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Re: Trauern
Claudia N. schrieb am 8. Juli 2004 um 10:59 Uhr (870x gelesen):
> Nach 25 Jahren sind sie jetzt soweit, dass sie (meine Familie, oder besser: was davon noch übrig ist) ganz vorsichtig mal kurz hin-, aber auch schnell wieder weggucken, was das Thema angeht, dass es noch mehr auf der Welt gibt als das, was das menschliche, stoffliche Auge sehen kann.
Bei mir ist es so, dass meine Mutter damit noch am ehestens etwas anfangen kann, aber da ist es auch kein echter Gedankenaustausch, sondern ich erzähle, was ich erlebt habe, und sie hört es sich staunend an, bestätigt zwar, dass sie auch daran glaubt, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt als wir mit bloßem Auge wahrnehmen können, findet meine Erlebnisse aber trotzdem irgendwie unglaublich und tut sie auch gern mal mit schlecht geträumt" ab.
> Hmmm... Ich kenne Deine Oma nicht, aber ich finde dennoch, dass das harte Worte sind. Noch ist nicht aller Tage Abend, und jeder Mensch hat in jeder Sekunde seines Lebens die Chance, diese oder jene Einsicht zu gewinnen... und das kann manchmal rasend schnell gehen!
Ja, meine Worte sind da wirklich sehr hart, aber wie du schon sagst, du kennst meine Oma nicht! ;o) Sie ist ihr Leben lang ein sehr depressiver selbstmitleidiger Mensch gewesen, was nun im Tod und Trauer um meinen Onkel seinen absoluten Höhepunkt erreicht hat. Wenn du dein Leben lang einen Menschen nur heulend und jammend und weltanklagend kennst, der immer nur die Schuld für sein eigenes Unglück bei allen anderen sucht, nie bei sich selbst, dann geht einem leider irgendwann das letzte bisschen Mitgefühl oder Verständnis für diesen Menschen verloren. Sie ist dabei auch noch sowas von aggressiv und rücksichtslos in Bezug auf die Gefühle anderer, dass ich da inzwischen auch nur noch bockig drauf reagieren kann.
Ich habe z.B. mehrfach versucht, sie zu trösten und ihr zu sagen, dass ich davon überzeugt bin, dass mein Onkel jetzt da draußen irgendwo ist, auf uns hinabblickt und GLÜCKLICH ist, und dass wir alle doch auch erleichert sein müsen, weil er nicht mehr leiden muss hier unten in seinem von Krankheit und Schmerz zerfressenen Körper. Ihre Reaktion darauf ist, dass sie mich mitten im Satz unterbricht und anbrüllt: "Claudia, du glaubst auch an den Weihnachtsmann, oder? Es gibt keinen Gott und es gibt auch kein Leben nach dem Tod, BEGREIF das doch endlich! Dieses Leben ist Scheiße und ich wäre froh, wenn mich endlich auch der Blitz träfe und ich endlich tot wäre, damit ich es endlich hinter mir habe, und wenn ich nicht so ein verdammter Feigling wäre, würde ich es selbst beenden!"
Ich sagte ihr darauf, dass ich denke, Selbstmord ist für mich eigentlich nur dann legitim, wenn es wirklich aus gesundheitlichen Gründen keinen Ausweg mehr gibt (wenn man z.B. weiß, dass man ansonsten bald qualvoll dahinsiechen wird), und dass es ansonsten nur feige ist, dass dieses Leben gelebt werden muss mit allen Höhen und Tiefen und dass wir gerade an den Tiefschlägen auch wachsen. Ihre Antwort: "Selbstmord ist nicht feige, das ist mutig! Weißt du, wieviel Mut dazu gehört, das zu tun? Ich ziehe vor jedem Selbstmörder den Hut!"
Sorry, aber mit so einem Menschen kann ich nicht reden, dazu fällt mir dann leider auch nichts mehr ein, was ich noch erwidern könnte und dabei NICHT in Streit ausartet. :o(

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