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re[3]: Verzeihung
Chord * schrieb am 20. Oktober 2006 um 8:31 Uhr (1300x gelesen):

Hallo Albine,

ich kenne etliche AD(H)S-Betroffene und deren Leidensgeschichten,
und ich habe mich - offenbar im Gegensatz zu dir - auch sehr ausführlich mit der psychologischen und medizinischen Seite befasst.
Wieviele Stunden hast du in die Auseinandersetzung mit diesem Thema investiert?
Mit wieivelen Betroffenen Kontakt? Wie viele Bücher dazu gelesen?

Was du willst, ist mir schon einigermaßen klar.
Nur, was nützt es einem Betroffenen, der schon zig andere Dinge durchprobiert hat, oder dessen Eltern, wenn du ihm/ihr - warum eigentlich? - strikt davon abrätst, ein Medikament zu nehmen, das sich bei schwereren Formen von AD(H)S bislang als das einzige wirklich hilfreiche und machbare Mittel erwiesen hat,
da diese "Störung" sehr stark genetisch bedingt ist, die Betroffenen also mit Willenskraft allein in schweren Fällen von AD(H)S kaum etwas ausrichten können, und das Einzige, was sonst mit Sicherheit helfen würde, eine umfassende Reform unserer Gesellschaft in sämtlichen Bereichen - derzeit leider eine Utopie ist.

Stell dir mal vor, dass a l l e Bücher auch in Blindenschrift gedruckt werden.
Nicht enimal das ist heute der Fall, aber es gibt wenigstens ein bisschen ein Angebot für blinde Menschen.

Genauso müssten in a l l e n Bereichen Anpassungen und Erleichterungen für AD(H)S-Betroffene stattfinden - das beginnt beim Sitzplatz in der Schule, weil ein Kind mit AD(H)S im wahrsten Sinn des Wortes verloren ist,
wenn es so sitzt, dass die anderen Kinder vor ihm sitzen und es dadurch ständig abgelenkt wird, über ein Angebot passender beruflicher Umgebungen (derzeit gibt es ja nicht einmal genug Arbeitsplätze für gesunde Menschen,
wer glaubst du, macht sich da noch die Mühe, auf "Sondergruppen" einzugehen?) und hört eigentlich nie auf.

Deine Reaktion ist geradezu ein Beispiel dafür, denn von Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse von Menschen mit AD(H)S ist da sehr wenig zu spüren.

Im Prinzip läuft unsere Diskussion hier so:
Du sagst: Man könnte aber noch das und das und das machen, das wäre besser - oder: Ursache ist ganz bestimmt das und das -
und ich sage: ich kenne sowohl Betroffene persönlich, die all das ausprobiert haben, und wo die von dir erwähnten verursachten Faktoren mit Sicherheit auszuschließen sind, und es gibt zu all diesen Fragen auch jede Menge Erfahrungswerte und Untersuchungen.

Das hält dich aber nicht davno ab, weiterhin deine vorgefasste Meinung zu vertreten.
Ich war übrigens am Anfang einmal sehr nahe bei deiner vorgefassten Meinung.

Aber ich habe mich seitdem - das ist etwa seit dem Jahr 1999, sehr intensiv mit dem Thema befasst, und habe meine Meinung dazu geändert.

Es ist immer sehr leicht, wenn man selbst nicht betroffen ist oder keine Betroffenen in seinem Umkreis hat, allen anderen zu sagen, was sie eigentlich alles falsch machen und darüber hinwegzuhören, dass die gutgemeinten Ratschläge schon längst erprobt wurden, allerdings ohne Erfolg - und zwar nicht nur von einem, der könnte dabei ja noch irgendwas falsch gemacht haben, sondern von zig Betroffenen.

Weißt du, wie hoch im Jahr 2000 die durchschnittliche Leidensodyssee eines frisch mit AD(H)S diagnostizierten Erwachsenen war?

Die lag damals bei über 6 Jahren!
(Und es gibt auch Fälle, wo sie bei mehr als einem Jahrzehnt liegt).
In diesen 6 Jahren haben diese Leute, die sind ja nicht blöd, so ziemlich alles abgeklärt und ausprobiert, was du vorgeschlagen hast, und dann noch die verschiedensten Formen von Therapien, analytische Therapien, Verhaltenstherapien, Familientherapien und und und.
Und natürlich wurde ein irrsinnig hoher Prozentsatz von ihnen entweder als depressiv abgestempelt oder war durch all das wirklich depressiv geworden.
Und mit modernen neuentwickelten Antidepressiva vollgestopft, die zum damaligen Zeitpunkt mit Sicherheit weit schädlicher waren als das für AD(H)S gängige Medikament, das es damals schon jahrzehntelang gab.

Ganz abgesehen davon, dass sie maximal für die tatsächliche Depression nutzten, die Folge all dieser Leidensgeschichte war, aber nichts an der Ursache änderten, also bestenfalls zeitweise halfen, weil die Leidensgeschichte ja fortbestand und die permanenten Frustrationen und Enttäuscheungen weitergingen.

Und, wenn noch keine Depression bestand, sondern die AD(H)S-Symptome überhaupt mit einer solchen schlicht verwechselt wurden (was sehr häufig vorkam und vorkommt!) auch schlicht wirkungslos waren.

Hättest du dich wirklich intensiv mit dem Thema befasst, wüsstest zu z.B. auch, dass es eine Untersuchung zu dem Thema in bezug auf trizyklische Antidepressiva gibt - die wirken in der üblichen Dosis bei AD(H)S-Kranken überhaupt nicht, wohl aber, wenn man diese Dosis ganz erheblich reduziert.
Bei jemandem ohne AD(H)S wäre eine so geringe Dosis schlicht wirkungslos.

Und was ich, wenn ich einmal kurzsichtig bin, für großartige natürliche Alternativen hätte, würde mich nun echt interessieren.
Meines Wissens gibt es wohl Augenübungen, die in leichten Fällen was ausrichten können oder das Problem noch ein paar Jahre hinauszögern.
Aber ansonsten hast du genau die Wahl zwischen Brille und Kontaktlinsen.
(Bei manchen Augenerkrankungen evtl. auch noch einer Operation.)
Natürliche Alternativen kenne ich da allerdings genausowenig.

Jedenfalls kann ich es keinem AD(H)S-Betroffenen verübeln, wenn er/sie - im Schnitt - über ein halbes Jahrzehnt alle Hilfsmittel, die es nur gibt, versucht hat, und dabei keinen Schritt Besserung verspürt und zunehmend verzweifelt, dass er/sie dann zu einem Medikament greift, das 1. die Situation bei vielen mit dem selben Symptom nachweislich binnen kurzer Zeit erheblich verbessert hat und wo er 2. die Möglichkeit hat, binnen kurzer Zeit festzustellen, ob es ihm hilft oder nicht, und es einfach auszuprobieren.

Dass die Menschen mit schweren Fällen von AD(H)S nicht selten depressiv bis zum Suizid werden, Jugendliche mit AD(H)S oft in die Drogensucht und Kriminalität abrutschen, viele Menschen mit AD(H)S verarmen, und zwar einzig und allein wegen der Auswirkung ihres AD(H)S, das Selbstbild der Menschen total in den Keller rutscht, das ist dir egal?

Wenn du mir auch nur e i n Ding nennen könntest, das zumindest einem Teil der Betroffenen ähnlich gut hilft wie es erwiesenermaßen das Medikament tut, wäre unsere Diskussion eine ganz andere, aber auf vermeintliche Hilfsmittel zu verweisen, die in der Praxis zigfach und leider ohne nennenswerte Erfolge durchprobiert wurden, und das einzige, das sich (bislang) wirklich gut bewährt hat, zu verteufeln, und gleichzeitig vermeintliche Ursachen ins Spiel zu bringen, die mit 100-prozentiger Sicherheit ausgeschlossen werden können und dies auch längst schon wurden, allein schon deshalb, weil diese Idee auch schon andere hatten, es zahlreiche Biographien Betroffener gibt, die als Gegenbeispiel dienen können, wenn du dir die Mühe machtest, den Kontakt mit Betroffenen zu suchen, auch leicht selbst auf solche "Gegenbeispiele" stoßen würdest, und das Ganze auch psychologisch und medizinisch ausreichend untersucht wurde, um solche Ursachen mit Sicherheit ausschließen zu können - und das bereits seit Jahren! - das finde ich fast schon zynisch.

Und was das Scheuklappendenken betrifft: Ist es nicht auch von dir ein Scheuklappendenken, wenn du die medikamentöse Behandlung von AD(H)S in allen Fällen und von vornherein verteufelst?
Du verteufelst ja sonst auch nicht alle Medikamente an sich, nur weil sie nicht natürlich sind. Du hast z.B. im Heilerforum schon mehr als einmal erwähnt, dass du in manchen Fällen Aspirin nimmst.
Ich hab z.B. noch nie ein Aspirin genommen, und bin in - diesen - Fällen, wo man üblicherweise Aspirin nimmt, bislang immer mit natürlichen Mitteln durchgekommen.

Alles Liebe

Chord



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