das kann ich nicht sagen
Füchsin schrieb am 17. Februar 2005 um 13:35 Uhr (546x gelesen):
Liebe myrrhe!
Solange alles wunderbar ist, kann der eigentliche Charakter, die eigentliche Reife nicht erkannt werden. Er wird erst ersichtlich, wenn GEWÄHLT werden muss, wenn das Gute sich bewähren muss, denn solche Entscheidungen werden aus dem Inneren heraus getroffen. Denn wenn man in der Dunkelheit blind ist, leitet einem nur der innere Instinkt.
Ich weiß nicht, wie ich mich in dieser Zeit entschieden hätte - sage ich auch immer wieder, es redet sich heute in Sicherheit so leicht! - aber ich kann nur hoffen, dass ich mich richtig entscheide, wenn ich vor die Wahl gestellt werde. Einen kleinen Hinweis bezüglich Persönlichkeit habe ich doch: ich pflege z.B. nie den Mund zu halten, wenn ich etwas für richtig oder falsch halte, und das hätte mir z.B. in einer Diktatur gewiss Schwierigkeiten eingebracht; daher wäre ich vermutlich umgebracht worden oder ich hätte Mittel gesucht, um meine Überzeugung inoffiziell durchzusetzen.
Es fällt mir gerade die Geschichte von Thomas Morus ein, der mit dem charakterlich unsauberen englischen König (irgendwann zur Renaissance) als Lebemann, Raufbold und Weiberheld herumzog. Der König machte ihn trotz dessen Widerstand zum Erzbischof von Canterbury, weil er dachte, er würde mit Thomas leichtes Spiel haben. Thomas hatte aber vorher gewarnt, dass er diese Rolle ernst nehmen würde. Nun, Thomas verschenkte seinen ganzen Besitz, verteidigte die Kirche plötzlich genauso vehement und verdammte öffentlich den König, wie er vorher ein Lebemann gewesen war. Der König musste Morus in der Kirche ermorden lassen, um ihn wieder loszuwerden. (Die Kirche hat Morus später heilig gesprochen.) Was war geschehen? Thomas hatte vorher nur herumgespielt und gealbert; nun aber wurde er vor die Wahl gestellt, Gott (d.h. seinem Gewissen) oder dem König zu dienen. Ihm war voll bewusst, dass er sich selbst damit in Gefahr brachte.

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