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re[2]: demenz
felina * schrieb am 18. September 2007 um 23:04 Uhr (730x gelesen):

hallo myrrhe,

wie schööön, hatte ich doch drauf gewartet, dass du antworten würdest! ich dachte mir schon, dass du mir zu dieser frage etwas sagen kannst.
die frau, um die es geht, hat in den letzten jahren überhaupt keine medikamente genommen und war auch sehr gesund.
lass mich mal beschreiben, was ich über die frau weiß.
sie hat mit 17 ihren vater verloren und lernte mit 18 ihren späteren mann kennen, der ungefähr 15, 16 jahre älter gewesen sein muss als sie. die beiden arbeiteten im selben bereich und galten als glückliches paar, wobei ich mich gut erinnern kann, dass er derjenige war, der die sorgen trug und der die buchhaltung machte und damit die haushaltsbilanz erleiden durfte. ich kann mich an sein gejammer und gestöhne gut erinnern! ich war damals ein kind und verstand seine sorgen nicht, und seine frau verstand sie offenbar auch nicht besonders! sie war immer das kind... ihre eigene tochter, meine cousine, war ein sehr geliebtes kind, beschwert sich aber, dass ihre mutter ihr im frauwerden nicht wirklich zur seite stand. klar, wie sollte sie auch? sie war ja selber da stecken geblieben... sie irrte sich manchmal tatsächlich, wenn sie von ihrem mann sprach und sagte "mein vater...äh, mein mann". als ihr mann starb, ging für die frau wahrscheinlich eine welt unter. sie war damals bereits mitte sechzig und musste aufeinmal alles machen, was sie nie gelernt hatte. sie versuchte, ihre tochter in die rolle ihres vaters zu zwingen, wofür selbige sich herzlich bedankte - sie lebt außerdem in den usa. dann schob diese frau jahrelang alles, was sie verpatzte, auf ihre tochter, bis eines tages keiner mehr dran glaubte. sie war unordentlich, unpünktlich, realitätsfern, nahm kredite auf und führte nie buch, bis sie beinahe alles verlor. ihre tochter versuchte ihr mehrmals zu helfen, auch wir und andere leute, aber sie beklagte sich nur und folgte keinem einzigen rat. im grunde misstraute sie immer nur allen. sie wollte zwar, dass man ihr zuhört - aber die wahrheit über ihre lebensführung und die einschränkung ihrer handlungsfreiheit durch finanzielle zwänge wollte sie überhaupt nicht hören oder akzeptieren. nun ist so ziemlich alles in ihrem leben den bach runtergegangen, und sie kriegt ihr leben nicht mehr in den griff. sie ist jetzt 77. und nun fängt sie an, völlig irrational zu werden. das problem ist, dass wir alle nicht an sie rankommen, sie ist eigensinniger als irgendein esel! ja, es passt schon, was du geschrieben hast.

>Ein Mensch, der zeit seines Lebens irgendwo anders lebt, aber nicht im Hier, wird vielleicht eher die Tendenz bekommen, dement zu werden. (Was natürlich keine Regel darstellt!)

ja, und das wäre das ja dann genau, oder sehe ich das falsch? sie hat ihr leben lang offenbar irgendeine realität nicht sehen wollen. was aber würdest du raten, wie sie - oder ihre tochter - diese situation jetzt noch verändern kann? was hätte wohl in ihrem leben geschehen müssen, damit sie sozusagen um die demenz herum kommt?
> Es stellt sich dementsprechend auch die Frage, ob eine "Demenz" nicht therapeutisch behandelt werden könnte ... was offenbar noch nicht wirklich versucht worden ist. Denn immerhin können Demente "abgeholt" werden, wie es im Neusprech so schön heißt ... d.h. wenn man genau ihre Zeit, in der sie sich befinden, trifft, kann man ganz normal mit ihnen reden. Das ist doch interessant! Demente, die mit Kindern oder Tieren umgehen, die mit Dingen aus ihrer früheren Zeit (kochen, handarbeiten, Gartenarbeit) beschäftigt werden, sind viel eher "abzuholen" als jene, die nur im Sessel hocken.

tiere hat sie genug. das ist eines ihrer probleme! ca. 15 katzen wohnen in ihrem haus...

> Aus alldem könnte ich mir folgendes vorstellen:
> Ein Mensch, der sich nie selbst leben konnte (wegen Pflichtgefühlen) oder wollte (virtuelle Welt, Abkehr von der irdischen Welt, spirituelle Höhenflüge ohne irdische Wurzeln - als Beispiele!), wird möglicherweise viel eher "dement" werden, d.h. in die Welt der Kindheit zurückkehren, wo er nichts Negatives mehr fühlt oder sieht und nur noch in einer Bewußtseinsblase (Geistergürtel-Analogie!!!) lebt, als jemand, der das Leben und seine Bewegungen annimmt, sich den Gegebenheiten stellt, sich auf das, was ist freut.

stimmt, und sie hat natürlich nicht mehr viel freude in diesem leben. kannst du mir das mit der geistergürtel-analogie mal erklären? ich weiß gar nicht, was das ist.

> Insofern hat deine Heilerin recht - wenngleich ich ihre Argumentation als zumindest verunglückt ansehe ;-). Denn jeder Mensch hat immer alles in sich. Er hat aber vor allem das LEBEN in sich, und das ist das eigentlich Entscheidende. Hätte er die Demenz in sich, würde man sagen können, er hat sämtliche Krankheiten in sich. Aber man sollte es positiv formulieren, denn so ist es in Wirklichkeit: er hat alle Möglichkeiten der Entwicklung.

ja, so sehe ich das grundsätzlich auch. fazit: für dich ist also demenz eine der möglichen konsequenzen einer nicht gelebten oder abgelehnten realität? dann müsste eine therapie am anfang dieser erscheinungen - und wir sind hier am anfang - ja noch ganz gute aussichten haben. hel sagte weiter unten ja auch, dass demenz nicht irreversibel ist. was für mich eine totale überraschung darstellt.

liebe grüße, felina


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