Zweierlei und doch dasselbe...
erwinio schrieb am 2. Juni 2006 um 8:51 Uhr (663x gelesen):
Hallo Füchsin
Ich denke es gibt beides: Das Individuum, das sich ja auch schon von Mensch zu Mensch unterscheidet, nicht erst zwischen Mensch und Tier - und das Kollektiv, dass alles umfasst. Mich, Dich, den Hund des Nachbarn, den alten Autoreifen im Tschaad, den die Kinder als Spielzeug benutzen.
Hinter allem Offenbaren, uns Sichtbaren, verbirgt sich das Verborgene, uns im Normalfall Unsichtbare. Dabei ist das Offenbare immer eine Entsprechung des Verborgenen. Da das Offenbare uns in unzähligen Erscheinungsformen entgegen tritt, darf wohl auch der nicht Hellsichtige davon ausgehen, dass die Entsprechung im Verborgenen ebenfalls unzählige Erscheinungsformen aufweist.
Die Ich-Ebene ist für mich nicht die Ebene, wo der Unterschied zwischen Mensch und Tier aufgehoben wird. Im Gegenteil, sie ist Merkmal des Menschen: Die Ich-Ebene ist in der Lage, das Leben, die Triebe und Empfindungen von Äther- und Astralleib nicht nur zu erleben, sondern sie auch in sich zu bewahren und sie zu reflektieren. Sie ist in der Lage, sich auf sich selbst zu beziehen. Sie ist in der Lage, als Planer in das Leben und die Welt einzugreifen. Natürlich kann man sagen, auch ein Eichhörnchen plant seinen Winter, es sammelt und vergräbt Nüsse, um sie im Winter wieder hervor zu holen. Aber ist das Eichhörnchen sich dem auch bewusst und tut dies willentlich durch sein Ich? Ich sage, nein! Das Eichhörnchen muss dies tun, es hat kein Ich, das anders entscheiden kann. Denn es gibt keine Eichhörnchen, die nicht sammeln, weil sie neue Wege gehen wollen, etwas versuchen wollen; sich überlegen, dass sie ja auch auf der faulen Haut liegen könnten um dann im Winter die Nüsse ihrer Artgenossen zu rauben. Auch die Wespe baut ihr komplexes Nest nach immer denselben mathematischen Grundsätzen; sie hat kein Ich, das ihr architektonische Versuche zugestehen würde. Sie handeln ohne die Freiheit, die erst ein Ich mit sich bringt.
Der Unterschied besteht ja schon auf physischer Ebene. Je nachdem, ob wir von DNA-Vergleichen oder Gesamtbetrachtungen der Objekte ausgehen, ist er grösser oder kleiner. Wo er aber ganz aufgehoben wird, das weiss ich nicht. Er wird aufgehoben, dass weiss ich, aber nicht nur zwischen Mensch und Tier, sondern auch zwischen Mensch und altem Autoreifen. Vielleicht, wenn wir im Materiellen sagen „Alles, was ist“ gibt es im Geistigen die entsprechende „Alles, was ist“-Wesenheit, die alles durchdringt.
Und so bin ich auf einmal ganz nahe bei Deinem Satz: „Denn diese ganzen Erscheinungsformen der Vielfalt sind wie Hüllblätter zu verstehen, die nach und nach abfallen und das Verhüllte preisgeben: das eine, einzige, einheitliche göttliche Licht.“ Und möchte hinzufügen: „Das Unaussprechliche“. So vermeiden wir Begriffsdiskussion dort, wo Begriffe fehl am Platz sind;-)
Vielleicht kennst Du den Vergleich mit dem Kirchenfenster? Wir stehen in einer Kirche und betrachten das Fenster: Es besteht aus vielen Farben und Formen, niemand kann die Unterschiede und ihre Individualität leugnen. Keines ist wie das Andere. Doch wer das Fenster öffnen kann, wer dahinter schaut, erkennt, dass letztendlich alle von der einen einzigen Sonne durchdrungen werden. Aber für mich ist diese Sonne nicht die Entsprechung des Ich.
So sind wir zweier Meinungen und reden wohl letztendlich doch vom Gleichen;-)
Beste Grüsse
Erwinio
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