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re: langer text, viel von mir, nützlich für dich?
gnomi schrieb am 19. Oktober 2005 um 20:45 Uhr (509x gelesen):

hallo minze,

weißt du, du bist damit nicht allein. ich hebe mal die hand und winke dir zu :)

ich selbst komme aus einem.....buntgemixten, aber doch sehr guten elternhaus.
meine eltern hatten sehr gute berufe, sind sehr gebildet und erwarteten das auch von ihren kindern.
es wurde einfach erwartet, dass man funktioniert und tat man es nicht, so gab es was hinter die löffel.
ich müßte weit ausholen beim erzählen.....aber ich denk du verstehst was ich meine.
durch die ganzen erwartungen an die kinder und die verschiedensten daraus resultierenden probleme (weil wir oder alle, eben nicht der abklatsch eines elternteiles sein können) bekamen wir kinder selbst probleme.
probleme mit uns, probleme unseren weg zu finden.

denn (ich spreche nun mal nur für mich) als ich zu hause auszog, war mein werdegang geplant. obwohl ich meinen eltern tausendmal erklärt hatte, warum ich nicht stewardess werden möchte.....zogen sie es durch und so bewarb ich mich. ich hätte es durchaus schaffen können, würde heute durch die lüfte fliegen.....aber damals hatte ich eben andere vorstellungen. und somit war das von vornherein zum scheitern verurteilt.
und zwar durch mich und meine sperre in mir.
ok weiter ging es mit *postbotin*....bei der post bist du sicher im job, sagte mein dad.
auch darauf hatte ich überhaupt keinen nerv. hab es ebenfalls nicht angefangen.
ich wollte photografin werden.
naja klar mit drei vier läppischen bewerbungen hat man auch damals noch keinen platz bekommen;)
ich resignierte und einigte mich auf *fremdsprachenkorrespondentin* mit meinen eltern.
irgendwann wurde das richtig havy, hinzu kam eine schwere krankheit.....naja und da meine eltern sehr viel geld für die ausbildung bezahlten, traute ich mich damals nicht zu sagen: hört zu, ich nehme am unterricht nicht mehr teil.
nein statt zu sagen: ich such mir was anderes......., verheimlichte ich es, dass ich nicht mehr dorthin ging.

nun es kam irgendwann raus und es gab...logisch...tierischen ärger.

sie waren so sehr enttäuscht von ihrer tochter....oh ja, das ließen sie mich auch spüren!!!
kind ich bin enttäuscht von dir, kind was tust du uns an. kind du wirst es nie zu etwas bringen....blablablabla.

nun ich suchte mir dann einen kreativen beruf aus und machte eben ein jahr später meine ausbildung.
das war ihnen nicht gut genug, eine solche ausbildung.....ohhh neee doch nicht IHRE TOCHTER!!

ich blockte all das ab und zog es durch.....danach versuchte ich darauf aufzubauen....um meinen eltern einen gefallen zu tun, um ihre ehre zu retten (so ein quatsch!!! aber ich dachte damals echt so)
nun.....und jemehr ich mich anstrengte und immer darauf bedacht war ihnen alles irgendwie recht zu machen, um so tiefer fiel ich.
und ab da suchte ich mir echt die bekloptesten jobs aus um meinen eltern sagen zu können: schaut ich mache nun dies und jenes.

ich merkte irgendwann selbst, dass mich mein eigenes verhalten und das meiner eltern .(....so vonwegen : schaut alle her, meine tochter arbeitet beim xxxxxverlag, oder beim herrn sowieso....oder oder......). regelrecht ankotzte.

also hörte ich auf. und nun gab es absolute geldsperre.
und da ich aufgehört hatte, war ich arbeitslos geworden.
was nun???
also ging ich in die fabrik arbeiten und da war ich unten durch, zumindest bei meiner mutter. ich verdiente sehr gut. aber das war in den augen meiner mutter egal. kind das hast du doch nicht nötig. was haben wir nur falsch gemacht bei dir??? ach ich konnt das alles nicht mehr hören.....und trotzdem bekam ich nach einigen jahren einen anfall von: ich und lebenslang fabrik??
Neeee!!!
ich kann mehr!!!

also weg von der fabrik und ab in weiterbildungen.....soooo viele:))))
irgendwann bekam ich ein angebot in der it branche für eine umschulung, ich schaffte alle prüfungen und war drin.
als ich erfuhr, dass ich es geschafft hatte, aus eigener kraft eine solche ausbildung machen zu können, rief ich alle an und erzählte es stolz.

und da war es wieder....diese frage: was machst du denn hier gnomi????
ich wußte gar nicht mehr wirklich WAS ich eigentlich wollte, aber ich wußte ganz sicher, dass es DAS nicht war!!!
mir wurde in dieser zeit einiges bewußt, vielleicht lag es daran dass diese zeit meine bislang schwerste lebensphase war.
denn genau das selbe was mit beruf ablief, lief in allen anderen richtungen ab.
ob es um freunde ging, um freizeit, um hobbies, um lebenspartner....immer das gleiche.
immer war es gefärbt von elterns seite oder gefärbt von anderen.
nun irgendwann brach ich zusammen unter all diesen aufgesetzten lebensbereichen.....und mein körper signalisierte mir damals: absolute ruhe!

und ich fing an mich zu suchen.....und ich krempelte mein gesammtes leben um, mit hilfe von vielen menschen. menschen die es vielleicht gar nicht wissen, wie sehr sie mir geholfen haben damals.....aber sie haben manchmal alllein durch ihr sein, durch eine kleine email, oder durch streitgespräche, oder ein nettes gespräch usw. mir dabei geholfen schritt für schritt zu mir zu finden.

beruflich entschied ich mich für einen drecksjob. ich ließ es einfach laufen und sagte mir: ok, den job der mir angeboten wird, den nehme ich.
tja und wie das leben spielt, bekam ich einen.....wofür ich mich anfangs schämte.
aber durch die entwicklung die ich durchlief, machte mir meine arbeit sogar spass und ich stand dazu.
sicherlich haben viele menschen gesagt: oh mein gott, gnomi, warum???
du hast die besten karten in der hand gehabt und wirfst sie weg?
auch arbeitgeber wollten mich nicht einstellen, weil ich überqualifiziert bin.
aber ich wollte arbeiten, und so testeten beide seiten ob das gut ginge.
es ging gut:)

und die menschen um meinen job herum, also die die andere jobs machen, aber zwangsläufig mit mir zu tun haben, bauten mich täglich auf, wenn ich wieder in den *vor scham in der erde versink- anfall* bekam.

plötzlich waren da menschen, denen es schite egal war, was ich beruflich mache....sie mochten mich wie ich bin. und sie fanden es klasse, was ich da mache.

so und nun zurück zum anfang dieses ellenlangen postings:

stewardess wollten sie als tochter....ich arbeite heute bei einem sehr großen unternehmen, was sich mit Flug befasst. ich bin ein ultrakleines lämpchen dort, aber ich bin dort angekommen;) und irgendwann werde ich vielleicht selbst mal fliegen....wer weiß:)


photographin wollt ich werden....das ist mein hobby. ohne photoapparat bin ich inzwischen schon fast krank :))

in einer poststelle arbeite ich auch zwischendurch....also häten wir auch das thema postbote durch;) (abstrakt gedacht)

alle anderen dinge die erwartet wurden von mir und wo ich der meinung bin, dass das heute etwas wäre für mich, kann ich nebenberuflich machen. also neben meinem derzeitigen beruf.

irgendwie ist es gut, dass alles so drunter und drüber lief.....denn alles was ich durchlaufen habe egal in welchem bereich hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.

und meine eltern?? sie sind stolz auf mich und achten mich. denn ich sitze niemandem auf der tasche, ich arbeite sehr hart für mein geld....und ich gehe sehr ehrlich mit ihnen um. kurz gesagt ich lebe, und das sehr glücklich seit geraumer zeit.

ich bin ich und das strahle ich wohl auch inzwischen aus.
und ist es nicht komisch, dass meine eltern heute stolz sind?
dass meine eltern mich so lieben wie ich bin....einfach weil ich meinen weg gehe.
sie selbst haben umgedacht :)

ich habe auch noch geschwister, die von anfang an studiert haben. die einen waren erfolgreich....die anderen haben sich ebenfalls vertan. die einen haben sich gefunden, die anderen suchen sich noch.

eigentlich ist es ganz einfach.....wenn man den satz schon im kopf hat, so wie du minze.....dann dauert es nicht mehr lange, bis du dein leben umkrempelst;)

ein rezept kann ich dir nicht geben, aber einen teil meiner lebensgeschichte, einen klitzekleinen teil. vielleicht findest du etwas, was dir weiterhilft....

abschließend noch: ich fand es damals sehr wichtig, einen absoluten cut zu machen, alles hinter mir zu lassen und neu zu beginnen.
offen auf das neue zuzugehen. und es dann machen und durchziehen, ganz egal was andere dazu sagen!
und nach geraumer zeit zurückschauen und mal nachsehen, ob alles was man mal getan hat wirklich so sinnlos war. denn vieles was man angefangen hat....und vielleicht aus den genannten gründen unterbrochen hat....bringt einen zu sich selbst.
auch einen kurs den man nicht zu ende macht, schenkt einem wichtige dinge für das leben.....was du aus dem kurzen Kursbesuch für dich mitgenommen hast, wirst du irgendwann sonnenklar erkennen.

nun habe ich genug geschrieben:)))) *bauch halt vor lachen*

meine güte, das floß jetzt aber:))

lieben gruß
gnomi




















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