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Re: Suche hilfe bei einem wichtigen Problem
Tollkirsche schrieb am 27. August 2004 um 22:09 Uhr (552x gelesen):

> HAllo Dominik,
irgendwie springst du so gar nicht darauf an, wenn es um deine Eltern geht. Warum eigentlich? Hast du Angst, dass sie dir Brei reindrücken, wie: "Wir haben es dir doch gleich gesagt..." Du sagst doch selbst, dass du eben noch Erfahrungen sammeln musst. Und mit dem Brand konnte ja keiner rechnen.
Übrigens, ein abgebranntes Theater klingt mir verdammt nach endgültigem Ende. Die Theaterleuz mögen gut schauspielern können, aber sie sind meist keine knallharten Geschäftsleute, oder warum glaubst du, dass viele Theater chronisch pleite sind? Viele Leute sind zu feige, die harte Wahrheit auszusprechen. Und da wird nicht abgesagt, sondern herum gedruckst. Deshalb solltest du dich dringend nach was Anderem umsehen. Wenn's mit dem Theater trotzdem noch klappen sollte, ist es ja o.k. Aber was du so schilderst, glaub ich nicht daran.
Also begib dich auf die harte Realo-Ebene und Kopf hoch. Als erstes frag beim Sozialamt nach, was du in deiner Not machen kannst. Dort kann man dir vorübergehend Knete leihen, und die sind froh, wenn jemand nicht arbeitsscheu ist, sondern nur vorübergehend ein Dach über dem Kopf braucht. Eine Sozialwohnung wirst du natürlich nicht gleich kriegen, und die Finanzen deiner Eltern werden gefilzt. (Da wäre es wieder, dieses "E"-Thema...) Du kannst ja den Antrag auf Stütze mitnehmen und dich trotzdem beraten lassen, wo du erst mal pennen kannst.
Ansonsten such dir einen Job mit Dach überm Kopf. Im sozialen Bereich wird so was geboten: Altenpfleger, Krankenpfleger. Oder du suchst was im Hotelfach. Da gibt's auch schon Lehrangebote mit Zimmer. Nicht so prickelnd, aber in absoluter Not auch was: Privat-Mann-für-Alles in einem reichen Haushalt. Da suchen gern tattrige Leute jemanden, der ihnen hilft, dafür kannst du dort wohnen.
Wenn du dich in einem Betrieb mit Pennstätte bewirbst, musst du gut schauspielern: Erzähl den Leuten, dass du den Job/die Lehre unbedingt willst, weil dich dieser Beruf brennend interessiert. Und weil deine Eltern außerhalb wohnen, wäre es schön, wenn du gleich in der Nähe der Ausbildungsstätte wohnen könntest (schleim!!!). So könntest du auch besser in Ruhe lernen, dich auf die Arbeit konzentrieren.
Sag NIIIIIIIEMALS, dass du in Not bist!!!!! Ansonsten trete ich dir höchstpersönlich dermaßen in den Hintern, dass deine bisherigen Nöte nur Befindlichkeitsstörungen sind!!! Denk jetzt bloß nicht, dass man doch die Wahrheit sagen muss, wenn man nach seinen Motiven gefragt wird. Denk dran: Du bist nicht im Beichtstuhl, sondern bei einer Bewerbung!!!!
Warum du nix von der Notlage erzählen sollst? Weil sich jeder Ausbilder ausrechnen kann, dass du sofort verschwunden bist, sowie das Theater sich meldet. Und wenn die nicht völlig beknackt sind, werden sie dich meiden wie die Pest, sobald sie wissen, dass sie nur der Notnagel sind!!!
Also, spiel ihnen vor, was sie hören wollen, damit du kriegst, was du brauchst! Ich bin normalerweise keine Freundin von Notlügen oder Unwahrheit, aber dein Hemd ist ja wohl näher als deren Jacken.
Ach so, wenn's nicht klappt mit Arbeit & Penne: Bewirb dich bei der MITROPA. Kein Witz!! Die suchen oft Leute, das Kellnern lernt man in einem Kurs in Frankfurt. Penne inkl. Und dann fährst du deine Züge mit deinem Team, verdienst sehr gutes Geld. Die Züge sind oft mehrere Tage unterwegs, und unterwegs kriegst du einen Pennplatz gestellt. Und zuhause kannst du in erst mal in der Jugendherberge pennen. Du kriegst auf jeder Fahrt Trinkgeld, das dürfte für die Übernachtung in der Jugendherberge reichen. Das Essen auf dem Zug ist gratis, und so viel, dass du es sowieso nicht schaffst. Also hast du kaum Futterkosten! Du lernst sehr schnell viele nette KollegInnen kennen, und kriegst evtl. durch diese Kontakte eine Bleibe.
Evtl. musst du dir einen anderen Heimatbahnhof suchen. Ich würde an deiner Stelle Hamburg oder Berlin wählen - zwecks Theater. Dein abgebranntes Theater kann dir ja den Vertrag dorthin schicken. Kannst dafür bei der Post ein Postfach einrichten. Dann hat wenigstens deine Post ein Zuhause.
Zu deinem Reha-Freund: Wohnt der allein, oder noch bei seinen Eltern? Wenn er allein wohnt, braucht der doch bestimmt einen zuverlässigen Wohnungs-Sitter, der Einbrecher abwehrt, Blümchen gießt und nach der Post sieht.
Einen besseren Wohnungs-Service wie dich kann er doch gar nicht kriegen...
Halt die Ohren steif. Ich glaube, dass dein Schicksal für dich einen Umweg vorgesehen hat, der bestimmt Sinn macht.
Ich glaube fest daran, dass du aus dieser Not heraus tolle und auch schöne Erfahrungen sammelst.

Viele Grüße
Tollkirsche

PS: Kellnern - auch ohne Zug - bringt ordentlich Kohle und ist schnell erlernt. Musst nur aufmerksam und freundlich sein, dann gibt's gutes Trinkgeld cash Kralle.

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