Einfachheit
Anna B. schrieb am 22. Februar 2004 um 18:01 Uhr (581x gelesen):
Hi myrrhe,
> > Ich denke, man muss die Einfachheit und das Kindliche lieben können, um
> Mozart zu lieben. Er darf aber nicht zu schnell gespielt werden, sonst ist es
> mehr ein Geklimper, finde ich. Und man kann die Melodien nicht mehr
> verfolgen, schon gar nicht, wenn man sie nicht kennt.
> ---
> falsch, ein falsches Bild von Mozart ... Mozart IST nicht einfach. Wer die
> großen Symphonien kennt und sich einläßt, der spürt das. Friedrich Gulda,
> der großartige Pianist und Mozart-Interpret, sagte einmal: Mozart ist am
> schwierigsten zu spielen von allen Komponisten. Eben weil alle ihn so seicht
> dahindudeln lassen und ihm ein Bild verpassen, das er nicht hat.
Tz.. "falsch" - ich rede z.B. von den Klaviersonaten (und Sinfonien). Sie klingen über große Strecken relativ einfach und oft sind es auch kindliche Melodien. Sicher gibt es auch gewaltige Stellen, die auch viel Dramatik enthalten. Aber im Großen und Ganzen klingt Mozart - besonders auch für Laien - eben recht schlicht und 'einfach' - mit einfachem Gemüt zu spielen.
Dass er schwer zu spielen ist, weiß ich selbst. (Aber ich finde Beethoven schwerer.)
> ---
> Nein! Mozart ist aufregend! Nimm "Don Giovanni", ein echt aufregendes
> Thema, auch für heutige Zeit. Oder die "Zauberflöte". Was ist daran lieblich?
> nichts.
Vieles. Z.B. das Flötenspiel. Also wenn das nicht lieblich ist - oder von mir aus 'erhebend', was dann?
> > Telemann's Tafelmusik ist sehr wohl zum Entspannen geschrieben, nämlich
> als Tischmusik. Einige Musikwerke sind als Hintergrundmusik geschrieben
> worden - also auch zur Entspannung und zum nebenbei Hören.
> ---
> wieder falsch! "Tafelmusik" wurde nicht ZUM Essen gespielt, sondern
> ZWISCHEN den Gängen. Es war Musik zum Hinhören, nicht zum Dösen. Und
> Telemanns Musik, richtig interpretiert, ist eine total aufregende Musik, bei
> der man gar nicht einschlafen kann, schon gar nicht "nebenbei hören".
Beim Essen schläft man ja auch nicht ein. Aber man kann Musik auch nebenbei hören und sicher haben nicht alle gleichzeitig aufgehört zu essen, wenn Musik gespielt wurde. *lol* Auch früher haben die Menschen dabei geredet und nicht nur andächtig zugehört. (Mozart hat sich ja auch mal darüber beklagt, dass die Leute nicht zuhören und Haydn ja auch - s. Sinfonie mit dem Paukenschlag)
> > Deine Meinung. Ich kann mir A.R. auch angucken, jedenfalls eine Weile. Ich
> wollte auch mal wissen, warum dieser Mann so berühmt ist. Und ich musste
> einsehen: er hat tatsächlich Ausstrahlung und liebt die Musik. Das bringt er
> auch rüber, finde ich. Auch wenn er nicht der beste Geiger ist... aber
> immerhin. (Ich gönne ihm seinen Erfolg :-) )
> --
> er ist ein Produkt unserer Gesellschaft, nicht mehr und nicht weniger.
> Ansonsten ... näher will ich mich nicht äußern dazu.
Er ist nicht nur ein Produkt, sondern auch ein Mensch mit einer Ausstrahlung, die viele Menschen zur Klassik führt, die sonst kaum Klassik hören! Also man kann auch hier etwas Gutes sehen. Aber die meisten Musiker gönnen ihm einfach nicht den Erfolg, so war es bei Karajan anfangs auch. (Was jetzt nicht heißt, dass ich die beiden vergleiche.)
> > > Die Stille ist für mich das Wichtigste, um Musik zu verstehen. Aus einer
> tiefen inneren Ruhe und Stille heraus Musik hören oder besser noch: selbst
> machen eröffnet einem oft mehr als der häufige Konsum von (sogar 'guter')
> Musik.
> ---
> So ist es! :-) wobei ich Stille und Häufigkeit nicht entgegensetze. Für mich
> kommt es auf das Wie und das Was an.
Naja, wenn man häufig Musik hört, hat man ja nun weniger Stille. Aber ich will nicht weiter über solche Spitzfindigkeiten reden. Ich möchte mich auch um Gottes Willen nicht mit 'Fachleuten' streiten, obwohl ich ja selbst einer sein sollte.. aber ich sehe mich nicht so. Ich möchte nur VERSTEHEN, was Musik für andere Menschen bedeutet, und ich lerne meist von 'Laien' mehr als von Fachleuten, die gängige Meinungen zitieren. Sicher kann man auch etwas von denen lernen, aber das trägt nicht unbedingt zum Verständnis der Mehrheit der Musikhörenden bei.
LG
Anna

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