayern hat mán seine Schlupflicht erfüllt, wenn mann 10 jahre lang vollzeit zur Schule ging.
Das stimmt, soweit ich weiß.
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> Jetzt zu Dir, ich hab während meiner letzten Ausbildung , eine intensive Schulung in Psychatrie und Neurologie gehabt. hab auch Praktika in der Psychatrie gemacht.
Welche Ausbildung? Wieviele Stunden? Welche Fächer? Ein Studium wohl nicht. Und was waren deine Aufgabe beim Praktikum in der Psychiatrie?
> Und ich find es schon krass, was immer noch für Vorstellungegn über die Psychatrie herrschen.
Auch da gibt es wohl solche und solche Einrichtungen. Sonst wären Fälle wie die von Vera Stein nie passiert. Zudem ist es wohl nicht unbedingt ein gesunder Berufswunsch, "Psychiater" werden zu wollen. Es ist ein Beruf, der irrsinnig viel mit Macht und Allmachtsphantasien zu tun hat - von daher wundert einen weder die hohe Selbstmordrate bei diesen Ärzten noch, dass sich gerade in diesem Umfeld immer wieder ganz extrem schwarze Schafe finden. Ich erinnere nur an Karadzic. Der konnte immerhin noch wenige Monate bevor sein Irrsinn offensichtlich wurde, auf Psychiaterkongressen als hochangesehener Kollege Reden schwingen. Entweder war niemandem dessen Irrsinn aufgefallen oder niemand hatte etwas gesagt. Beides nimmt einen nicht unbedingt für diese Profession ein, auch wenns Ausnahmen gibt, wie Ringel oder Sonneck, von denen ich viel halte.
>Du bekommst nur hochdosierte Medikamente, wenn Du Dich in einer Akutsitutaion befindest, meist sedierende Mittel bei z.B. Arten der Schizophrenie, Manisch Depressiv...! Die Medis, meist Haldol, werden hoch angesetzt, und dann runter reduziert, bis man auf, ich drücks mal so aus, einem normalen Level ist.
Es sollte der Idealzustand sein, dass man nur dann hochdosierte Medikamente bekommt, wenn man sich in einer Akutsituation befindet. Und "Haldol" (Haloperidol) ist kein Breitbandmittel - die Indikation, wann es eingesetzt werden sollte, ist ziemlich eng, die Nebenwirkungen ganz beträchtlich, hast du schon mal den Beipackzettel gelesen davon? Bei Absetzen treten u.a. oft die Symptome auf, gegen die es eigentlich verordnet wurde. Wenn es jemandem beim ersten Mal falsch verordnet wurde (also obwohl er es eigentilch nicht bräuchte), kann er im schlimmsten Fall in einen Dauerkreislauf geraten, zumal Neuroleptika lediglich symptomatisch wirken und - anders als die meisten Antidepressiva - ein sehr hohes Suchtpotenzial haben.
> Derpessive bekommen Antidepressiva, die allerdings auch nur bei Depressionen wirken, wenn Du Antidepressiva bekommst,und Du hast keine Depressionen,dann zeigt es auch keinerlei Wirkung.
Es gibt sehr viele unterschiedliche Arten von Depressionen, von denen nicht jede auf dieselben Mittel anspricht. Generell werden viel zu leichtfertig Antidepressiva verordnet, weil es unsere Gesellschaft verlernt, Phasen der Trauer und Enttäuschung als zum Leben zugehörig zu bezeichnen, und solche als krankhaft bezeichnet.
Es stimmt nicht, dass ein Nichtwirken Zeichen ist, dass man keine Depression hätte. Es gibt z.B. bestimmte Depressionen, die auf trizyklische Antidepressiva schlecht ansprechen, aber gut ansprechen, wenn die üblicherweise verabreichte Dosis auf ein Zehntel reduziert wird.
> Antidepressiva wirken sehr langsam, man muss sie mindestens ein halbes Jahr wenn nicht noch länger nehmen, um eine Wirkung zu erzielen. Deshalb,haben es Depressive besonders schwer, weil sie halt keine sofortige Wirkung sehen, setzen sie die Medis meist selber ab, mit der Begründung, die bringen sowieso nichts. (Ich wollt noch dazu sagen,dass fast alle Depressionen heilbar sind)
Erkläre mir e i n e n logischen Grund, warum ein Antidepressivum, wenn es wirkt, dazu "mindestens ein halbes Jahr" braucht? Die Fälle, wo eine Wirkung erst nach solanger Zeit eintritt, sind vermutlich die, wo der Mensch es schafft, sein Leben auch so zu regeln - ob mit oder ohne Antidepressiva. Oder anders: Wenn er ein halbes Jahr ohne die Wirkung von Antidepressiva auskommt und alles auf die Reihe bekommt, ist er schlicht und einfach nicht auf Antidepressiva angewiesen.
In jedem Beipackzettel steht, wann genau die Antidepressiva zu wirken beginnen - es sind üblicherweise Zeiträume von Tagen bis Wochen, aber keine Monate.
Im übrigen: mir wurden einmal Antidepressiva verordnet - von einem ausgebildeten Neurologen und Psychiater, kaum welche davon halfen (zumal sich bei mir Jahre später rausstellte, dass eine Organfehlfunktion da die ausschlaggebende Rolle spielte), der Psychiater fand aber nichts dabei, nach jeweils ein paar Wochen zu wechseln - und bei den 1,2 die in meniem Fall Wirkung zeigten, brauchte es keinesfalls ein halbes Jahr, bis sie das taten.
Ich habe damals, selbst, als endlich welche dabei waren, die wirkten, nach insgesamt neun Monaten meine Antidepressiva abgesetzt (später nur noch einmal kurzfristig das bei mir wirksame genommen), ich würde die auch nicht mehr so leichtfertig nehmen - in einem Fall gabs ganz andere Ursachen, die schlichtweg nicht bemerkt wurden.
Ich kenne aber auch Menschen, denen es dank der Behandlung wirklich deutlich besser geht, deshalb will ich da nicht prinzipiell dagegensprechen, habe eine Bekannte, die z.B. Lithium nimmt, und der das nach eigenen Aussagen gut tut.
> Ausserdem muss man in ein BKH nicht für Ewig hin, man hat auch Ausgang, und intensive psychologische Betreuung.
Im Idealfall. Ich hatte/habe mit einigen Jugendlichen zu tun, die schlimme Erlebnisse hatten, oft starke Depressionen und daher zeitweise in solchen Einrichtungen sind, es läuft nicht immer alles so rund und rosarot wie du es hier schilderst.
> Wenn ein psychologisches Gutachten sagt, dass eine Einweisung nicht schlecht wäre, dann muss ich sagen, dass ich dem auch Folge leisten würde, denn ein Psychologe schaut sich wirklich alles genau an, bevor er die Entscheidung fällt, ob jemand ins BKH gehen soll, denn ein Psychologe, überweist nur ungern seine Kunden in ein BKH.
>
Warum bist du dir so sicher? Psychologen sind keine Zauberer, haben eine eher mittelmäßige Ausbildung mit wenig bis gar keinem Patientenkontakt (also ein sehr theoretisches Studium) und können sich irren, gerade bei Prognosen passiert das leider häufig.
Was aber stimmt ist, dass es auch eine versteckte Depression gibt - nicht jedem ist dieser Zustand aufs Gesicht geschrieben.
> Vielleicht hast Du da auch was falsches verstanden ,von wegen Psychologe und Psychater. Das ist nämlich nicht das Gleiche wie immer behauptet wird.
> Psychologe is der mit der Couch, mit dem man redet.
Gute Psychotherapeuten, die, wenn schon, dafür meist wesentlich geeigneter sind, hast du überhaupt weggelassen. Zwar gilt für Psychotherapeuten im Prinzip dassselbe, was ich über Psychiater sagte, allerdings spricht für sie, dass sie weit eher bereit sind zuzuhören, und ohne Medikamente auszukommen. Auch hier muss man wahrscheinlich einige Zeit suchen, bis man einen wirklich guten findet - und gerade depressive Menschen sind da nicht in der besten Verfassung dazu, weil sie in der ersten Euphorie oft allein die regelmäßigen Kontakte mit einem menschlichen Wesen, das ihnen vorurteilsfrei (oder vermeintlich vorurteilsfrei) zuhört, schon mit einer guten Therapie verwechseln.
> Ein Psychater ist ein Arzt, das ist der der die Medikamente verschreibt. Viele Psychater sind auch Neurologen. Das heisst, die kennen sich im Hirnbereich einfach aus.
Wer kennt sich im Hirnbereich schon einfach aus? Das ist enie Art Abbild des Kosmos, und wir wissen genauso wenig drüber im Prinzip. Ritalin z.B., gegen das oft gewettert wird, hat zumindest den Vorteil, dass es schon seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts im Einsatz ist, von daher sind die auftretenden Nebenwirkungen und Langzeitwirkungen einigermaßen abschätzbar, wenn auch gerade die Langzeitwirkungen nicht wirklich erforscht sind - die ganze Palette an den handelsüblichen Antidepressiva und Neuroleptika ist weit jünger, stammen aus den 60ern, 70ern, 80ern, 90ern, man wird da erst in Jahren oder Jahrzehnten allfällige Langzeitwirkungen abschätzen können.
> Unsere Allgemeinärzte,dürfen zwar einige Pschopharmaka verschreiben, allerdings ist das nicht ihr Bereich, und von daher kommt es oft zu fehlern bei der Dreichungsform von Pychopharmaka. Aber sag einem Arzt mal was. Und solange diese Medis für Allgemeinärzte frei sind ,wird sich daran auch nichts änderen.Leider!
>
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Allgemeinärzte Medikamente verschreiben dürfen, über deren Wirkweise sie in der Ausbildung nichts gelernt haben. Davon abgesehen, ich hab dir ja ein Beispiel genannt - das war keni Allgemeinarzt in meinem Fall, vermutlich praktiziert er auch noch, und ich bin damals dann wie auch heute immer noch zu dem Schluss gekommen, dass ich keines dieser Antidepressiva wirklich benötigt hätte. Und ich bin da mit Sicherheit kein Einzelfall.
Alles Liebe,
Chord
> L.G.Resi
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