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re[5]: meine oma war eine hexe

Blaze * schrieb am 25. März 2007 um 8:44 Uhr (842x gelesen):

Hallo manu,
deine Oma hat dir viel mehr beigebracht, als dir momentan klar ist, da bin ich mir absolut sicher. Mein Großvater starb als ich 6 Jahre alt war und erst in den letzten Jahren, also 30 Jahre später, ist mir klar geworden, was er mir alles vermittelt hat.

Einige Dinge kannst du sicher nur aus Büchern rekonstruieren, beispielsweise welche Pflanzen zusammenpassen oder sich gegenseitig vor Schädlingen schützen. Solche Tipps bekommt man oft auch, wenn man sich mit irgendwelchen alten Damen aus der Nachbarschaft unterhält. Viel wichtiger ist aber, dass du dich an deine Kindheit erinnerst und versuchst, dich an die kleinen Eigenheiten des Gartens zu erinnern. Sicher hat deine Oma bei einigen Pflanzen eigene Samen gezogen, vielleicht hat sie auch auf der Fensterbank ihren eigenen Tee getrocknet, wie meine Großeltern. So einen Geruch im Haus vergisst man nie und wenn man darüber nachdenkt, stellt man fest, dass man sich auch daran erinnert welche Kräuter da getrocknet wurden. Kannst du dich noch daran erinnern, was deine Großmutter gegen Schnecken unternommen hat? Hat sie Bierfallen oder Schneckenkorn benutzt, oder sammelte sie die Schnecken von Brettern ab, die im Garten als Tritte zwischen den Beeten lagen? Diese Fragen kann dir vielleicht auch deine Mutter beantworten, selbst wenn sie dem ganzen skeptisch gegenüber steht. Frag deine Mutter auch nach den Eigenheiten deiner Großmutter, hat sie vielleicht Strohblumensträuße gebunden oder hatte sie irgendwelche unscheinbaren Blumen, Beeren oder Kräuter im Garten, welche sie zu einem Sirup, Brotaufstrich oder Likör verarbeitet hat?

Du hast von Mohn gesprochen, Schlafmohn enthält Opium, früher wurde Opium als Tee gegen Schmerzen eingesetzt. Heute ist der Gebrauch wegen der hohen Suchtgefahr verboten. Stachelmohn und Klatschmohn enthalten ein Beruhigungsmittel, auch sie wurden als Tee benutzt.

Du hast davon gesprochen, dass deine Großmutter ein Flüchtling war, entsprechend nehme ich an, sie hatte wilden Meerrettich im Garten und kochte daraus leckeres Essen. Wie hat dir ihr Rabarberkuchen geschmeckt? Du verstehst was ich meine? Sie hat sicherlich vieles aus dem eigenen Garten gekocht und sicher kannst du dich daran erinnern, auch deine Mutter kennt und kocht einige dieser Gerichte. Hat deine Großmutter Holdersaft oder Holderlikör hergestellt? Hatte sie einen Holderstrauch im Garten? Duftete ihr Haus im Frühling nach einem Fliederstrauß? Was hat deine Großmutter bei Erkältungen gemacht?

Es gibt kein Unkraut in einem Hexengarten, im Gegenteil, das Unkraut ist ein wichtiger Bestandteil und jede Hexe merkt sich, wo welches Kraut wild im Garten wächst. Sicher habt ihr es nicht geschafft alle Unkräuter auszumerzen.

Ich schließe mich aber der Meinung der anderen an, du solltest deinen eigenen Hexengarten anlegen. Wäre es nicht schön, wenn im Frühling die Schmetterlinge deinen Garten bevorzugen würden? Es gibt spezielle Schmetterlingssträucher, deren Duft Schmetterlinge anlockt. Ein kleiner Haufen Reißig, ein Bündel Schilf und eine Natursteinmauer und ein Haufen mit Steinen an einem sonnigen Platz, sorgen dafür, dass sich nützliche Insekten und sogar Smaragdeidechsen in deinem Garten ansiedeln.

Was den "besonderen" Umgang mit Tieren anbelangt, dafür braucht man nur viel Ruhe, Geduld und eine gute Beobachtungsgabe. Wilde Tiere, aber auch z.B. Katzen, mögen es nicht, wenn man ihnen zu viel Aufmerksamkeit schenkt. Sie wollen dich mustern und kennen lernen, so schöpfen sie langsam Vertrauen. Auf meinem Balkon steht ein Vogelhaus, nur einen Meter von dem Stuhl, auf welchem ich gerade sitze. Meine Katzen sitzen auch sehr gern an der Balkontür und mustern die Vögel, trotzdem haben die Vögel keine Angst, sie haben sich an meine Anwesenheit gewöhnt und wissen, dass ihnen hier keine Gefahr droht. So ist das bei allen Tieren, wenn sie dich als Teil der Natur akzeptieren, dann kommt selbst ein Reh bis auf Armeslänge zu dir. Ich nehme an, auch deine Großmutter hatte ein Vogelhaus und vielleicht auch eine oder mehrere Katzen? Ich nehme an, deine Großmutter hatte im Garten auch einen Platz, wo sie gern saß um sich einfach an ihrem Garten zu erfreuen.

Setz auch du dich in den Garten und schau dich um, so wirst du lernen zu erkennen, was sich harmonisch in den Garten einfügt und was stört.
ciao
Blaze

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