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re: wo kommen böse leute hin?
Chord * schrieb am
4. Dezember 2007 um 11:32 Uhr (1054x gelesen):
> kenne jemanden,der mir in meiner kindheit was angetan hat(missbraucht).ich war nicht die einzige!er lag schon länger in einem speziellen heim,da er anscheinend an alzheimer erkrankt war!
> habe erfahren,daß er jetzt vor ca. 2 monaten gestorben ist!
> ich hasse ihn dafür,was er mir angetan hat,auch wenn es so lange her ist!
> mein leben ist seit dem 7/8 lebensjahr nicht mehr normal verlaufen!
>
> meine frage ist nun-
> wo kommen solche leute hin,oder was passiert mit ihnen???
> bekommt er seine strafe für alles was er getan hat?
> oder wird im verziehen?
> was genau passiert da oben oder unten?himmel oder hölle-oder was gibt es überhaupt?
>
> ich bitte euch mir rasch zu antworten,von leuten die sie da wirklich auskennen!
> danke
Hallo Melanie,
vorweg: ich gehör nicht zu denen, die sich "da wirklich auskennen" - vielleicht kannst du trotzdem ein bisschen was mit meiner Antwort anfangen.
1. Dein Hass ist normal und berechtigt, nach solch einem Erlebnis.
2. Dennoch solltest du daran arbeiten, ihn aufzulösen und dir die Zeit nehmen, die dafür nötig ist - gerade bei solch ganz traumatischen Schicksalsschlägen geht das nicht immer ohne Hilfe. Aus den Erfahrungen aus meinem Umfeld und auch mit Menschen, die ich online kennengelernt habe, scheint eine der wirksamsten psychologischen Hilfsmethoden derzeit in EMDR zu bestehen - wieweit das für dich zugänglich ist, weiß ich nicht. Die ist als Methode an sich eigens für die Verarbeitung solcher Trauma entwickelt worden. Sollte die Methode derzeit für dich unzugänglich sein, macht es durchaus Sinn, eine andere zu versuchen (ich persönlich würd weit eher zu Gestalttherapie als zu psychoanalytisch orientierten Methoden raten, aber ich bin Laie) - dann ist aber die Qualität des Therapeuten, der Therapeutin umso wichtiger - nur "nett und sympathisch" sein reicht da nicht, also erkundige dich ziemlich genau, wie er/sie arbeitet. Manche Menschen schaffen es auch alleine, da rauszukommen, aber meist dauert es dann länger und vielen gelingt es leider auch nicht.
3. Viele Missbraucher wurden selbst missbraucht - dieser Kreislauf sollte unterbrochen werden.
4. In Schilderungen von Nahtodphänomenen ist oft die Rede davon, dass das eigene Leben szenenhaft wie in einem Film, aber viel plastischer, so als ob man mittendrin ist, vor einem abläuft - und nicht nur vor einem, sondern mitunter auch, dass man sozusagen auch wieder zum Akteur wird, nur zu dem auf der anderen Seite. Oft ist von einem "Zeitraffer" die Rede. Das ist wohl eine nachträgliche Interpretation, weil man das eigene Leben nicht 1:1 erleben kann in so kurzer Zeit. Aber vermutlich wohl doch. Also geh davon aus, dass der Mann das, was er angetan hat, auch sieht und mitkriegt, was er anderen angetan hat, und dass er es nicht nur durch "seine" Augen sieht, sondern auch aus den Augen und Gefühlen des/der Opfer heraus. Wenn du so willst: er wird möglicherweise 1:1 dasselbe durchmachen. Wissen tu ich das natürlich nicht, aber es erschiene mir nachvollziehbar und plausibel und wird auch in jenen Schilderungen sehr ähnlich berichtet. Wobei Nahtod und Tod natürlich nicht ident sind. Ob es tatsächlich so ist, weiß ich nicht. Vielleicht ist es auch ganz anders, und Vergebung und Reue spielt eine viel größere Rolle. (Was ich eigentlich schön fände.) Vielleicht wirst du eines Tages gar nicht mehr wollen, dass er büßen muss, vielleicht hat er all das, was er anderen angetan hat, eines Tages aus tiefstem Herzen bereut.
5. Papst Johannes Paul II. hat etwas zu Himmel/Hölle geschrieben, aus dem ganz klar hervorgeht, dass das keine "lokalisierbaren" oder für Drohungen geeigneten "Orte" sind, sondern dass sich das in einem selbst abspielt - auch nach der gültigen Lehre der katholischen Kirche. Ob es "Strafen" gibt im Jenseits und in welcher Form - keine Ahnung. Ich persönlich glaub jedenfalls nicht dran, dass Leute in ihrem "Sterbealter" festgefroren werden - sprich, der Mann, der sowas Schreckliches begangen hat, ist ein Teil, daneben gibt es ein unschuldiges Kind, das er mal war, und und und - vielleicht auch all das, was er, wenn er sich an Weggabelungen seines Lebens anders entschieden hätte, geworden wäre und das spielt wohl eher gleichzeitig eine Rolle. Ist aber natürlich spekulativ unter der Vorasussetzung, dass ein "Ich" überhaupt im Jenseits erhalten bleibt. Es sind ja auch ganz andere Jenseitsmodelle denkbar.
Alles Liebe,
Chord

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