Re: Mensch und Verantwortung
myrrhe schrieb am 29. Januar 2004 um 10:46 Uhr (496x gelesen):
Hallo Füchsin,
ein Mensch ist für mich erst einmal ein Mensch und erst dann gesplittet
in Geschlechter. Demzufolge unterscheide ich, geistig gesehen, nicht in
dem Maße zwischen Mann und Frau, wie dies die Gesellschaft tut. Jeder
Mensch trägt Animus und Anima in sich, und er drückt sie in seinem
Leben aus, wie es eben sein Weg ist. Die vielen festgesetzten Muster
erschweren beträchtlich das Ausleben nach seinem freien Willen - auch
wenn wir nach außen hin eine so "freie Gesellschaft" sind: innen sind wir
noch so verkrustet wie früher auch.
Wegen dieser Einstellung dem Menschen gegenüber habe ich persönlich,
bis auf einmal im Beruf (und dort bin ich "geflogen" *ggg*), keine
männlichen Ressentiments oder Einschränkungen erfahren.
Natürlich bin ich, wie Du, der Meinung, daß ein Vater ein Kind genauso
gut erziehen kann wie eine Mutter. Und natürlich halte ich die Gesetze
für Scheidungskinder für absolut unzureichend. Das von Dir genannte
Vorgehen gegen den achtjährigen Buben ist nicht nur schlimm und
entwürdigend für das Kind, es spiegelt auch in erschreckender Weise die
gesellschaftliche Sichtweise der Stellung von Geschlechtern und
insbesondere auch von Kindern wider; es zeigt deutlich die verkrusteten
Muster, die nach wie vor, unverändert, hinter der Scheinliberalität stehen.
Ich bin allerdings auch der Meinung, daß der zunehmende Verlust
spiritueller Grundsätze schuld ist am Umgang mit Ehe und Kindern.
Damit will ich jetzt nicht auf die christliche Schiene ("bis daß der Tod uns
scheidet") hinaus, sondern auf die allgemeine geistige Verantwortung.
Wer eine Ehe eingeht, wer Kinder in die Welt setzt, hat für seine
Mitmenschen (Familie) Verantwortung zu tragen: beide Seiten nämlich.
Das heißt: wer eine Ehe eingehen will, sollte vorher genau prüfen, ob ein
Zusammenhalt auf längere Sicht gegeben ist; und dies noch viel mehr,
wenn wirklich an Kinder gedacht wird. Heute wird nur allzuschnell eine
Verbindung eingegangen, ohne viel nachzudenken, dazu "gehören" auch
Kinder (nicht weil man sie unbedingt möchte, sondern weil sie
dazugehören zu einer Ehe) ... und wenn es dann nicht funktioniert, wird
ebenso schnell in den Trennungs- und Scheidungstopf gegriffen.
Natürlich bemühen sich auch viele Eltern, den Kindern trotz Scheidung
einen familiären Zusammenhalt zu bieten. Aber dennoch ist der
psychische Streß der Kinder vorhanden und in seiner Rückwirkung auf
die Gesellschaft wohl noch gar nicht voll absehbar.
Würden Menschen heute mehr lernen, Verantwortung zu übernehmen,
und dazu gehört eben in erster Linie einmal die Partnerschaft resp.
Familie, wären die Konflikte nicht so gelagert, wie sie sind.
Liebe Grüße,
myrrhe

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