Leid und Freud
Paulina schrieb am 21. Oktober 2003 um 9:26 Uhr (445x gelesen):
Hallo!
Ich schrieb, wenn mich von etwas Ahnung habe, schreibe ich in nullkommanix nen ganzen Text runter. "freud war ein dogmatiker" kann jeder einfach so hinknallen, wenn dann musst Du mir das schon begründen.
> Meine (subjektive) Meinung also: Zum einen: Freud war ein Frauenverächter, für ihn waren Frauen im Vergl. Zu Männern die „niedrigeren Wesen“ (siehe z.B. das berühmte Zitat "Wie wir aus der analyt. Arbeit erfahren, betrachten sich Frauen als infantil geschädigt ..."
Ulkigerweise muss sich sein gesamtes Frauenbild umgeworfen haben, als er Lou Andreas-Salome kennenlernte, die auch mehr als 20 Jahre seine Beraterin wurde. Die war für ihn die reinste Weiblichkeit, hatte nichts vom "misslungenen Mann". Lou war beneidenswert, selbstsicher und zufrieden mit sich, lebensbejahend und "schön"... Wie also sollte er sich als "verkümmert" betrachten. Mag sein, dass Freud nur aus seinen persönlichen Erfahrungen mit Frauen schöpfen konnte, das findet man übrigens oft, sogar bei "großen Geistern".In Frauenfragen versagt ihre Einschätzung gänzlich, weshalb Frauen ihnen immer als "Problem" erscheinen.
:-)...(der berühmte "Penisneid" also). - Nun, ich kann dir versichern, daß ich derlei Betrachtungen an mir selbst noch nicht angestellt habe....(bin ganz zufrieden "ohne", was sicher nicht jeder Mann "mit" von sich sagen kann....).
Mit Sicherheit! Wenn ich nun davon ausgehen würde, dass alle Männer ein Problem "mit" ihrem Penis haben, nur weil ich das z.B. aus meinem persönlichen Umfeld so erfahren hätte, könnnte ich ein ebenso hahnebüchen-unwissenschaftliches Buch schreiben wie dieser Freud.
> Zudem hatte F. eine tiefe Aversion gegen Sexualität an sich, und dies zeigt sich auch immer wieder in seinen Traumdeutungen (bei Freud ist im Grunde genommen beinahe jedes Traumsymbol mit Sex oder Tod in Verbindung zu bringen *g*.)
> Er ließ keinen Spielraum für Hypothesen, Weiterentwicklung, utopisches Denken...).
Seltsam an dem Typen ist ohnehin, dass es ihn wohl selbst zu kränklichen Weibern zog... Hatte wohl ein ausgesprochenes Helfersyndrom. Herjee, wie muss ihn die Begegnung mit solch einer Frau verwirrt haben. Andreas Salome sah auch die Frauen als das "höhere Geschlecht" an. Da hat der Freud plötzlich keine Einwände mehr gefunden!
> Zum anderen sah Freud (im Ggs. zu Jung) das Unbewusste als die unberechenbare, triebhafte, vernachlässigbare, nach Möglichkeit zu unterdrückende und auszumerzende Seite im Menschen an, wohingegen das bewusste ICH (also das Ego sozusagen) der eigentliche Beherrscher der Seele ist und auch sein sollte. Jung wusste, dass das Bewusste ebenso wie das Unbewusste gleichermaßen Berechtigung haben, ja: einander bedingen.
Ich frage mich seit langem, was der Mensch wirklich unbewusst tut. Wenn man sich natürlich blindlinks verhält und nicht weiss woher das rührt, dieses Verhalten auch zu einem Problem wird ( ich nehme an, darum ging es Freud ), dann hat der Freud schon recht. Wenn man keine Schwierigkeiten hat und sein Leben zu gestalten versteht, dann braucht man nicht im vermeintlich-unbewussten forschen, b.z.w. verhält sich doch gar nicht unbewusst. Die Frage ist also: Wann wird unbewusstes Handeln zum Problem?
> Dies nur zwei Punkte (man könnte natürlich halbe Romane darüber schreiben und unendlich lange diskutieren, da dies durchaus den jenseitigen Aspekt der Definition der "Seele" im eigentlichen Sinne berührt, der Jung viel offener gegenüberstand....
Inwiefern?
> Grüsse und nun Ruh' für heute (es sei denn, du kannst konkrete Gegenthesen erheben....aber auch dann auf ein andermal).
bis denne!
paulina
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