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Macht - verfallen
Max schrieb am 6. Februar 2004 um 13:04 Uhr (510x gelesen):
Hallo Myrrhe,
ich habe einmal mit meinem lieben Opa, der leider nicht mehr lebt, über eine Verhandlung gesprochen, an der ich teilgenommen hatte. Dort war ein etwa 20-jähriger Junge angeklagt, weil es unter Speed-Einfluss Auto gefahren ist. Also nichts tragisches, denn er hätte nur einen kurzen Weg (einige 100 m) gehabt etc. etc. Der Richter hat sich dann richtig geil gefühlt (wir waren mit einer etwas größeren Gruppe dort) und ihn Sachen gefragt, die mit dem eigentlichen Fall NICHTS zu tun hatten, Sachen die ihn nichts angingen, die er nur zur Machtdemonstration und –selbstbestätigung gefragt hatte. Als ich meinem Opa das erzählte, meinte er "Pass nur auf, dass du nicht mal so einer wirst". Für diese Worte bin ich ihm heute sehr sehr dankbar. Damals sagte ich "Das kann ich dir, glaube ich, garantieren" – heute weiß ich, dass ich tatsächlich aufpassen muss.
Liebe Grüße
> Hallo Max,
> es geht nicht so sehr um Macht, sondern darum, wie man mit der Macht
> umgeht. Eigentlich ganz einfach ... Verwendet man Macht, um damit bewußt,
> aus Eigennutz, anderen Menschen zu schaden, sie zu unterdrücken, in ihrer
> Freiheit einzuschränken, so handelt es sich um Mißbrauch der Macht.
> Verwendet man sie, um damit gemäß seiner eigenen Herzensliebe zu
> handeln, zum Wohle anderer, ist es kein Mißbrauch. Genauso ist es mit
> Magie: Sie ist an sich nichts Schlechtes - wenn sie im Einklang mit den
> Kosmischen Gesetzen verwendet wird; zur Schwarzen Magie wird sie, wenn
> sie mißbräuchlich verwendet wird, um die Rechte anderer einzuschränken.
> Was Deinen Wunsch, Richter zu werden, betrifft, so solltest Du Dir voll und
> ganz im klaren sein, warum Du diesen Wunsch hast. Was machst Du mit der
> Macht, wie stehst Du anderen Menschen gegenüber, besonders ihren Taten?
> Möchtest Du "die Welt verbessern", Täter "hinter Schloß und Riegel bringen" ...
> etc. (mal plakativ gesprochen). Das sehe ich persönlich als vordringlich, noch
> vor aller Büffelei. Was treibt Dich dazu, wie ein Wilder zu rackern, nur um
> Richter zu werden?
> Was das Karma angeht, so geht es wieder nur darum, wie Du Deine Macht als
> Richter verwendest. Kannst Du Dein Ego, gegebenenfalls Ressentiments, bei
> einem Urteil völlig ausschließen, nur den Gesetzen folgen, kannst Du auch
> nüchtern bewerten, Herzensliebe walten lassen? Geht es Dir rein um die
> Bestrafung einer Tat - oder um die Bestrafung des Täters? Eine schwere
> Aufgabe, wenn man die Opfer sieht ... wer wird da nicht Mitleid haben und
> eventuell zu hart umgehen mit einem Täter?
> Karma lädst Du jedenfalls dann auf, wenn Du aus Dir selbst heraus, unter
> Ausnutzung Deiner Macht, ein Urteil sprichst, wenn Du sozusagen selbst
> beteiligt bist, anstatt nur nach den Gesetzen selbst zu gehen; wenn Du dem
> Täter "eins auswischen" willst, mehr als es sein müßte (ich bin kein Jurist,
> daher meine etwas simple Ausdrucksweise)... .
> Lieben Gruß, myrrhe

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