Re: Liebe Christen hier im Forum
Füchsin schrieb am 5. Februar 2003 um 10:45 Uhr (476x gelesen):
1.Zitat daraus: "(Wenn aber einmal eine solche "Kristallnacht" gegen das Volk Jehovas stattfindet ist das Geschrei gross)." Der Wind dieses Artikels weht also von den Neonazis her, und über deren Objektivität in Geschichtsfragen hat jeder wohl selbst eine Meinung. Der Artikel wurde von jemanden verfasst, der auch in Geschichte bewandert ist und die Bibel gelesen hat.
2. Die Bibel ist ein Werk verschiedenster Verfasser, und deren verschiedenste Anliegen, das Alte Testament entstand ab frühestens 6./5. Jhd. bis etwa zur Römerzeit, das neue aus mündlichen Überlieferungen, die später ab frühestens ca. 100 n. Chr. verschriftlicht wurden. Das AT ist z.T. Mythologie, z.T. Legende, Sage, Parabel, unreflektierte Geschichte, z.T. Propaganda. Kein Mensch bei Verstand kann alle diese Inhaltsteile gleich wichtig oder gar heilig halten. Einiges ist interessant, anderes nicht. Dass die Völker früher allesamt blutige Barbaren waren, und heute auch noch sind, dürfte auch irgendwo bekannt sein. Die Bibel spiegelt nur die Auffassung und Glaubensvorstellung verschiedenster Menschen zu verschiedensten Zeiten aus dieser Nahost-Region wieder, die meist ägyptische Provinz war, aber auch unter babylonischem, persischem und phönizischem (=kanaanitischem) Einfluss stand. Ein Scherz der Geschichte und nur durch massive Beeinflussung erklärbar ist es, wenn heutige Menschen diese uralten Auffassungen und Legenden ungefiltert für wortwörtlich wahr halten!
3. Glaubensvorstellungen entspringen dem Zeitgeist und entwickeln sich normalerweise weiter (außer ein dummer Fundamentalist dreht die Zeit zurück). Weder die Religionsausübung, noch die Tradition, noch die Vorstellung von Gott ist heute dieselbe wie vor 2500 Jahren. (Dummköpfe ausgenommen.) Der Artikel tut aber so, als ob. Außerdem muss das, was die Verfasser der Bibel schriftlich niederlegten, NICHT der Meinung der Gesamtheit des Volkes entsprechen. Gerade die Hetze einzelner selbsternannter Propheten gegen das "hurerische Volk" belegen das sogar. Aber es gab auch nettere spirituellere Verfasser.
4. Wir trennen nun einmal Jahweh/Jehovah (in Konsonanten geschrieben: JHWH) von der damaligen und heutigen Glaubensvorstellung von Gott. (Was die tatsächliche universelle Gottheit betrifft: die können wir als biologisch beschränkte Menschen sowieso nie zur Gänze erfassen.) Die Region stand unter ägyptischen Einfluss, die Bevölkerung setzte sich aus städtischen handeltreibenden Kanaaniten (Phöniziern) zusammen mit ihrem Hauptgott Baal (dt. "Herr"), aus Einwanderer aus Tigris/Euphratgegend nannten ihren Hauptgott verkürzt "El" (dt. Herr) bzw. wurde die Welt von den Elohim (fem.pl.= göttliche Kräfte, Intelligenzen) erschaffen. Die semitischen Nomaden aus Ägypten nannten in Abwandlung einer Form des Amun-Re den Gott Rah/Jah (in Form eines potenten Stieres oder Schöpfergottheit mit großem Glied). Aber der Name des Stammesgottes ging - mit Ausnahme des Hohepriesters in Jerusalem, der ihn kannte und als einziger aussprechen durfte - verloren, man verwandte prinzipiell den ehrfürchtigen Ausdruck "Herr" (Adonai) bzw. Jesus und die Christen nannten Gott nicht Herr, sondern "himmlischer Vater". Bekanntlich geht das NT von einem liebenden barmherzigen Gott aus.
5. Keineswegs ident mit der 2500 Jahre zurückliegenden Auffassung ist die kabbalistische Vorstellung von einem universellen Gott und die Benützung der Konsonanten JHVH. Wie gesagt, es gibt ja auch spirituell interessante Stellen in der Bibel. Und in anderen alten Büchern.

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