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Die Kunst des Handlesens (*)
Re: Anschläge
Fibie schrieb am 13. September 2001 um 14:40 Uhr (345x gelesen):
> Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass die Leute die anderen Arroganz vorwerfen diese meist selbst viel staerker an den Tag legen.
---Nicht Arroganz von meiner Seite. Du weißt nicht, wie es mir ging, Du weißt nicht, wen ich wo kenne.
Nur: Hier ging es um eine Glaubensfrage, und ich habe verschiedene Ansätze dargestellt.
Denn diese Situation heranzuziehen für die Nichtexistenz Gottes scheint mir ein wenig zu einfach, findest Du nicht?
Warum gerade jetzt diese Frage?
Warum nicht bei den kleinen Mädchen, die vergewaltigt und ermordet werden?
Warum nicht bei den Kriegen, die im nahen Osten ständig brennen?
Diese Frage gerade erst jetzt zu stellen, ist mir zu fadenscheinig.
> Menschen, die so ein Leid erfahren haben auf die Art und Weise abzukanzeln wie du es in deinem Beitrag tust finde ich unverantwortlich.
--- Ich kanzele niemanden herab, und es tut mir leid, wenn Du es so aufgefaßt hast.
Und daß diese Menschen, sofern sie denn überhaupt an Gott glauben, ihn fragen, warum er dies zuließ, kann ich mehr als nachvollziehen.
Aber dies Ereignis herzunehmen, damit jemand seine These untermauern kann, daß es ja keinen Gott gäbe...
Tut mir leid, nein - das kann ich nicht nachvollziehen. Dann waren alle anderen Morde etc. also in Ordnung?
Somit wird mit zweierlei Maß gemessen, und das widerstrebt mir.
>Wir alle sollten versuchen zu diesem Zeitpunkt eine Stuetze und Hilfe fuer die Schwaecheren und Trauernden zu sein und ihnen nicht mit einem erhobenen Zeigefinger kommen.
---Du hast recht, und ich nehme an, daß Du (und vielleicht andere) das falsch verstanden hast.
Das sollte kein erhobener Zeigefinger sein, sondern nur ein Anstoß, das Ganze auch einmal von einer anderen Seite zu sehen, anstatt gleich jede Hoffnung zu verlieren, sich mit weiterem Haß zu laden, der sich dann zweifelsohne wieder irgendwann entladen muß!
> Sicherlich kann es Karma oder eine Pruefung sein, denn nichts passiert ohne Grund, aber ist das fuer Betroffene so einfach zu verstehen?
---Es ging doch gerade eben nicht um den Schmerz der Betroffenen, genau das ist der Grund, warum ich überhaupt darauf etwas geschrieben habe.
Es ging einzig darum, jemanden anzuklagen ("wie könnte er es rechtfertigen") für das, was passiert ist - und meiner Meinung nach ist der Schuldige hierbei nicht Gott, sondern allein wir selbst.
>Stell dir vor, dein Vater waere in dem Gebaeude gewesen und nun nicht mehr bei uns. Wuerdest du dann auch sagen, dass er es verdient hatte?
> Ich glaube kaum.
---Ich persönlich glaube, daß es nach dem Tod um einiges schöner ist, als hier. Für ihn würde ich mich freuen, auch wenn ich selbst vermutlich vor Schmerz und Trauer gebrochen wäre. Nach meiner Meinung gibt es jedoch nicht den geringsten Grund, für den Toten selbst zu trauern - er wird es sehr gut haben. Aber trotzdem ich dies weiß, kann auch ich mich nicht dagegen wehren.
Aber dies resultiert daraus, daß wir trauern, weil uns "etwas genommen" wurde.
Auch wenn Du es vermutlich nicht so siehst: Meiner Meinung nach ist immernoch jede menschliche Reaktion rein egoistisch - ich nehme mich da nicht aus. Denn im Endeffekt tut man alles nur, um sich besser zu fühlen, ein gutes Gefühl zu haben, bzw trauert, oder ist enttäuscht, oder wütend, weil dies Gefühl einem genommen wurde...
Du sagtest, man solle die Schwachen unterstützen. Richtig, ich stimme Dir zu. Aber nicht, indem man sie bestärkt in ihren Zweifeln, sondern indem man ihnen (welche Religionsrichtung man hierfür auch immer hernehmen mag) versucht, zu vermitteln, daß alles irgendwo seine Richtigkeit, seinen Sinn hat - auch wenn es unendlich schwer fällt, dies zu akzeptieren für die Verlassenen...
Oder glaubst Du, es ist einfacher damit klarzukommen, daß ein geliebter Mensch einfach ohne Sinn verbrannt ist, als wenn man irgendwann akzeptieren kann, daß es in einen Plan paßt, den wir selbst nur leider nicht verstehen können?!
> Ich wuensche dir etwas mehr emotionale Waerme.
---Ich wünsche Dir einen festeren Glauben - was es auch immer sei. Ich glaube auch nicht an Gott, wie ihn die Kirche darstellt. Aber ich glaube an eine Existenz, die wir uns nicht einmal vorstellen können, welche eine lenkende Hand über alles hält. Aber für vieles sind wir auch selbst verantwortlich, müssen die Folgen tragen. Alles hat seinen Ursprung, seinen Grund - sei es Glück, oder eben Leid...
Ich bin emotional, und diese Art von Zweifeln, die immer nur bei großen Katastrophen laut werden, bringen mich einzig in Rage.
Liebe Grüße
Fibie

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