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re: Verantwortung übernehmen
myrrhe * schrieb am
22. September 2005 um 6:36 Uhr (497x gelesen):
Hallo Lichtkind,
es ist natürlich wie mit allen Dingen hier auf der Erde: es kommt darauf an, wie man etwas betrachtet. Da mag es die Menschen geben, die Reinkarnation als Ausweichen sehen, als Flucht vor dem Tod, vor Verantwortung, vor Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich. "Ist ja egal, ich lebe ja ewig, dann mach ich das in einem anderen Leben". Anstatt hier in diesem Leben Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, transferieren sie diese in die "Zukunft", d. h. in weitere Leben, schieben sie also vor sich her, ohne sie je leben zu wollen.
Für manche ist es auch einfach Flucht aus einem für sie nicht schönen Leben, aus Ängsten, kalten Beziehungen, schmerzhaften Erinnerungen. "Im nächsten Leben wird dann alles besser".
Und manche leben gar in früheren Leben, machen Reinkarnationstherapien ("wer war ich damals"), und wenn sie genügend rausbekommen, lassen sie diese frühere Persönlichkeit wieder aufleben. Oder sie schieben ihre Probleme auf frühere Leben, um sich hier nicht damit auseinandersetzen zu müssen. (Wobei Wurzeln natürlich durchaus dort liegen können - aber es gibt genauso Ansätze hier, die dann auch lösbar wären.)
Für mich bedeutet Reinkarnation etwas ganz anderes - und hat nichts mit wachsender Gefühlskälte zu tun. Im Gegenteil.
Reinkarnation bedeutet doch nichts anderes als Entwicklung. In vielen vielen Leben lernt die Seele, wächst und reift und erkennt am Fällen von Entscheidungen, an schmerzhaften, an bösen Erlebnissen und Positionen. Sie hat nicht immer lichtvolle Inkarnationen und lernt dadurch, immer mehr Verantwortung für das zu übernehmen, was sie tut. Ja, sie lernt: alles, wie sie denkt und handelt, hat seinen Niederschlag - man nennt es "Karma". Sie weiß, daß sie sich im Tod nicht verstecken kann und sagen kann "das lerne ich jetzt mal nicht, keine Lust, ich machs im nächsten Leben". Sie weiß, daß sie alle Lernschritte machen muß, und es wird ihr womöglich im nächsten Leben nicht leichter, sondern schwerer gemacht (andere Lebensvoraussetzungen, Kulturen etc.) Sie weiß, daß sie Beziehungen nicht aus dem Weg gehen kann; sie erfährt, daß die Art jeder einzelnen Beziehung sich in weiteren Leben widerspiegelt.
Sie weiß, daß sie durch-leben muß, um frei von Anhaftung zu werden.
Angst vor dem Tod verliert man im Reinkarnationsglauben. Aber die eigentliche Angst ist doch nicht die vor dem Tod, sondern die vor dem Sterben - und die nimmt einem letztlich niemand ab. Es ist das Nichtwissen, denn wir haben es vergessen: wie gehe ich, wie wird es in den letzten Monaten, Tagen, Stunden, Minuten, was kommt im Sterbemoment ... und das Leiden: wie werde ich sterben? Schmerzen, Todeskrankheit, Ersticken, Trauer ... wartet drüben wirklich jemand auf mich? sehe ich ihn überhaupt? oder sehe ich nur Trauer und Leid meiner Lieben an meinem Sterbebett? gehe ich dann leicht? Wie ist es denn, das wirkliche Loslassen all dessen, was mich die Jahre meines Lebens hier begleitet hat? das Loslassen meines Körpers, mit dem ich mich die meiste Zeit identifiziert habe, den ich gepflegt habe, der mit mir gealtert ist?
Ich glaube, da liegt das eigentliche Problem - nicht in der Angst vor dem "Tod", denn: gäbe es nach dem Tod nichts, wüßten wir nichts. Gibt es aber was, so sind wir bewußt. Das kann nicht die Hauptangst ausmachen ....
Reinkarnation, das Wissen um unsere Leben über viele Jahrtausende (schätzungsweise) hinweg, bedeutet: Was immer wir in diesem Leben tun, schlägt sich nieder auf das, was wir in anderen Leben tun. Das betrifft auch unseren Umgang mit der Erde, der Natur, den anderen Lebewesen: wir bekommen es letztlich immer zurück.
Also schärft das Bewußtsein für Reinkarnation unsere Verantwortung, es begleitet all unser Tun, denn wir können niemals sagen "Nach uns die Sintflut".
Und das ist viel weitreichender, als wenn wir uns in unserem Weltbild nur Platz für ein Leben lassen.
Viele Grüße,
myrrhe
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