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Wieder einmal: Alles recht unausgegoren

Jassu schrieb am 15. Januar 2003 um 18:22 Uhr (467x gelesen):

Ich habe noch nicht nachgezählt, aber in der Bibel gibt es auch jede Menge ähnlich brutaler und intoleranter Passagen! Von dem Typen, der fürs Holzsammeln am Sabbat gesteinigt wird, über "Die Hexen sollst Du nicht leben lassen!" bis hin zu dem Völkermord an den Ureinwohnern des gelobten Landes. (Dort läßt YHVH sogar die Sonne einen Tag lang nicht untergehen, damit die Israeliten ihr blutiges Werk auch wirklich gründlich erledigen können. Und zwar durchaus auch FRAUEN UND KINDER!)Immer wieder werden Andersgläubige ausgetilgt, oft auf äußerst brutale Weise - und zwar mit derselben lächerlichen Entschuldigung, die auch ein fundamentalistischer Moslem abgeben würde: Weil sie nicht den EINEN WAHREN GOTT verehrten.

Etymologisch hängt die Bezeichnung "Allah" eng mit dem Wort "Elohim" zusammen, also eben jener Bezeichnung, die zu biblischen Seiten für den "HERRN" verwendet wurde. Als Wortsilbe "el" ist dieser Gott übrigens auch Bestandteil vieler Namen, von den ganzen biblischen Engelsbezeichnungen bis hin zu solch "urdeutschen" Namen wie Hannelore (!). Man könnte fast meinen, Allah habe noch mehr mit dem alten hebräischen Glauben zu tun als das Christentum...
Denn der Jesus jener Bibelzusammenstellung, die von den meisten Christen unserer Tage als "Wort Gottes" verstanden wird, ist ein ziemlich wildes Amalgam aus Mithras, Horus und ähnlichen Gestalten der heidnischen Antike. Für die meisten Christen spielt das Leben Jesu kaum eine Rolle, da prinzipiell nur noch auf den Opfertod geschaut wird. Alle Taten zu Lebzeiten sind dabei nur noch schmückendes Beiwerk, eine Art Vorausdeutung auf die spätere "Reinwaschung durch das Blut". Und das Wort "Gott" oder auch "der HERR", wie es in den meisten Übersetzungen zu finden ist, deutet natürlich lediglich auf ein "YHVH" im Originaltext hin, zumindest im Hinblick auf die alttestamentarischen Schriften.

Ein Vergleich der "Unterdrückung" durch den Islam mit dem (nach "christlichem" Verständnis wohl ebenfalls "satanischen"???) Kommunismus kommt (natürlich) aus dem Land der Freien und der Heimat der Tapferen, jener Nation, die seit nunmehr fast zweihundert Jahren todesmutig für das Gute kämpft: Den US von A, die gerade wieder einmal dabei sind, ein paar weitere Schurken von der Landkarte zu tilgen. GOD BLESS AMERICA!
Mir erschiene im Hinblick auf Unterdrückung ein Vergleich mit den anderen beiden monotheistischen Religionen viel eher angebracht - denn die untergeordnete Rolle der Frau ist z.B. sowohl im Judentum als auch im Christentum tief verwurzelt, und wurde quasi nur vom Islam übernommen. (Wobei dieses Phänomen wohl eher in der nahöstlichen Kultur als in der Religion verwurzelt ist, und wohl gewissermaßen als "Legitimierung" als gottgewollte Institution in den einzelnen Glaubenssystemen verankert wurde. Ähnlich lief es ja auch mit den Kasten in Indien...)

Fundamentalismus ist hingegen in jeder Religion ein Problem - aber das ist keine Besonderheit des Islam. Wenn ich in den Straßen meiner Heimatstadt irgendso eine bleiche Gestalt auf der STraße sehe, die mit einem riesigen "JESUS LIEBT EUCH!"-Plakat durch die Gegend wankt und mit haßverzerrtem (!) Gesicht gegen die ganzen perversen Schwulen und Katholiken wettert ("SODOM UND GOMORRHA! O HERR, TILGE SIE AUS DEM BUCH DES LEBENS!"), bekomme ich auch ein klein wenig Angst, daß die sich irgendwann alle zusammentun und auf Ketzerjagd gehen. Kennt jemand von euch zufällig die grandiosen Comics des Jack T. Chick? Dieser nette amerikanische Christ zeichnet kleine Bildergeschichten (oder Traktate, wie er sie selber nennt), in denen z.B. aufgeklärt wird, daß Moslems den "Mondgott" anbeten, Schwule in die Hölle kommen und Rollenspiele eigentlich nichts anderes sind als Rekrutierungsstellen des Satans. Sucht mal im Internet danach, z.B. unter "Dark Dungeons", einem echten Klassiker der neueren Literatur.

Liebe Grüße,
Jassu

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