Re: Sterben daheim
myrrhe schrieb am 12. Juli 2004 um 6:50 Uhr (518x gelesen):
Hallo Midnighghost,
ja, absolut, du hast recht, Sterben daheim ist bei uns ein großes Problem.
Dies aber nicht nur wegen des Sterbens, sondern auch wegen der Pflege eines
Todkranken.
Das Problem liegt darin, daß heute die Familien sehr klein sind,
generationengetrennt, und sehr häufig die Partner beide arbeiten. Da bleibt
kein Platz für einen Sterbenden daheim. Ich mußte meinen Job aufgeben, um
bei meinem Mann sein zu können (das war noch lange vor seinem Tod). Und
Pflegekräfte sind nur stundenweise zu bekommen, nicht in der Nacht, und sie
sind teuer. Eine Ausnahme bildet da (in Ö, aber auch nicht in allen Regionen)
das Mobile Sterbehospiz. Ärzte und Schwestern kommen ins Haus und helfen
bei der Pflege, aber auch bei der Schmerztherapie - und sie betreuen auch
die Angehörigen. Da ich allein war, hätte ich meinen Mann ohne die wirklich
aufopfernde - und kostenlose! - Hilfe des Mobilen Caritas-Hospizes nicht zu
Hause sterben lassen können.
Es ging ja um "hexische" Rituale - aber auch als ganz normaler Weltbürger
besitzt man, ganz automatisch, Rituale im Angesicht des Todes. Bei mir
waren es Kerze und Kreuz - und eine recht lange Aufbahrung im Zimmer, so
daß alle engen Freunde, die kommen wollten (es war Samstag, also keine
Arbeit), noch Abschied nehmen konnten. Ein abgerundetes Leben, ein
würdiger Tod: und darauf kommt es an.
Ich hoffe sehr, daß es in Zukunft mehr Möglichkeiten geben wird, einen
Menschen daheim zu pflegen und sterben zu lassen.
Lieben Gruß dir,
myrrhe
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