re[3]: den Wert erkennen
myrrhe schrieb am 25. Oktober 2005 um 20:50 Uhr (845x gelesen):
Hallo Jan,
die Idee des Restaurants finde ich super! Irgendwie merke ich daran, daß wir alle verlernt haben, den Wert einer Leistung wirklich zu definieren. Die Ursache dafür ist auch logisch: Für alle Leistungen werden uns festgesetzte Preise genannt, wobei wir genau wissen, daß die meisten Preise, auch und gerade für Gegenstände, bei Gott nicht ihren objektiven Wert bedeuten, sondern einen vom Marketing bestimmten Preis. Das verunsichert. Wir entfernen uns mehr und mehr von der Basis, der Wertigkeit des Daseins, der Handlungen.
Umso mehr finde ich solche Ideen, wie das von dir genannte Restaurant sie umsetzt, begeisternd. Jetzt muß sich jeder echt überlegen: was ist mir die Leistung des Lokals wert? wie habe ich mich gefühlt, wie war der Service, wie war das Essen? und sich dann trauen, das umzusetzen. Da hilft kein Schielen auf andere ("was zahlt der Nachbar?"), da muß man selbst-verantwortlich agieren. Und das ist dann letztlich für beide Seiten lehrreich ...
Irgendwo in Österreich gibt es auch ein Dorf, das ohne Geld auskommt. D. h. innerhalb des Dorfgefüges wird nur mit Leistung-Gegenleistung bezahlt. Z. B. kauft jemand im Einzelhandelsgeschäft Nahrungsmittel ein - und pflegt dafür den Garten des Besitzers. Der Arzt des Dorfes wird mit lokalen Nahrungsmitteln bezahlt. Usw. Es soll, angeblich, wunderbar funktionieren - und die Dorfbewohner haben ein anderes Gefühl für Leistung entwickelt. Und mich erinnert es an einen Kärntner Landarzt, der vor ca. 30-40 Jahren oft genug von den Bauern statt mit Geld mit selbstgeräuchertem Speck und Bauernwurst *hmmm* bezahlt wurde. Ob das heute überhaupt noch denkbar ist auf dem Land? ich weiß es nicht, ich denke aber, nein ....
Ja, ich meine, wir alle (ich schließe mich da in keiner Weise aus) behandeln das Thema "Geld" oft viel zu selbstverständlich - eben weil es uns vorgekaut wird ...
viele Grüße,
myrrhe
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