Re: Das Grauen...
Lord Byron schrieb am 1. Oktober 2004 um 19:37 Uhr (537x gelesen):
Könnt ihr mir vielleicht sagen, warum ...viele Menschen Angst vor Leichen haben und ihren Anblick sehr grauenvoll und negativ auffassen?
Ethernity hat es eigentlich schon auf den Punkt gebracht. Wie schon aus Prattchett´s "Mort" sagt da der Gevatter Tod: Es gibt keine Gerechtigkeit, es gibt nur mich (na, sinngemäß *g*). Der Tod kommt zu uns allen und der tod eines lieben Menschens konfrontiert uns damit, das auch wir nicht unsterblich sind. Das man eine unsterbliche Seele hat ist für viele nicht der beste Trost. *g* Man lebt hier und man möchte es weiterhin. Und auch nicht jeder glaubt an Reinkarnation, manche glauben auch, das es nach dem Tod nichts mehr gibt, es endet, wenn dein Herz aufhört zu schlagen. Sich seinem eigenen Tod zu stellen oder den Gedanken zu ertragen, das man nur ein kleines Licht ist, was auch verlöschen muß ist schon eine harte Sache die auch eine Entwicklungsstufe darstellt. Der reiche und der arme Mann sterben, keine Macht, kein Geld der Welt kann dies aufhalten, es ist das endgültig, was erschreckt.
Ich verstehe die Angst der menschen vor dem Tod...was ich nicht verstehen kann, ist, wie man Angst vor einem bereits toen Menschen haben kann...?
Ich bin nicht sicher ob es tatsächlich Angst ist, was die Menschen haben, wenn sie eine Leiche ansehen. Es spielt ja auch mit rein, wie dieser Mensch gestorben ist. Nur wenige Menschen haben das Glück in einem hohen Alter ruhig zu entschlafen. Viele sterben, wegen Unfällen, Krankheiten, Selbstmorden ... ein Mensch, den man vielleicht voller Lebenskraft kannte und der mit einer tödlichen Krankheit abnahm, dahinsiechte und verstarb verunsichert seine zurückgebliebenen Lieben. Die meisten möchten nur die Erinnerung des Menschens, der er einmal war im Herzen behalten. Die Konfrontation mit der Leiche ist für viele zu Grausam.
Und noch eines: Der Tod ist "sauber" in unserer Gesellschaft geworden. Die Leute sterben in Krankenhäusern, alte Menschen werde in Seniorenheime gebracht weil man sich nicht mit ihnen abmühen möchte oder kann. Es gibt keine Großfamilien mehr, die noch unter einem Dach wohnen hier in Deutschland wo die Familie aktiv die Jugend und das Alter erlebt. Der Tod ist etwas natürliches, aber er wird nicht mehr als solches aufgefaßt. In anderen Kulturen wird besser damit umgegangen als in den westlichen Ländern. Und es gibt nur eine geringe Zahl von Menschen, die ihre alten oder kranken Familienmitglieder nach Hause nehmen um sie dort sterben zu lassen. So ist das nun einmal.
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