Re: Ich schrieb von fast keiner kritischen Literatur..
Jassu schrieb am 6. Februar 2003 um 9:22 Uhr (446x gelesen):
Hallo Annemarie,
ich weiss ja nicht, was für Bücher von "zornigen Geistlichen" Du so kennst, aber diese Sorte meinte ich definitiv nicht. Hier geht es nicht um frustrierte (Ex-)Priester, die das Zölibat verurteilen, sondern um ganz rationale Abhandlungen, die z.B. die typischen Mythen von der "göttlichen Inspiration" der Bibel, dem monolithischen Urchristentum und nicht zuletzt auch der in der Bibel dokumentierten (definitiv NICHT historischen) "Geschichte" demontieren. Und da findet man durchaus so einiges: Das sind dann meist jene Theologen, die eben nicht den Schleier des Glaubens über ihren Verstand gelegt haben, sondern sich wirklich kritisch mit der Thematik auseinandersetzten - und darüber u.U. schon beinahe zu Atheisten wurden, jedenfalls vom Standpunkt der Christen aus. Und selbst innerhalb der Kirche gibt es inzwischen Leute, die z.B. die Auferstehung öffentlich als ahistorisch bezeichnen und die Geburtslegende als Lehneinfluß aus dem Mithras-Kult anerkennen.
Nichtsdestotrotz ist das Christentum an sich für mir passé, aus dem einfachen Grund, dass in einer ritualisierten Massenbewegung schlichtweg jedweder spirituelle Ansatz verpuffen muss. Erleuchtung ist immer ein individueller Prozeß, und kaum durch Unterwerfung unter das Joch einer hierarchischen Priesterschaft zu erlangen. Denn selbst der Klerus tut ja nichts anderes, als fossilierte Dogmen im wahrsten Sinne des Wortes nachzubeten.
Wer hingegen einmal einen Eindruck davon bekommen möchte, was für einen hochgradig spirituellen Ansatz Jesus möglicherweise gehabt hat, bevor seine Anhänger ihn in die lächerliche Bühnengestalt verwandelten und eine Volksreligion schufen, der sollte mal das sog. Thomasevangelium lesen. Darin ist meines Erachtens mehr Weisheit vorhanden als in der ganzen kirchlich zurechteditierten Bibel.
Liebe Grüsse,
Jassu

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