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re: Verzeihung
Chord * schrieb am 19. Oktober 2006 um 21:01 Uhr (2162x gelesen):

ja, klar, Albine, es ist auch ein Element, das mich ausmacht, dass ich etwas kurzsichtig bin.
Und weil das mein natürlicher Status ist, trag ich auch keine Brille.
Denn es wär ja traurig, wenn es von einer Brille abhängt, dass ich genügend sehe.
Tut es aber halt.
All das, was du in Bezug auf AD(H)S eingebracht hast, darauf haben schon hunderte Leute vor dir auch hingewiesen, und es ist mehr als gründlich abgeklärt worden.

Dass es die Gesellschaft den Menschen mit schwereren Graden von AD(H)S nicht leicht macht und ihnen so entgegenkommt, dass sie sich mit ihren Besonderheiten frei ausleben können und wohlfühlen, ist in der Tat traurig,
aber sollen die Menschen sich unnötig das Leben schwermachen, wo es zahlreiche noch weit traurigere Beispiele gibt, was die Langzeitfolgen von unbehandeltem AD(H)S oft sind.
Hältst du es wirklich für weniger traurig, wenn die Menschen verzweifeln und in Depressivität, Drogensucht und Suizidalität abrutschen?
Immerhin gibt es hierzu ganz handfeste Untersuchungen,
die z.B. belegen, dass von Jugendlichen mit unbehandeltem schwerem AD(H)S ein weit höherer Prozentsatz drogensüchtig wird oder kriminell als von Jugendlichen mit behandeltem schwerem AD(H)S.
Und das Medikament hat eine - individuell unterschiedliche - Wirkung von etwa 2-3 Stunden, bei Retardformen natürlich entsprechend länger.
Wenn die Wirkung nachlässt, ist man wieder in einem Zustand, als ob man es nie genommen hätte.
Es ist auch kein Wundermittel, aber es schafft bei vielen AD(H)S-Betroffenen z.B. überhaupt auch erst die Voraussetzung, um überhaupt eine sonstige Therapie machen zu können, so man das will
(ich habe aber schon von Betroffenen gehört, die sagten, dass sie ab dem Zeitpunkt, wo sie medikamentös behandelt wurden, überhaupt erst mit ihrer Psychotherapie etwas anfangen konnten und sie als hilfreich empfanden)
- wie willst du eine Therapie machen, wenn du gar nicht in der Lage bist, aufzunehmen, was dir gesagt wird?

Einen AD(H)S-Betroffenen kannst du dir etwa so vorstellen, dass alles, was auf ihn "einströmt" mit derselben Intensität wahrgenommen wird und seine Aufmerksamkeit ablenkt, wobei er das oft nichtmal merkt, und augenblicklich vergisst, dass er eigentlich grad in einem wichtigen Gespräch war oder dabei einen dringenden Brief zu schreiben.
Oder dass ein Schüler in der Schule ständig nur einzelne Wörter "hört", weil er nicht in der Lage ist, seine Konzentration auf den gesamten Satz zu fokussieren.

Und ihm zu einem Wort etwas einfällt, er in Gedanken dort ist udn von dort weiter"klettert", während der Lehrer beim Stoff bleibt.
In geringem Ausmaß machen das alle Schüler, aber für jemanden mit AD(H)S ist das sozusagen fast der Dauerzustand, und es gelingt ihm nur in seltenen Ausnahmefällen, senie Konzentration auf etwas zu fokussieren - und nur wenn sein Interesse immens ist.
(Aber nicht einmal dann immer.)
Jemand mit AD(H)S kann nicht zwischen unwesentlichen Details und der wesentlichen Hauptsache unterscheinen, er kann kaum planen, schlecht Termine einhalten und sich nicht organisieren.

Das sind so die Punkte, wo das Medikament hilft - es ändert im Prinzip nicht viel, es wirkt so auf das Gehirn ein, dass die Aufmerksamkeit längere Zeit auf einem gleichbleibenden Level gehalten werden kann, das hoch genug ist, um diese für unsere Gesellschaft leider ziemlich elementaren Fähigkeiten überhaupt entwickeln und entfalten zu können.

Es liegt nämlich nicht an der mangelnden Willenskraft der Menschen mit AD(H)S, dass sie in diesen Bereichen Schwierigkeiten haben, sondern einfach an einer von der Norm ganz extrem abweichenden Verarbeitungsweise des Gehirns.

Die übrigens durchaus auch Vorteile hat, wie z.B. Thom Hartmann oder Ed Hallowell auch beschreiben.
Solltest du echtes Interesse an dem Thema haben, empfehle ich dir mal die Biographie eines Betroffenen zu lesen oder zumindest ein Buch von Lynn Weiss oder Ed Hallowell oder Cordula Neuhaus Doris Ryffel-Rawak oder Sari Solden.
Für den Anfang sind auch die Seiten www.adhs.ch gut, aber deinen Reaktionen zufolge hast du dort noch nichtmal in die FAQ reingeschaut.

Es ist übrigens gerade bei jenen die heute erwachsen sind - die älteste Betroffene, die ich kenne, ist über 70, ziemlich die Regel, dass sie versucht hatten,
zuerst auf psychologischem Weg Hilfe zu bekommen und eine jahrelange, nicht selten sich sogar über ein Jahrzehnt (!) erstreckende Pschotherapie- und Ärzteodyssee hinter sich hatten,
während ihnen binnen weniger Wochen und Monate durch das Medikament geholfen werden konnte.
Der Vollständigkeit halber: Das gängige Medikament wirkt bei den meisten Leuten mit AD(H)S überaus gut, bei etwa 20 Prozent der Betroffenen zeigt es aber keine Wirkung.

Alles Liebe,

Chord





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