Geschmacksrealitäten
Torweg schrieb am 10. Juli 2003 um 10:14 Uhr (503x gelesen):
Guten Morgen, ihr schönen Mosaiksteinchen,
einige mögen wissen, daß ich dem keltischen Glauben anhänge und so auch die vier großen keltischen Feste feiere.
Damit ich an den Festtagen innerlich und äußerlich rein bin, habe ich für mich entschieden (meine Entscheidung, kein Gebot des Glaubens, in dem es keine Ge- und Verbote gibt), einen Monat vor den Festen zu fasten.
Das sah für mich all die Jahre so aus, das ich in den ersten zwei Wochen meine Mahlzeiten minimiere, nach und nach Fleisch weglasse und alles, was schwer ist und macht und mich die letzten zwei Wochen nur flüssig ernähre, die letzte Woche nur Wasser, Saft oder Milch. Das war ja auch alles schön und gut.
Dieses Mal, denn in vier Wochen steht Lughnasadh an, das Erntedank-bittfest (liegt zwischen der Heu- und Getreideernte dankt also und bittet für/um eine gute Ernte) der Kelten, das Lugh initiiert hat, um seine Ziehmutter Tailtiu und Carmann, eine hochpatriotische Schamanin Irlands zu ehren, ist alles anders.
Dieses Mal habe ich beschlossen, während der ganzen vier Wochen nicht nur den normalen Weg des Fastens zu gehen, sondern auch vier Wochen völlig auf Zucker (in diesem Falle Industriezucker, nicht zu verwechseln mit Fruchtzucker oder natürlichen Arten von Zuckern in Obst und Gemüse) zu verzichten. Mein ganzes Leben lang kenne ich Zucker (ist ja auch in allem drin von Senf bis Wurst) und kam noch nie auf den Gedanken, mich einmal wenigstens für kurze Zeit aus dieser Sucht zu verabschieden. Aber mein Gewissensspiegel hatte mich jetzt darauf aufmerksam gemacht und so wage ich es.
Nun zu meiner Frage:
Ich lebe jetzt schon zehn geschlagene Tage (was viel ist für mich, denn ich bin Zucker-Fetischistin) ohne Zucker und heute morgen beim Trinken meiner leckeren Vollmilch (3,5 % Fett (jippieh)) merke ich auf einmal, daß sie ganz süßlich nach Kokos schmeckt. Ich denke also, daß ich Hallos habe, aber das geht jetzt schon den ganzen Morgen so.
Jetzt frage ich euch, ob:
a) wie Silin sagt, meine Geschmachsnerven irritiert sind und sich das wieder gibt, im Laufe des Fastens oder danach,
b) Milch immer nach Kokos schmeckt, ich diese Realitätenseite von ihr noch nicht kenne, wobei ich mich frage, wie schmeckt sie, wenn ich kein Fett mehr esse, kein Eiweiß, ist das dann auch jedesmal anders,
c) vielleicht Kokos-Milch in dem Beutel war und mich der Milchabfüller vewirren will oder
d) alles ganz anders ist und ich in einem Realitätswirbel bin.
Antworten aller Couleur sind gerne willkommen, liebe Grüße Torweg.
Ausschnitt Beltainé III - Der Weg / chrismegan
Immer wieder habe ich eines ganz und gar aus meinen Gedanken verdrängt.“
Der Flötenspieler fragte nachdenklich:
„Was?“
Gealán lachte stolz.
„Daß diese zwei Augen meine Augen sind. Daß ich alles, die ganze Welt nur mit meinen eigenen Augen sehen kann.
Nimm den grünen Apfel dort. Für mich ist er grün, für dich ist er vielleicht gelb und der Apfel selbst denkt, daß er rot ist.
Aber wer hat nun recht?
Ist ein Mensch, den ich als jung empfinde, wirklich jung oder empfinde ich das nur, weil ich glaube, ich sei alt?
Es ist gleich, ob der Apfel grün, gelb oder rot ist, solange ich ihn einfach als Apfel annehme und nicht versuche ihn zu etwas zu machen, was er nicht ist.
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Diskussionsverlauf:
- Geschmacksrealitäten ~ Torweg - 10.07.2003 10:14 (15)