Re: ja spinnst du?
cosmo schrieb am 16. Juli 2004 um 8:45 Uhr (505x gelesen):
> Dann führ das hier doch mal näher aus:
> "obwohl dass ganze Leid von vornherein vermeidbar wäre"; "es gibt da eine Grenze dafür, ob ein Mensch lebenswert ist oder nicht, im Moment kann das noch keiner beurteilen, aber mit dem Fortschritt der Wissenschaft werden solche entscheidungen bald etwas selbstverständliches sein" - welche Entscheidungen sind damit gemeint? Und angenommen, Wissenschaftler kommen zur Entscheidung, ein Leben ohne Arme ist nicht lebenswert und man soll deshalb solche Babies gar nicht zur Welt kommen lassen, wie erklärst du dann, dass für jemanden, der die Arme erst später verliert, das Leben doch lebenswert ist? Oder wenn es "per Definition" nicht lebenswert ist, wie die Gesellschaft es dann verantworten kann, jemanden mit einem per se nicht lebenswerten Leben weiterleben zu lassen? Sorry, aber für mich steht in deinem Text auch genau das drin, was Mahacoon daraus herausgelesen hat, es ist zumindest die logische Folgerung, wenn man ernstnimmt, was du da schreibst.
Zuerst einmal habe ich nur an das Gehirn gedacht. Und an eine Entscheidung aus rein biologischer (nicht moralischer oder ökonomischer) Sicht für die Person. Braun wäre eine entscheidung für die Gesellschaft. Und ich bin ein sehr Freiheitsliebender Mensch, der nach Individualismus und Unabhängigkeit strebt. Heute ist diese Entscheidung unmöglich, weil es keine klaren Fälle gibt. Aber wenn man das Gehirn und dessen Arbeitsweise versteht, und sagen kann, dass ein bestimmtes Leben allein auf die Nahrungsverwertung begrenzt ist, dann ist die Entscheidung nicht schwer, dieses
Leben gar nicht erst entstehen zu lassen.
Wenn einer nach einem Unfall im Koma liegt, gibt es auch Unterschiede. Man wird in der Lage sein, sein Gehirn zu scannen, und zu sagen, ob noch Erinnerungen geblieben sind, und dieser Mensch nochmal aufwachen wird, und in der Lage sein wird, diese Erinnerungen in einem bestimmten Maß nutzen zu können.
Oder aber man wird sagen können, ob die Erinnerungen unwiderruflich (bis zu einem bestimmten Maß, können die ja wiederhergestellt werden) Zerstört sind, das Denken bis zu einem bestimmten Maß nicht mehr möglich ist, die Sinnesverarbeitung defekt ist, das Unterbewußtsein zerstört ist (dafür gibt es auch eine eigene Region im Hirn)
Der Schlimmste Fall wäre, wenn nur noch der Kern des Hirns mit den Lebenserhaltungssystemen (Atmen, Herzfunktion) am Leben wäre. Dann könnte man sagen, dieser Mensch, der einmal in diesem Körper war ist nicht mehr, und es ist nicht mehr länger nötig, diesen Körper atmen zu lassen.
Heutzutage wird dieser Mensch gepflegt, obwohl er nur noch atmet, aber der Mensch selbst schon längst tot ist. (War selbst von so einem Fall betroffen, da war das Hirn mit Blut vollgelaufen, so schnell, dass keiner mehr was dagegen tun konnte, Es müssen starke Schmerzen gewesen sein. Ich hatte mit diesem Menschen abgeschlossen, als er seine Augen zugemacht hatte. Den haben sie in so ein Magnetresonanz oder Tomographen-Dingsbums gelegt, und haben gesagt, die geben ihm nur noch Morphium und überlassen ihn sich selbst. Es war ein klarer Fall. Er hat dann noch den nächsten Tag bis mittag geatmet, für mich war er schon tot, und ich habe nur gedacht, ob dieser Körper noch Schmerzen empfinden könnte. Wenn es nach mir ginge, hätte ich eine Überdosis Morphium gegeben, um das Ableben zu beschleunigen, es war ja ein klarer Fall.)
Es ist leichter dem ungeborenen das Schicksal zu ersparen, als einem, der später teilweise sein Gehirn verliert, da muß man ein paar Dinge mehr berücksichtigen, wie Erinnerungen z.B. "Nur" ohne Arme kann man heute gut leben, wenn man eine gute Versicherung hat, die diesen Pflegefall zahlt. Es ist keine biologische Entscheidung, diesen Menschen leben zu lassen. Und in zukunft wird das Leben eines solchen Menschen durch Technik eher erleichtert werden. Es gibt keine Blinde Mehr, Auch Teile des Hirns werden sich mit Technik ersetzen lassen. Aber nicht die wichtigen, entscheidenden Teile, wie die Erinnerungen z.B.
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