Apokalypse...
„…ist, wenn alle Frauen Hosen tragen“, hieß es mal bei einem volkstümlichen Propheten (bestimmt erinnert sich jemand hier, bei wem).
Lt. Wikipedia ist eine Apokalypse (griechisch: apokalypsis, „Enthüllung”, "Offenbarung") „eine Literaturgattung, die von einer Vision des Weltendes und der neuen oder verwandelten Welt berichtet. Das Verbum „apokalyptein” heißt „aufdecken”, was zuvor verborgen war: nämlich die unvorhersehbare, endgültige Zukunft der Weltgeschichte.“ Schon bei den Assyrern, Babyloniern und bei den Anhängern des Zarathustra in Persien wird von einem Endkampfs zwischen Gut und Böse, Licht und Finsternis, berichtet. Über den Hellenismus verbreitete sich dieser Gedanke in den Mittelmeerraum weiter, so wurden solche Endkämpfe und Unheilprophetien in die Bücher des Alten Testaments und jüdischen Schriften übernommen, so im Buch Daniel (7-12) bis hin zu den Rollen von Qumran. Jesus selbst predigt vom drohendem Untergang und dem Ende der Zeiten sowie von der Auferweckung in einem neuen (vergeistigtem) Reich und der Stadt des himmlischen Friedens (Jeru-Salem) nach dem Endgericht. Das „klassische“ Buch der Apokalyptik ist aber die Offenbarung des Johannes im Neuen Testament, siehe dazu
http://www.bibel-online.net/buch/66.offenbarung/5.html
http://www.bibel-online.net/buch/66.offenbarung/6.html
http://www.bibel-online.net/buch/66.offenbarung/7.html
http://www.bibel-online.net/buch/66.offenbarung/8.html
http://www.bibel-online.net/buch/66.offenbarung/9.html
http://www.bibel-online.net/buch/66.offenbarung/10.html
http://www.bibel-online.net/buch/66.offenbarung/11.html
http://www.bibel-online.net/buch/66.offenbarung/12.html
http://www.bibel-online.net/buch/66.offenbarung/13.html
http://www.bibel-online.net/buch/66.offenbarung/17.html
http://www.bibel-online.net/buch/66.offenbarung/18.html
http://www.bibel-online.net/buch/66.offenbarung/21.html
Diese Visionen oder Träume der Offenbarung des Johannes auf Patmos (niedergeschrieben NICHT vom Apostel Johannes!) sind NUR symbolisch zu verstehen: das (richtende) Lamm Gottes mit den 7 Siegeln, die 7 Engel mit den Posaunen und die 7 Plagen, die 4 apokalyptischen Reiter, das 7-köpfige Untier, Babylon, die junge schwangere Frau sowie die Verheißung des himmlischen Jerusalem… Sie lassen zu allen Zeiten vielfache Spekulationen zu. (Gerade das macht sie populär.)
Christen glauben, Gott selbst habe das Ende der Welt deterministisch festgelegt: „Es wird in manchen Apokalypsen als Endkampf Gottes gegen den Satan und seinen dämonischen und menschlichen Anhang (vgl. Höllensturz) hingestellt, der bereits in der Gegenwart begonnen hat und sich verborgen durch die Weltgeschichte zieht.“…
„Im Zoroastrismus und später im Gnostizismus wird dieser Kampf schon in die Schöpfungsgeschichten vorverlagert, so dass im Grunde zwei Gottheiten miteinander kämpfen. Das „böse Prinzip” wird (Anm.: im Gnostizismus!) mit dem Schöpfergott (dem „Demiurgen”) verbunden, so dass Schöpfung und Erlösung in einen unauflösbaren Konflikt miteinander treten: Erlösung gibt es dann nicht mehr in dieser Welt, sondern nur als Befreiung aus ihr. Dies steht in gewisser Spannung zum Gedanken der Vorsehung.“(s. Wikipedia). Daher steht bei manchen gnostischen Gruppierungen der „Lichtbringer“ (der Vernunft und Kultur) = Prometheus, Luzifer (=der Morgenstern/die Venus)… im höheren Ansehen als der alttestamentarische Gott Jahwe als Demiurg. Während die Buchreligionen (Christen, Juden, Moslems) es eher umgekehrt sehen. Bei Zarathustra war es ursprünglich noch so, dass der Schöpfergott Ahura Mazda ZWEI (ebenbürtige Söhne/Aspekte hatte, Ormuzd und Ahriman, gut und böse, und der gute Ormuzd mit der Zeit unter den Anhängern mit Ahura Mazda verschmolz.
In der Apokalyptik wird die Welt durch den (guten) Schöpfergott geläutert und umgewandelt. Das Endgericht ist notwendig, um die negativen Machenschaften und Geschöpfe zu beseitigen, die sich in der Welt breitgemacht haben wie „ Unkraut unter dem Getreide“. Erst bei der Ernte, wenn alles geschnitten wird, wird Getreide und Unkraut auseinandersortiert. Nur Gott kann eine neue gerechtere Weltordnung durchsetzen, und es ist seit Ewigkeiten so beschlossen, dass es auch so sein wird.
In der Offenbarung des Johannes 22, 16 wird Jesus selbst mit dem Morgenstern verglichen: „Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch dies zu bezeugen für die Gemeinden. Ich bin die aWurzel und das Geschlecht Davids, der helle Morgenstern.“
Seither warten jedenfalls Juden auf den Messias, der dann diese neue schöne Welt errichten soll. Und die Christen auf das Ende aller Dinge und danach dem Erscheinen des Messias Christus. Vor allem erwarten die christlichen Gläubigen das immer an einem Millenium. (Millenium = von lat. Jahrtausend = Millenium, bzw. griech. 1000 = chilia = Chiliasmus.) Teilweise geht die heutige Kirche allerdings davon aus, dass durch die Lehren der Kirche dieses Gottesreich bereits in Errichtung befindlich ist und durch Gläubige entstehen wird. Laut Joachim von Fiori (12. Jhd., siehe Wiki) gibt es drei Reiche: das erste bis zum Erscheinen des Messias Jesus Christus, das zweite als das christliche Reich nach Christus und das dritte Reich als Reich des Heiligen Geistes.
Unter
http://www.uni-protokolle.de/buecher/isbn/3596601134/
heißt es zum Millenarismus: „Wie kein anderer hat sich der britische Religionshistoriker Norman Cohn mit den sozialrevolutionären Wurzeln und den gewalttätigen, speziell antisemitischen Implikationen des Millenarismus beschäftigt. In seinem Buch «The Pursuit of the Millennium» (1957) (dt. 1970) rekonstruiert er die Geschichte millenaristischer Bewegungen des Mittelalters als die Protest- und Verzweiflungsgeschichte von Bevölkerungsgruppen, die im Prozess der Urbanisierung aus allen sozialen und kirchlichen Sicherheiten hinausgestoßen wurden. Eindrucksvoll bringt Cohn millenaristische Bewegungen mit den zeitgenössischen Massenängsten in Verbindung und erweitert besonders in dem 1975 erschienenen Buch zu den Hexenverfolgungen, «Europe's Inner Demons», seinen sozialhistorischen Ansatz um eine psychohistorische Perspektive.“ In einem Interview mit «Sunday Telegraph» (vom 7. 1. 97) sagte Cohn: «Ich interviewte viele fanatische SS-Offiziere und lernte ebenso genau die Effekte eines fanatischen Kommunismus kennen. Während dieses Prozesses kam ich zu der Überzeugung, dass, trotz ihrer pseudowissenschaftlichen Fassade, die Wurzeln beider Ideologien in archaischen Glaubensüberzeugungen lagen. Was Nazismus und Kommunismus gemeinsam hatten, war die Idee eines gewaltigen letzten Kampfes gegen einen dämonisierten Feind, sei es nun das ‹Weltjudentum› oder die ‹Weltbourgeoisie›. Und dieser Glaube ist durch und durch millenaristisch.»
In seinem Buch «Cosmos, Chaos and World to come. The Ancient Roots of Apocalyptic Faith» (1993), bzw. deutsch «Die Erwartung der Endzeit – Vom Ursprung der Apokalypse» geht es „um den entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte des menschlichen Bewusstseins», also um die Ablösung der altorientalischen, statischen Kosmosvorstellung mit zyklischem Zeitmodell durch die lineare Zeitvorstellung, die auf eine apokalyptische Neuschöpfung am Ende der Zeiten hinausläuft.“ In den Mythen der Frühzeit haben ein oder mehrere Schöpfergottheiten aus dem Chaos heraus die Welt erschaffen, aber die Drohung des Chaos – in Form von Schlangen und Monstern – blieb bestehen. Zyklisch musste die Welt erneuert werden durch einen mythologischen „Drachenkämpfer“. (Der Garant der Ordnung waren vitaler König und Priesterschaft.) Zarathrustra (ca. 1500-1200 v. Chr.) machte aus der Sache mit den Chaosmächten einen Endkampf der Welt, die dann paradiesisch verwandelt wird. Im Judentum blühte die Apokalyptik weiter im 3. und 2. Jhd. v. Chr. und bei den Essenern von Qumran.
Nicht nur im christlichen Mittelalter, wo die Endzeit und das Jüngste Gericht häufig dann erwartet wurde, sobald großflächige Seuchen, Massenepidemien, Hungersnöte, lange Kriege, Naturkatastrophen oder Himmelszeichen als Zeit des Chaos auftraten, (und dann auch Randgruppen wie Juden, Zigeuner und Ketzer gleich blutig verfolgt wurden), nein auch in unserer Zeit gibt es millenaristische oder apokalyptische Vorstellungen, z.B. bei den Zeugen Jehovas, bei evangelisch-lutherische Freikirchen, bei den Wiedertäufern/Baptisten, Neuapostolikern, bei Mormonen, bei UFO-Sekten oder bei gänzlich extremistische Randgruppen (Sonnentempler, Davidianer in Texas, Aum Shinriyo’s Armaggedon-Kultgemeinde…), die vor befohlenem Selbstmord und Massenmord nicht zurückschrecken.
Ich bin nicht sicher, aber ich denke bei anderen heutigen Religionen und Kulten kommt die Vorstellung von einem Endkampf am Ende der Zeiten nicht vor – will man den prophezeiten Untergang von Troya durch Kassanda, die germanische Vorstellung von „Ragnarök“ und die tibetische Vorstellung vom Endkampf Argathis und Schamballahs mal beiseitelassen. (Oder kennt noch jemand andere apokalyptische Geschichten?)
Die Vorstellung der Apokalypse in einer Endzeit und deren verheißenen Überwindung spielte natürlich auch bei Filmen eine Rolle – man denke nur an die 3 Terminator-Filme von Arnold Schwarzenegger oder an God’s Army oder der Rettung der Welt durch „Das goldene Kind“.
Die Wissenschaft erwartet definitiv einmal eine Gigakatastrophe durch einen paar-hundert-Kilometer-großen Meteoriten, den man vermutlich nicht mal kommen sehen wird, wenn er keinen Schweif aus (durch die Sonne) erhitzten Gasen hat. Wird die Oortsche Wolke rund um das Sonnensystem gestört, z.B. durch die Bewegungen des Systems als Teil der Milchstraße (zyklisch alle paar hundert Millionen Jahre), können Meteoriten einen Kurs in das System nehmen. Zum bisherigen Glück für uns sind die meisten bislang auf den Gravitationskoloss Jupiter eingeschlagen, wie etwa Shumaker-Levy 9.
Im Umfeld des langjährigen US- Beraters Bush’s, Andrew Marshall, wurde vom Pentagon aus eine Studie über das Risiko einer Klimakatastrophe unter Einbindung einer Computersimulation erstellt. Nach ihnen kann bereits innerhalb eines vergleichbar kurzen Zeitraums von 15 Jahren ein abrupter Klimawandel stattfinden, mit gravierenden, wenn nicht apokalyptischen Konsequenzen. Diverse Untersuchungen aus der Erdgeschichte zeigen, dass dramatische Veränderungen der Lebensbedingungen auf der Erde beim Erreichen eines kritischen Punktes durch ein rasches und rapides Umkippen des Klimas innerhalb von ein oder zwei Jahrzehnten veranlasst wurden.
Ein solches rapides Umkippen kann u.a. verursacht werden durch das Abreißen des Golfstroms (bringt arktische Kälte für die Nordhalbkugel) und durch riesige Verwüstungen der Küsten durch Stürme. Mit gleichzeitig extreme Dürren in Afrika und im Mittelmeerraum. Das alles würde eine unfassbar riesige Flüchtlingswelle weltweit auslösen. Der alarmierende Bericht des Pentagon wurde in Auszügen an eins der führenden Wirtschaftsmagazine "Fortune" weitergereicht. Dennoch unterzeichnete die USA, wie wir wissen, nicht das Kyotoer Klimaschutzprotokoll.
Apokalypse in der Kunst: siehe z.B. Hieronymus Bosch, Albrecht Dürer oder Gemälde bei Michelangelo:
http://www.ibiblio.org/wm/paint/auth/bosch/judge/judge-c.jpg
http://www.kzu.ch/fach/as/material/Texte_lat/musik/descr/pictures.htm
http://www.deutschlandsberg.at/tour/sight/burg/duerer/image039.jpg
Mit der Apokalypse verhält es sich einfach so: jeder weiß, dass „mal was kommen wird“, aber keiner weißt genau wann, was und wo. Zusätzlich zu den Existenzängsten, die man ohnehin schon privat hat. Die Frage ist, wie man das alles verkraftet, oder ob man seinen Frust und seine Ängste an anderen auslässt. Da bieten vage Prophezeihungen und Visionen immer einen Punkt, um über die Zukunft zu spekulieren.
Welche Ängste und Befürchtungen über die Zukunft habt ihr denn? Glaubt ihr auch an einem kommenden Endkampf? Und was bedeuten für euch solche Symbolik wie „das Lamm mit den 7 Siegeln“, das „Untier mit den 7 Köpfen“ oder Orte wie Argathi und Schamballah?