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Freiheit und Liebe
DIDIMUS schrieb am 9. Juli 2004 um 16:47 Uhr (456x gelesen):

Die Premisse meiner Überlegungen ist, das es Gott und ein Leben nach dem Tod gibt. Für einen Atheisten machen diese Sätze vielleicht wenig Sinn. Ich hoffe aber dennoch, dass jeder diesen Gedanken eine unvoreingenommene Chance gibt. Ich bin Christ und somit argumentiere ich mit den Begriffen eines Christen, weil ich nun mal in diesem Kulturkreis aufgewachsen bin. Ich glaube aber, dass es unerheblich ist, welcher Religion wir angehören, da es ohnehin nur einen Gott gibt; die unterschiedlichen Religionen interpretieren und beschreiben ihre Vorstellungen von Gott und einem Leben nach dem Tod unterschiedlich. Was zum Streit der Religionen führt, sind die Beschreibungen und Interpretationen und die daraus resultierenden Gebote und Gesetze und der Anspruch, dass der eigene Weg der einzig Seligmachende ist.
Was ist der Sinn des Lebens?
Zunächst glaube ich, dass entscheidend ist, wer sich diese Frage stellt.
Das kann auf der einen Seite der Mensch sein, für den es unerheblich vielleicht sogar widersprüchlich ist, dass es ein Leben vor seiner Geburt und nach seinem Tod gibt. Auf der anderen Seite kann sich die gleiche Frage jemand stellen, für den ein Leben jenseits dieser Welt zum wesentlichen Selbstverständnis gehört. Zwischen diesen beiden Menschen gibt es selbstverständlich eine Vielzahl von Schattierungen.
Für mich ist das Leben nach dem Tod ebenso gewiss, wie ein Leben vor den Tod (also unser Leben hier auf dieser Welt). Es gibt genügend philosophische Ansätze, die selbst das Leben vor dem Tod schlüssig in Frage zu stellen vermögen und damit ganzen Bibliotheken füllen. Decartes hat in seiner „Meditationes de prima philosophia“sehr eindruckvoll nach einem Hinweis oder Beweis für unsere Existenz gesucht. Letztlich war für ihn die Fähigkeit zu denken besser noch zu zweifeln der wesentliche Hinweis, dass wir und alles „Seiende“ tatsächlich existieren.
Natürlich ist es möglich, Dank unsres Verstandes alles in Zweifel zu ziehen, sogar unseren Verstand selbst und letztlich uns Menschen und unsere Existenz. Darum ist es bei jeder Vermutung, jeder Theorie und jedem Konstrukt notwendig, Prämissen zu setzen, von denen man ausgehen kann, ausgehen muss, selbst wenn man Gefahr läuft, dass dies die wesentliche Schwachstelle unserer Vermutung ist. Meine Prämisse ist die Annahme, dass es einen uns liebenden Gott gibt und dass es ein Leben vor und nach diesem irdischen Leben gibt. Ich möchte erst gar nicht damit beginnen, scheinbare oder tatsächliche Beweise für ein Leben jenseits dieser Welt und einen allmächtigen Gott aufzufahren, letztlich geht ein für und wieder in einem Remis aus. Viele der so genannten „Gottesbeweise“ entpuppen sich oft als Wort oder Gedankenspiel, die leicht zu entkräften sind.
Kommen wir aber zurück zum Grund, warum wir hier auf dieser Welt sind. Es gibt unterschiedliche Wege an dieses Thema heranzugehen; meiner war die Theodizee-Frage. Es hat mich als Christ schon immer geärgert, darauf keine befriedigende Antwort zu haben. Ich glaube, dass ein wesentlicher Fehler bei der Beurteilung und Analyse des Theodizee-Problems derjenige ist, dass Böses und Gutes einer Handlung gemeinhin isoliert und ohne kausalen Bezug zum „Vorher“ und „Nachher“ einer Handlung oder eines Ereignisses gesehen werden. Das Vorher und Nachher einer Handlung oder eines Ereignisses macht diese selbst nicht besser oder schlechter, doch ist es notwendig, sich bei dem Ruf nach einem allmächtigen und barmherzigen Gott, der scheinbar „davor“ seine Augen verschließt oder vielleicht doch nicht so allmächtig zu sein scheint, die Handlung /das Ereignis und deren Folgen (gut wie böse) als Ganzes anzusehen.
Ein Argument (dieses Argument wird häufig genannt im Zusammenhang mit der Theodizee-Frage) , warum ein allmächtiger und liebender Gott Leid, Folter Mord etc. zulässt, ist Freiheit in aller Konsequenz. Wir sollen uns in jeder Handlung und Äußerung frei für das Gute oder das Böse entscheiden. Dies gerade dann schwer zu verstehen, wenn diese Freiheitsäußerung auf kosten anderer geht.
Ein Beispiel: Zwei Männer werden aus irgendeinem Grund (Hautfarbe, Religion etc.) von einer wütenden Meute durch die Strassen gejagt und beschimpft. Die verfolgten Männer durchleben Todesängste und rennen so schnell sie könne um ihr Leben. Einer der Beiden stürzt, so dass seine Peiniger ihn fassen und erschlagen. Der andere rennt weiter; voller Angst, ihm könne das gleiche passieren. Eine Frau, die dieses furchtbare Schauspiel von ihrer Haustür beobachten konnte, entschließt sich, dem zweiten Mann zu helfen und winkt ihn in einem günstigen Moment zu sich in die sichere Wohnung.
Dieses Beispiel soll verdeutlichen, dass gute wie bösen Handlungen oder Ereignisse nicht isoliert betrachtet werden dürfen. Die mir bekannten Theodizee-Ansätze würden sofort danach Fragen, wie ein liebender Gott eine solche Verfolgung zulassen kann.
Sinnvoll ist es aber zu fragen, was selbst aus einer bösen Handlung erwächst.

Ereignisse wie der 11. September oder der Holocaust haben auch Gutes hervorgebracht (ohne Gutes gegen Böses aufwiegen zu wollen, so, als wolle man am Ende auf die „göttliche Waage“ sehen, was überwiegt), nämlich, dass Menschen sich anderen Menschen angenommen haben, ihnen Trost und Zuflucht gespendet haben. All die guten Taten wären ohne diese furchtbaren und schrecklichen Ereignisse nie eingetreten. Das heißt nicht, es muss Böses geben, damit es Gutes geben kann. Es meint nur, dass Böses und Gutes nicht isoliert betrachtet werden darf. Alles ist miteinander verwoben; wir Menschen und unsere Handlungen sind miteinander verwoben. Wir sind für den „Anderen“ verantwortlich und er für uns! Tun wir einem anderen Menschen etwas böses an, so tun wir auch uns etwas böses an.

Warum sind wir aber hier? Wozu all das?

Der Sinn, warum wir hier auf dieser Welt sind, muss etwas enthalten, was wir dort, woher wir kommen und wieder zurückkehren, nicht enthält, hier aber in der Materie sehr wohl vorhanden ist. Sonst hätte es keinen Sinn, hier zu sein. Es muss etwas geben, das nur hier möglich ist. Einst kam es zu einem Bruch zwischen uns und Gott und wir erhielten dafür die Erkenntnis, Gutes vom Bösen zu unterscheiden. Das machte uns erwachsen, lud aber auch die Verantwortung auf uns, selbst zu entscheiden ob wir zurück zu Gott wollen oder nicht; Wir haben die Fähigkeit zu erkennen und die Freiheit zu entscheiden. Die Unrast, die jeder Mensch in sich spürt, die Leere, die wir empfinden, obwohl wir vermeidlich alles besitzen, was uns zufrieden machen könnte, ist die Erinnerung an diesen Bruch und die Sehnsucht, wieder zu Gott zu kommen als freie Wesen. Der Ausdruck dieser Sehnsucht und die Suche zeigen sich in den Religionen dieser Welt (völlig gleich welche). Was ist es, das wir nur hier auf dieser Welt vermögen im Himmel aber nicht (ich nenne es mal Himmel, um es nicht ständig zu umschreiben, ihr könnt jeden anderen euch bekannten und bevorzugten Begriff dafür wählen…)? Ich glaube, dass es da tatsächlich etwas gibt, dass nur hier möglich ist. Weil es hier etwas gibt, was es bei Gott nicht gibt. Der Himmel ist die größtmögliche Nähe zu Gott. Gott ist das reinste, barmherzigste gütigste, das existiert. Die Hölle ist die größtmögliche Distanz zu Gott, also kein wirklicher Ort sonder ein Zustand. Gott ist die Essenz des Guten, in seiner Nähe kann es das Böse nicht geben. Hier auf Erden gibt es das Böse durchaus und das ist der wesenhafte Unterschied zwischen dieser Welt und der dortigen Welt bei Gott. Es gibt hier auch das Gute und wir haben die Gabe beides voneinander zu unterscheiden. Der Sinn des Lebens ist das Wandeln des Schlechten ins Gute. Das ist nur in dieser Welt (ich meine nicht speziell diese Erde sondern die materielle Welt) möglich. Die Werkzeuge, die wir zur Verfügung haben sind die Erkenntnis, die Liebe und die Freiheit. Jede Begegnung, jedes Gespräch, jede Handlung ist eine neue Chance, sich für das Gute oder das Böse zu entscheiden. Eine Bestrafung für „böse Taten“ wird es nicht geben nur eine freie Entscheidung für oder gegen Gott, für mich oder gegen mich. Wir hab die Freiheit uns zu entscheiden, Gott wird sich in diese Entscheidung nicht einmischen.

Ich hoffe, ich konnte meine Gedanke einigermaßen verständlich formulieren und sorry, wenn es stellenweise zu religiös erscheint

Gruss DIDIMUS

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