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das ist zu strikt

myrrhe * schrieb am 1. September 2005 um 9:08 Uhr (586x gelesen):

Hallo rawir,

ich finde es nicht richtig, daß du alle Selbstmörder über einen Kamm scherst.
Natürlich gibt es diese Fälle, wo ein Selbstmörder, um seinen Sorgen zu entfliehen, anstatt sich ihnen zu stellen, seinem Leben ein Ende bereitet. Und nicht an seine Lieben denkt und die Trauer, die er auslöst.

Aber es gibt auch noch sooooo viel mehr ... es gibt die Menschen, die wegen unendlicher körperlicher Schmerzen den einzigen Ausweg im Tod sehen. Es gibt die Menschen, die an den Tod als erlösendes Nichts glauben und meinen, so ihren so tiefen seelischen Schmerzen entfliehen zu können.

Körperliche starke Schmerzen ohne Aussicht auf Besserung sind zermürbend - und ich verstehe diese Menschen, die dann einfach nicht mehr können. Ebenso verstehe ich Menschen, die mit seelischen Qualen irgendwann nicht mehr umgehen können ... nicht immer ist es einfach die Flucht aus der Verantwortung für das eigene Leben. Und wir machen es uns allzuleicht, da einfach zu sagen "da muß derjenige eben durch". Ich persönlich wüßte nicht, wie ich reagieren würde, stünde ich unter dauerhaftem unlösbarem Schmerz.
Schmerzen der Seele resultieren oft in Depression - und ich habe es erlebt, wie Depression wirken kann: nämlich wie ein Loch, ein Sog, aus dem der Depressive nicht heraus kann. Er sieht keinen Ausweg, d. h. es gibt ihn praktisch nicht.

Und so landen eben Selbstmörder durchaus nicht immer im selbstgemachten "Geistergürtel", in dem sie sich mit ihren Schuldgefühlen auseinandersetzen. Und sie laden sich nicht immer das selbstgemachte Karma auf, "es nicht geschafft zu haben und deshalb wiederholen zu müssen".

Das Jenseits ist genauso vielfältig, wie es die Menschen sind: jedes Schicksal ist einzigartig, und so sind es auch jeder Lebensweg und jede Lebensentscheidung und jede Auswirkung daraus.

Viele Grüße,
myrrhe

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