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Re: Abschied nehmen
myrrhe schrieb am 9. Januar 2004 um 10:20 Uhr (563x gelesen):

Liebe Doreen,

ja, ich kann mich noch gut erinnern an Dein Posting. Ist es wirklich schon
so lange her? die Zeit rennt ...
Weißt Du, ich glaube, daß die Zeit nun auch für Dich gekommen ist, von
Deinem Opi innerlich Abschied zu nehmen. Das klingt jetzt vielleicht so
nüchtern, ist aber nicht so gemeint. Nein, ich meine eher, daß
Trauerarbeit dynamisch sein sollte, sich entwickeln sollte zu einem
anderen Zustand. Ich hatte es mal so ähnlich beschrieben wie: Schmerz -
Verzweiflung - Wehmut - Melancholie - Gelassenheit - Freude. Das
heißt, Trauer sollte Phasen durchlaufen, in denen wir uns am Ende
wieder uns selbst zuwenden. Das heißt aber: den anderen loslassen. Ein
Prozeß ist es, und es ist kein leichter, und jeder braucht seine indivduelle
Zeit, um das zu tun. Nur: bewußt sollten wir uns dessen sein. Denn: wir
leben nun hier unser Leben, und der Verstorbene drüben seins. Er muß ja
einen ähnlichen Prozeß durchlaufen - er muß sein altes Leben
aufarbeiten und loslassen, um frei zu werden für neue Eindrücke und
letztlich für ein neues Leben. Und, das sagte mir mein Mann einmal, in
gewisser Weise hängen der Verstorbene und der Trauernde da
zusammen: hängt der eine, kommt auch der andere nicht so recht
weiter. Also: sieh es auch als Hilfe für Deinen Opi, wenn Du beginnst,
loszulassen!

Was bedeutet loslassen? Es bedeutet nicht Verdrängen, nicht Vergessen,
nicht weniger lieben. Es bedeutet: den anderen in Liebe gehen lassen,
ihn sein Leben leben lassen. Es bedeutet, in Freude und manchmal ein
bißl Wehmut an frühere Zeiten zu denken. Es bedeutet (für uns, die wir
an ein Leben nach dem Tod glauben), zu wissen, daß der andere da ist,
auch wenn er nicht "hier" ist. Es bedeutet, zu wissen, daß die Liebe
zwischen zwei Menschen, wo immer sie weilen mögen, nicht vergeht.
Und daß die Liebe so stark ist, daß sie eine vorübergehende Trennung
aushält: zumal man sich ja, in Gedanken oder auch im Schlaf, durchaus
begegnen kann.

Dein Leben hier auf der Erde ist nun nicht mehr mit dem Leben Deines
Opi verbunden. Und sobald Du das erkannt hast, wirst Du die Leere, die
er hinterlassen hat, nicht mehr so spüren. Die Leere kommt daher, weil
Du immer noch innerlich mit ihm lebst. Deshalb möchtest Du Dir auch
keinen Begleiter nehmen für die kirchliche Trauung. Es wäre der nächste
Schritt, dieses mit Deinem Opi verknüpfte Leben loszulassen. Du lebst,
auch wenn Du über Raum und Zeit immer verbunden sein wirst mit ihm,
für Dich (und natürlich für Deine Familie). Du wirst sehen: wenn Du
diesen Schritt getan hast, wird alles leichter für Dich.

Für mich war dieses "ein eigenes Leben führen" einer der ersten Schritte
in der Trauerarbeit, die ich überhaupt tat. Denn ich wußte, daß es genau
das war, was mein Mann gewollt hat: daß ich nicht rumsitze und ohne
ihn nicht weiß, was ich anfangen soll. So habe ich, trotz Trauer, etwas
Neues begonnen, das mir sehr geholfen hat, mich zurechtzufinden im
neuen Leben. Dieses eigenständige Dasein ist für mich die Basis
gewesen, mich aus der Trauer zu erheben. Natürlich kommen dann noch
schmerzhafte Phasen – die letzte, die ich hatte, war sein Todestag (nicht
zufällig redet man ja vom "Trauerjahr": einmal alle Jahreszeiten ohne den
anderen durchleben), aber jede Phase, die war, war eine Phase und nicht
eine durchlaufende Grundstimmung. Und nun – es gibt Leute, die das
nicht glauben können nach nur einem Todesjahr - ist dies überwunden.

Was bleibt, ist Erinnerung, manchmal Wehmut (klar: eine lange Zeit
gemeinsam erzeugt viele gemeinsame Erinnerungen), aber eigentlich
sehr viel Freude über das Erlebte, Freude über das, was man gelernt hat
vom anderen, was man ihm geben durfte. Freude, daß es ihn hier unten
gegeben hat! Und die Wehmut lebe ich bewußt und sage: schön, daß ich
sie habe. Denn sie zeigt mir doch den Wert der Beziehung. Und Wehmut
ist nicht Trauer, sondern ... ja, eben ein Rückblick "mit einer Träne im
Knopfloch ;-) ...

Liebe Doreen, lerne Abschied zu nehmen ... das ist das, was ich Dir nur
empfehlen kann.

Viel Licht und Kraft dazu wünscht Dir
myrrhe

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